Loslassen

Täglicher Kampf

Auch wenn man genau weiß, was Schönheit wirklich bedeutet, auch wenn einem klar ist, dass eine Essstörung kein Freund ist, sondern einem das Leben zerstört - Es ist unglaublich schwer, sich komplett von ihr zu lösen.

So geht es jedenfalls mir.

Es ist eine dumme... Gewohnheit geworden, ständig über Essen, Gewicht, Kalorien und Bewegung nachzudenken. Dadurch zeigt sich der Suchtcharakter, der die Krankheit wirklich so grausam macht.

Aber genau aus diesem Grund muss sich auch niemand dafür schämen, wenn er die Krankheit nicht direkt nach einem stationären Klinikaufenthalt abwerfen kann.

Ganz sicher nicht, dann wirkliches gesund werden benötigt Zeit, viel Zeit. Ich weiß nicht, ob es Monate oder eher Jahre sind, wahrscheinlich ist es auch von Person zu Person unterschiedlich, vielleicht gibt es auch trotzdem nach Jahren der Verbesserung einen Rückfall, einen Tag des Zusammenbrechens - Aber warum fallen wir hin?

Um wieder aufzustehen.

Und weiter zu kämpfen.

Um gestärkt aus harten Situationen heraus zu gehen.

Ich selbst habe lange gebraucht mich damit abzufinden, dass meine Essstörung nicht plötzlich verschwunden ist, dass ich immer wieder Gedanken und Probleme haben werde.
Aber wisst ihr was?
Darauf kommt es überhaupt nicht an.
Nein, das wichtigste ist eigentlich nur, dass man den Essstörungsgedanken nicht nachgeht, sie zurück drängt, um sich später einem Menschen anzuvertrauen.

Dieses Kapitel ist für all die, die sich wie ich immer gleich als Versager fühlen, sobald nur ein Essstörungsgedanke auftritt. Für die, die sich immer sofort selbst runtermachen, nur weil das Gesundwerden nicht aus einer geraden Linie ins Leben zurück besteht.

Leider ist Recovery nun einmal ein Weg mit Höhen und Tiefen und es ist nicht sofort wieder alles wie vorher.
Natürlich ist es ein täglicher innerer Kampf, der ausgetragen wird, egal, ob man das Normalgewicht bereits erreicht hat oder noch dafür kämpft.
Und das Kämpfen wird auch nicht all zu schnell beendet sein. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht einmal, ob es je 100%ig beendet sein wird.

Aber jeder Tag, an dem man gegen die Essstörung handelt, macht man einen kleinen Schritt weiter in Richtung Freiheit, gibt der Essstörung immer mehr Körbe und lässt ihr immer weniger Chance, Macht über die Gedanken auszuüben.

Wir wollen doch nicht, dass unser Leben so gesteuert wird, dass unsere Gedanken ständig in Richtung Essen abschweifen!
Bitte macht euch das immer wieder bewusst.
Sagt euch, was euch zum Lächeln bringt, was euch freut.
Welche Personen euch wichtig sind.
Was ihr euch von der Zukunft erträumt.
Und macht euch immer wieder auf's Neue bewusst, dass die Essstörung euch ja nur im Weg ist.