Kapitel 5. Schwesterchen

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>Hugo

Es schien relativ klar für uns, um welches Haus es sich handelte. Nicht, weil laute Musik bis in die Straßen runter zu hören war, und nicht, weil wir lauter Betrunkenen begegnet sind. Sondern weil die Partys der Spießer sterbend langweilig waren. Je mehr wir uns dem Haus näherten, desto müder wurden wir. Also schienen wir auf dem richtigen Weg zu sein. Als wir schließlich vor der prachtvollen Villa standen, ging Pollo auf das Gartentor zu.
"Alter, was wird das?" Fragte einer der Jungs, die sich anfangs der Menge anschließten. "Na, ich dachte wir wollten den Kids einen Besuch abstatten?" Fragte er, und ließ seine Hand am Holz der Tür ruhen.
"Sieh zu und lerne." Sagte ich kurz angebunden und lief auf die Haustür zu und klingelte. Nach einer kleinen Pause, in denen die Kerle sich zu mir stellten, erschien ein kleines zierliches Mädchen an der Tür. Sie war ganz süß, das kurze Sommerkleid das sie trug, stand ihr ziemlich gut. Sie sah unds mit großen Augen abwartend an. Freundlich lächelte ich sie an.
"Oh, hay, du bist sicher die Freundin meiner Schwester. Äh, Josie, richtig?" Fragte ich sie überfreundlich legte meine linke Hand auf ihre kleine Schulter, und die rechte ihr entgegen.
"Äh, nein, ich bin Marlen." Sagte sie etwas überfordet, und schüttelte meine Hand. "Schön dich kennen zu lernen, ich bin der Bruder." Sie hielt in der Bewegung inne und sah mich fragend an
"Aber Marina hat doch gar keine Geschwister?" Fragte sie.
Ich blieb ruhig und lächelte sie immernoch an.
"Was? Ach Quatsch, natürlich bin ich ihr Bruder, du kannst sie selbst fragen." Erwiderte ich.
"O-Okay"
Und während sie in der Tür verschwand, und wir hören konnten wie sie etwas in einen hellbelichteten Raum rief, schienen die Jungs keine Geduld mehr zu haben, und strömten durch die offen stehende Tür. Pollo noch dicht hinter mir.
"Du bist verrückt" sagte er mit einem amüsierten Grinsen. Er ging vorraus, und hielt mir wie es ein wahrer Gentleman, der er ja war, die Tür auf, und machte eine einladende Armbewegung.
"Das weiß ich doch." Sagte ich gespielt ernst, und ging ins Haus. Während Pollo hinter mir die Tür schloss, sah ich mich im Haus um. Es war so typisch eingerichtet für eine Familie, dir ihr einziges Kind Marina nennt.
Ich und Pollo betraten den Raum.
Die Jungs von eben haben die Musik anscheinend lauter gedreht, denn nun war sein eigenes Wort nicht mehr zu verstehen. Sie tranken, lachten, aßen alles was sie zu Gesicht bekamen, aber vor allem stürmten sie auf die Mädchen zu, die hilflos von ihnen umzingelt wurden.
Und da sah ich sie. Die schulterlangen Haare die ich doch heute bereits zu Gesicht bekam, wie sie um die Ecke flüchteten. ich sah genauer hin. Nein, sie flüchteten nicht, sie wurden mitgerissen. Anfangs dachte ich einer der Biker hätte sie mit sich gerissen, doch das dunkelblaue Hemd, und die gekämmten Haare, überzeugten mich vom Gegenteil.
Der Kerl, der des Mädchens Arm fest umschlungen hielt, schob eine Glaswand auf, und zog sie in den Garten. Aus Neugier nahm ich die Verfolgung auf, und bahnte mir einen Weg um die rumstehenden Gäste. Als mir einfiel das ich Pollo allein zurück gelassen hab drehte ich mich nochmals um, doch vergeblich, er schien sich ebenfalls für etwas zu interessieren.
Die kühle Abendluft wieder auf der Haut zu spüren tat gut.
Meine Ohren schlossen sich dem Gedanken an, denn hier draußen war es sichtlich ruhiger.
Außer mir, dem kleinen Casanova und dem Limosinenmädchen waren noch weitere Gäste hier draußen. Ich sah umher um die Genannten wieder ins Visir zu nehmen, als ich sie auf einer kleinen Art Brücke über einen Teich erblickte. Das Limosinenmädchen lehnte am Geländer, in der Hand einen großen Milchshake.
Und erneut machte sich mein Mund heute selbstständig. Es interessierte mich ja sowieso, wieso der kleine Casanova wie selbstverständlich seine Griffel nach ihrem Körper ausstreckte, und sie bloß gerötet zur Seite sah.
"So sieht man sich wieder, mein Schneckchen" rief ich ihr entgegen. Wie auch zuvor, zuckte sie zusammen, und ließ ihren Blick neugierig durch die Gegend schweifen, bis er an mir hängen blieb. Langsam sah sie mich finster an, und runzelte ihre kleine Stirn in dutzende Falten.
Sie wand sich ihm ab, und lief geradewegs auf mich zu, was mich zugegebenermaßen zum Staunen brachte. "Du." Fing sie an. "Was willst du hier? Verfolgst du mich? Hm?" Sagte sie trotzig. Wahrscheinlich sollte das eher wütend rüberkommen, doch es war so lächerlich süß, das ich mich mit viel Mühe zusammenriss, nicht in schallendes Gelächter zu verfallen.
"Dich verfolgen? Hör mal, dein mittlerer Finger ist ja ganz hübsch, aber du bist nicht unbedingt jemand, den ich verfolge." Gab ich ihr schmunzelnt zu verstehen.
Und schon hatte ich ihr süßes Gesöff im Gesicht. Pinke Milch in Augen und Haaren.
Ganz der Kavalier, der er ja war, lief er lässig zu uns rüber, und beäugte mich. "Gibt's ein Problem?" Fragte er mich so hochnäsig wie er ist. Doch ich wusste, dass das bloß eine dünne Fassade war, hinter der er sich versteckte. So waren die reichen Kids nunmal. Sie verstecken sich hinter den Bergen von Geld ihrer Eltern.
"Ein Problem hab ich nicht, aber ich glaub das deiner kleinen Freundin ein wenig zu heiß in dem kurzen Kleid geworden ist." Ich sah sie an. "Richtig?" Sie sah mich bloß fragend an. "In Ordnung, dann helf ich dir eben."
Mit einem Ruck wurf ich sie mir über die Schulter und begab mich in Richtung des Pools, den ich erst sichtete, als die Kleine mit schweren Schritten auf mich zukam. Sie weigerte sich, strampelte mit den Beinen, und trommelte mir auf meinen Rücken.
"Was ist, du hast doch noch die Manieren, mich zu meinem Bad zu begleiten, richtig?" Rief ich ihr über die Schulter. Sie protestierte so laut, das sich alle Anwesenden uns neugierig zu wanden. Und ohne groß nachzudenken, sprang ich mit einem letzten Schrei ihrerseits, ins Wasser.

Drei Meter über dem Himmel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt