Bikinishow

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"Von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft - keinen größeren Reichtum, keine größere Freude."

–Epikur von Samos

Es ist zwar erst Frühsommer, dennoch schlug ich vor, in das örtliche Erlebnisbad zugehen. Dort gibt es auch überdachte Becken, die jetzt schon geöffnet waren.

Widerwillig stimmte Lucas zu und so zerrte ich ihn mit. Ein guter Zeitpunkt, um meinen neuen Bikini anzuziehen.

Da es bereits Nachmittag war, war das Schwimmbad von Kindern überflutet. Ich weiß warum Lucas nicht so gerne herkommt. Kleine Kinder kann auch ich nicht besonders leiden. Manche Eltern rannten ihren Töchtern und Söhnen hinter her, andere tratschten miteinander und hatten die Schreie ihrer quengelnden Zöglinge bereits völlig ausgeblendet.

Neben den üblichen Liegewiesen-Chillern waren auch einige ältere Leute und Pärchen zu finden.

"Lass' uns darüber gehen. Hier sind wenig Leute", schlug Lucas vor.

Er trug grün gestreifte Badeshorts und ich ein pinkes Bikinioberteil mit türkisen Badeshorts.

Lucas musterte mich mit seinem Blick von oben bis unten. Es war mir unangenehm, also ignorierte ich es.

"Nun denn, wo wollen wir zuerst hin? Schwimmer-, Springer- oder Warmwasserbecken? Die Rutsche heben wir uns fürs Ende auf, was meinst du?"

"Ein paar Sprünge zum Aufwärmen sind doch gut", beantwortete er meine Fragen.

Na dann, auf geht's.

Von unten sieht das alles immer so leicht aus, wenn man dann aber von oben auf diese glatte Wasseroberfläche schaut und sich vorstellt, wie man diese durchbricht... Das war mir zu viel.

"Du darfst zuerst. Ich springe erstmal vom Einer." Ich zeigte auf das blaue Sprungbrett.

"Versprich' mir, dass du zumindest einmal springst, okay?"

Verzweifelt nickte ich ein paar Mal.

Er zögerte nicht lange und erklomm die Leiter. Kurz vor seinem Sprung rief jemand meinen Namen. Ich ließ meinen Blick durch die Halle schweifen und entdeckte bekannte Gesichter.

"Ey, Jasmine. Hätte dich nicht hier erwartet."

Wie ich es hasse, wenn er meinen Namen absichtlich falsch ausspricht.

"Ich heiße Jasmin. Sechs Buchstaben
J-a-s-m-i-n. Kein e zu hören."

Es war Noah, zusammen mit seinen Gefolgsleuten. Zwei mir unbekannte Kerle und ein Mädchen, das mir wiederum sehr bekannt war. Sara, aus meiner Parallelklasse. Sie liebte die Aufmerksamkeit um sie herum und als einziges Mädchen zwischen drei Jungs. Das könnte ja heiter werden.

"Bist du etwa ganz alleine hier? Hast wohl niemanden gefunden, der dich freiwillig im Bikini sehen will", sagte sie und warf ihre langen blonden Haare nach hinten.

Schon als sie den Mund aufgemacht hatte, wusste ich, es würde nichts Gutes dabei raus kommen. Ich hatte wirklich Angst davor, dass ihr aufgeblasenes Ego plötzlich platzen könnte. Doch ich wäre nicht diejenige, die ihre Hautfetzen und Make-Up Reste von der Wand abkratzen würde.

"Wenn du deine Barbiefigur zur Schau stellen musst und dafür noch drei arme, bemitleidenswerte Jungen brauchst, um dich begaffen zu lassen, dann melde dich doch einfach bei GNTM an. So können dich alle Hingestörten aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz bewundern. Vielleicht findest du so sogar endlich einen Freund, den du ausnehmen kannst. Aber lass' uns damit in Ruhe."

Sie rückte alles in Position und holte zum Konter aus:

"Achja, vielleicht sollte ich das. Immerhin hätte ich eine reelle Chance... im Gegensatz zu dir."

Bevor ich antworten konnte, tänzelte sie davon, gefolgt von den andern dreien. Noah zuckte nur mit den Schultern und schaute mir entschuldigend hinter her.

Ich atmete auf, nachdem sie aus meinem Blickfeld verschwunden waren. Hassen konnte ich sie nicht. Sie hat schließlich nichts gegen mich in persona, sondern gegen alle, die in ihren Augen halbwegs eine Konkurrenz darstellen.

"Wer war das denn?"
Lucas stieg aus dem Becken und wuschelte sich durch die Haare.

"Ach, nich' so wichtig. Auf jeden Fall habe ich wegen denen deinen Sprung verpasst!"

"Ist doch egal. Jetzt bist du dran."
Er liebte es, mich leiden zusehen, das wusste ich. Naja, ich hatte es ihm versprochen.

Mit zitternden Knien stand ich oben. Ein Schritt, zwei Schritte, dann spürte ich nichts mehr unter meinen Füßen und stürzte in die Tiefe, bis ich mich mit einem lauten Platscher ins Wasser bohrte. Erst jetzt wurde mir bewusst, ich hatte es geschafft.

Das Wasser war verdammt kalt, was mich am ganzen Körper zittern ließ.

Lucas half mir aus dem Becken.
Der Stoff klebte an meinem Körper.
Ich erntete Blicke von ein paar Typen auf der anderen Seite des Beckens, da sich mein Zopf gelöst und somit meine langen Haare frei waren.

Genervt sagte mein bester Freund etwas wie: "Die wissen nur nicht, wo sie zuerst hinsehen sollen."

Um der Situation zu entfliehen, nahm ich seine Hand und zerrte ihn zur Wasserrutsche, wo bereits Sara und Noah darauf warteten, Hand in Hand runter zu rutschen. Doch die waren nicht das einzige Problem, das mich beim Betreten der Plattform erstarren ließ.

Was ist da gerade mit ihm passiert?! Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht...

warten auf das Happy End #Wattys2015 #SchreibeseinfachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt