Teeparty unter Jungs

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"Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt."

–Otto von Bismarck

„Kommst du heute in der großen Pause wieder vorbei? Ich beziehungsweise wir würden uns freuen", fragte er mit einem Lächeln.

„Ohja, klar, hab' sogar dran gedacht!", ich grinste und war im Begriff zu gehen.
„Also bis später." „Genau, bis später."

Ich schlug mir mit meiner Hand gegen die Stirn. Das hatte ich ganz vergessen. Egal, dann muss ich eben Sofie absagen. Eigentlich wollte sie mit mir zum Bäcker gehen und eine Kleinigkeit essen. Das hat sich wohl erledigt.

Im Unterricht bin ich fast eingeschlafen. Mathematik ist echt öde, abgesehen von unserem Lehrer Herr Lessling, der schon längst in den Ruhestand gehört. Ihr müsst ihn euch so vorstellen. Wenn ihr schon immer einen Großvater haben wolltet, mit zerzausten Haaren und Schnauzer, der immer einen Spruch auf Lager hat und bestens mit den elektronischen Gerätschaften der Schule vertraut ist dann hier. Ihr habt ihn gefunden.

Erst heute hat er wieder zugeschlagen: „Kennt ihr das, wenn euer Sohn die Treppe runterkommt und die Stimmung ist direkt im Arsch. Genauso war das."

Hatte er das echt gesagt, über seinen eigenen Sohn? Naja, jedenfalls feiere ich ihn für seine Sprüche, auch, wenn er wirklich kein guter Lehrer ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich keine Leuchte in Mathe bin. So wie der Rest meiner verkorksten Klasse.

„Jasmin! Heute zum Bäcker?" Sofie hatte sich zu mir umgedreht.
Sie ist eine meiner besten Freundinnen und das schon seit Jahren.

„Äh, sorry Sofie. Bin heute anderweitig gebucht." Sie verzog ihr Gesicht.

„Du hast mich doch heute Morgen erst gefragt. Was ist passiert?"

Der Schulgong unterbrach unser kleines Gespräch. Ich stand auf und wartete an der Tür auf Sofie.

„Es tut mir total leid. Wirklich. Lucas hatte mich doch letzte Woche wieder eingeladen", versuchte ich mich zu entschuldigen. Auf ihr Nicken folgte direkt eine Frage:

„Wieder Karten spielen mit ihm und seinen Freunden?"

„Wie eigentlich jeden Donnerstag", antwortete ich und da sah ich die vier schon im Kreis sitzen.

„Na dann, viel Spaß." Was sie sagte, entsprach nicht dem, was sie dachte. Das konnte ich ihrem Gesicht ansehen. Ein bisschen beleidigt war sie schon. So ungern wie ich sie auch hängen lasse, aber morgen ist auch noch ein Tag, um mit mir zum Bäcker zu gehen. Ich streckte meinen rechten Arm in die Luft, als Begrüßung und setzte mich zu ihnen.

„Wo ist Lars?" Ins geheim war ich froh, dass er noch nicht da war. Er ist ein merkwürdiger Typ, was eventuell an seiner übergroßen Brille liegen könnte. Ich weiß es nicht.

Lucas wendete sich mir zu und gab die Karten aus: „Ich glaube, der holt sich 'nen Döner, oder so."

Ihm war Lars genauso egal wie mir. Neben Lucas und mir waren bei unserer wöchentlichen Teeparty noch Toby und Laurin. Lucas und Laurin sind beste Freunde, zumindest soweit man das bei Lucas sagen kann. Da er eher der verlegene Typ ist, hat er eher weniger Freunde. Dazu zählen noch...ja, ich eben. Lucas musste Toby das Spiel erst noch erklären, bevor wir anfangen konnten.

Toby kenne ich eigentlich überhaupt nicht, auch Laurin nicht, nur von Erzählungen und eben diesen netten Plauschen hier. Ich hatte das Gefühl, dass Toby bei der Erklärung nicht richtig zugehört hatte, da er ziemlich schlecht spielte. Immer wieder musste er lachen, wenn er als Letzter noch Karten auf der Hand hatte. Zu meinem Bedauern muss ich zugeben, er ist echt verdammt niedlich. Sein Lächeln, seine braunen Haare. Zudem war er noch groß. Oh mein Gott, ich habe eine Schwäche für große, braunhaarige Kerle. Gute Chancen habe ich als Brünette auf jeden Fall, zwar etwas klein, dafür aber eine dünne, sportliche Figur. Außerdem gehöre ich zu den 10% der Menschheit, die blaue Augen haben. Könnte doch was werden. So viel zu mir, ich schweife schon wieder vom Thema ab.

„Gewonnen!", rief Toby während er seine letzte Karte ablegte.

„Das ist ein Ass."

„Ja, und. Ich bin fertig", sagte der Braunhaarige und wedelte mit seinen Armen herum.

„Ein Ass darfst du nicht als letztes legen, jetzt bist du das Arschloch", Lucas schaute mich an und urplötzlich fingen wir beide an zu lachen. Toby war verdattert, schien trotzdem glücklich zu sein und stimmte mit ein. Dieser Junge ist toll.

Lucas erzählt mir immer, wie er seinen Arm im Unterricht auf seine Schulter legt, um sich abzustützen, wenn er sich meldet und wie sie immer lachen. Im ersten Moment sieht er nämlich gar nicht danach aus. Ich glaube ich hätte ihm ins Gesicht schlagen können und er hätte es mir einfach noch mal hingehalten. Klasse dieser Junge. Er war so verdammt nett, abnormal nett und auch noch gut aussehend zu gleich. Vielleicht hatte noch niemand Gott darüber informiert, dass es sowas auf der Erde nicht geben kann.

„Nächste Woche ist in der Nähe ein Stockcar Rennen. Ich gehe da mit meinem Vater hin, willst du mitkommen?", riss mich Lucas aus meinen Gedanken.

„Warum nicht. Wo genau?"

„Weiß nicht, hab' ich verpeilt."

„Wann habt ihr das denn abgemacht?"

„Heute Morgen", er kratzte sich am Kopf.

Das sieht ihm ähnlich. Er ist ziemlich vergesslich. Möglicherweise, weil er blond war.

Haha, schlechter Scherz meinerseits.

„Versuche nicht zu sehr, dich daran zu erinnern, sonst kriegst du noch Kopfweh", sagte jemand rechts neben mir und lachte. Es war Lars mit einem halben Döner in der Hand. Der andere Rest war entweder in seinem Gesicht verteilt oder vor ihm auf dem Boden.

„Na, schmeckt's?", sagte ich zynisch und schaute zu ihm rüber. Keine Reaktion. Manchmal hört er Leute einfach nicht, vielleicht weil er zu laut kaut? Ich weiß es nicht. Nach ein paar Runden klingelte es

„Keine so große Ausbeute diesmal", seufzte Lucas. Wir beendeten unser Spiel und traten gemeinsam den Heimweg an.

„Bye Leute, bis nächste Woche." „Tschau Laurin, tschö Toby."

Sie winkten nur zurück. Lucas und ich gehen oft zusammen nach Hause, weil unsere Häuser recht dicht beieinander sind, circa 10 Minuten Fußweg von der Schule und nochmal fünf Minuten zu ihm.

„Was meinst du, heute treffen?" Er richtete seinen Blick auf mich.

„Jap, kannst um vier bei mir vorbei kommen."

Dann kam schon die Abzweigung und es trennten sich unsere Wege.

Ich umarmte ihn: „Sehen uns. Guten Appetit." „Bis später."

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Props an die, die es bis hier hin geschafft haben. Lest ruhig noch etwas weiter, es lohnt sich. Viel Spaß!!

warten auf das Happy End #Wattys2015 #SchreibeseinfachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt