"Gewissheit ist die Grundlage, nach der die menschlichen Gefühle verlangen."
–Honore de Balzac
Es war bereits später Nachmittag, da bekam ich eine Chatanfrage. Auf meinem Handy sah ich Lucas' Namen und war etwas verwundert.
Eigentlich skypten wir nie, sondern schrieben nur. Ich dachte mir nichts dabei und nahm sie erfreut an."Hey, wie geht es dir?", wollte ich mich erkundigen, doch er blockte ab.
"Lass' uns nicht darüber reden, okay?", lächelte er nur.
"Ist gut", ich wollte eine Diskussion vermeiden und wusste, dass es so oder so keinen Sinn machen würde.
Stattdessen fragte er mich, wie es mir ginge.
"Ganz gut. Ich wollte mir gerade was zu Essen holen".
"Ach so. Tut mir leid."
Auf den Weg in die Küche fiel mir auf, wie er am Handy klebte und sein Blick mich förmlich durchbohrte.
"Alles okay bei dir?", wollte ich wissen, weil er mich so bereits eine Ewigkeit angestarrt hatte.
"Natürlich. Warum?"
"Ach nichts.... Morgen bin ich nicht da, da machen wir mit der Klasse einen Ausflug. Nächste Woche treffen wir uns aber wieder, oder?"
Sichtlich enttäuscht von der Neuigkeit nickte er. Wir unterhielten uns bis abends um zehn, dann verabschiedete ich mich.
Von dem ganzen Gerede bin ich müde geworden."Bis dann und viel Spaß morgen", winkte er in die Kamera.
"Danke dir."
Gerade wollte ich auflegen, als er noch etwas hinterher murmelte.
"Und schlaf gut."
Hatte er mir gerade tatsächlich eine gute Nacht gewünscht. Naja, er ist doch immer für eine Überraschung zu haben.
Nachdem ich mir die Zähne geputzt und den Schlafanzug angezogen hatte, konnte ich mit gutem Gefühl einschlafen.
Selbst wenn ich Lucas' Problem noch nicht ganz auf den Grund gegangen bin, war es schön, mit ihm zu reden. Er brachte mich so oft zum Lachen. Ich bin froh, dass ich ihn meinen besten Freund nennen durfte. Und ich dachte, dass er das auch so sah.
Gott war ich dumm...Meine Mutter weckte mich auf. Eigentlich war ich relativ müde und wollte gar nicht so richtig aufstehen.
Außerdem wollte ich zurück in meinen Traum. Dort war ich geborgen. Manchmal sind Träume die bessere Realität.Ich wusste, es führte kein Weg daran vorbei, also stand ich auf und schlabbte ins Badezimmer. Im Spiegel erblickte ich mein blasses Gesicht. Meine Haare standen in alle möglichen Richtungen ab. Trotz Bürste waren sie nur schwer zu bändigen.
Um halb acht musste ich an der Schule sein, also beeilte ich mich mit dem Umziehen. Frühstücken tue ich sowieso nicht.
Am Montag hatten wir einstimmig beschlossen, gemeinsam mit unserer Parallelklasse in den Kletterpark zu gehen. Anfangs wollten wir in einen Freizeitpark, doch hinsichtlich unserer Schule konnten wir uns das abschminken. Die Direktion würde sowas nie erlauben.
Bis jetzt bin ich zweimal in solch einem Kletterwald gewesen. Das erste Mal auf dem Geburtstag eines Freundes vor fünf Jahren, das zweite Mal auf einem Ausflug unseres Sportvereins.
Ich war ein wenig aufgeregt und freute mich zugleich. Endlich mal etwas Spannenderes als nur den öden Schulalltag.
Nach meiner Mutter verließ auch ich das Haus und ging zur Schule, wo ich von Weitem meine restliche Klasse sehen konnte.
Sofie rannte auf mich zu und ich fand mich in einer beinahe erdrückenden Umarmung wieder.
"Hallo Jasmin. Gut wach geworden?"
"Guten Morgen. Ja und du?"
Kein normaler Mensch fragt dich, ob du gut aufgewacht bist, sondern wie du geschlafen hast. Deshalb mochte ich Sofie so sehr. Sie dachte an das hier und jetzt, nicht an das, was gestern war.
Sie ließ mich gehen und stellte sich neben mich. Wie ich, war sie mit einem kleinen Rucksack ausgestattet. Im Gegensatz zu meinem war ihrer hingegen prall gefüllt und ich konnte mir schon denken, dass sie den halben Medizinschrank eingepackt hatte. Wenigstens wusste ich, wo ich im Falle einer Verletzung hingehen konnte.
Im Bus war genug Platz für alle. Selbstverständlich setzte sich Sofie neben mich. Somit hatte ich einen guten Gesprächspartner für die nächste halbe Stunde.
Die Lautstärke im Bus stieg mit jeder Minute. Kaum auszuhalten. So sind Kinder in diesem Alter eben; Jeder muss sich jedem mitteilen.
Einfach grässlich.Unsere Lehrerin Frau Wether machte uns darauf aufmerksam, dass wir angekommen waren. "So, wir sind da!", rief sie durch das ganze Fahrzeug und dann öffneten sich die Türen.
Neben unserer Lehrerin stieg eine zweite Begleitperson aus, mein Sportlehrer. Bei sportlichen Ausflügen musste stets ein Lehrer mit spezieller Ausbildung mitkommen, falls einem von uns etwas passiert.
Unwichtige Nebeninformation.
Wir sollten Dreiergruppen bilden, das hieß für Sofie und mich, dass wir eine dritte Person aufnehmen müssten.
Ich schaute nur ungläubig zu ihr rüber, während ihr gerade das Klettergeschirr eingestellt wurde.
Wir beide dachten in dem Moment dasselbe und hofften, dass wir bloß nicht Chantal in die Gruppe bekamen. Keiner mochte sie, keiner verstand sie. Dieses Mädchen war ein einziger Albtraum. Normalerweise komme ich mit allen gut aus. Mal mehr, mal weniger. Aber das ist ja normal. Doch Chantal, naja."So Chantal. Du gehst zu...Nadia und Emily", sprach meine Lehrerin.
Kurz atmete ich auf. Puh, erste Hürde genommen. Aber eine Frage blieb noch offen: Wer kam anstelle von Chantal zu Sofie und mir und würde unser Trio komplett machen?
Frau Wether überlegte weiter:
"Tom, Noah, Christopher, Ralf, bei euch ist einer zu viel. Geht jemand freiwillig?"Mir ging ein Licht auf. Das waren die zwei Typen aus dem Schwimmbad, bei Noah und Sara. Ralf und Tom also, so so, interessant.
Ihr fragt euch sicher, warum ich die beiden nicht schon früher erkannt habe. Das ist ganz einfach. Es war unser erstes Jahr in der Oberstufe, und mir waren bei weitem nicht alle Leute bekannt, die in meine Kurse gingen. Warum dann Parallelklasse?
Nun ja, das waren wohl die Überbleibsel in meinem Gehirn, die sich noch nicht an die neue Situation gewöhnt hatten.Die vier schauten sich fragend an.
Neben Noah kannte ich nur Ralf. Er war mittelgroß und blond. Seine braunen Knopfaugen ließen ihn wie einen Teddybär aussehen. Allein vom Äußeren her sahen auch Tom und Christopher nett aus."Zu wem?", wollte Noah wissen.
"Bei Jasmin und Sofie fehlt noch genau eine Person, also?", entgegnete Frau Wether etwas genervt.
Noah schaute zu uns rüber. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Sofie zeigte mehr Begeisterung als ich, denn sie winkte ihm mit leicht erhobenem Arm zu. Empört stieß ich ihr mit meinem Ellenbogen in die Seite, worauf ihr ein Keuchen entwich.
Überrascht und ohne zu wissen, was ich hatte, sagte sie: "Aua. Was denn?"
"Noah ist bescheuert."
"Aber heiß", grinste Sofie
Und schon machte meine Handfläche Bekanntschaft mit meiner Stirn.
Unsere Lehrerin hatte keine Lust, länger zu warten.
"Also Noah. Du bist es wohl, wenn kein anderer will..."
Bitte sag' nein, bitte sag' nein, flehte ich wiederholte Male, was jedoch keiner hören konnte.
Schicksal, wenn es dich wirklich gibt, dann mach' was, bitte!
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Nein, das auf dem Bild ist natürlich nicht Lucas :D
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warten auf das Happy End #Wattys2015 #Schreibeseinfach
Fiksi Remaja"Mein Kumpel und ich, wir sind das beste Beispiel dafür, dass ein Junge und ein Mädchen auch einfach nur Freunde sein können." Freundschaft verändert Menschen, egal auf welche Weise. Die Chance ist groß, dass man sich auseinander lebt oder für imme...