Ich will nicht hier weg

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Ich muss mich nicht mehr wirklich umschauen, um zu sehen, dass sämtliche wachen des Hauses um mich herum stehen. Jetzt muss ich schnell denken. Zwischen zwei der Wachen ist eine kleine Lücke. Ich husche gerade noch hindurch, während sie alle gleichzeitig versuchen mich zu halten. Ich springe in die Büsche und suche hastig das Loch im Zaun. Hinter mir höre ich schon wie sie auf den Busch zu rennen. Gerade als sie ihn erreiche, entdecke ich das Loch und krieche so schnell ich kann hindurch. Scheiße, so war das nicht geplant! Mein Beutel bleibt im Zaun hängen und die Teller zerbrechen. Dadurch dass die Teller jetzt kaputt sind, passt der Beutel zum Glück durch und ich kann weiter Rennen. Ich schaue kurz hinter mich und sehe wie die Wachen versuchen mit einer Räuberleiter über den Zaun zu kommen. Wie blöd sind die eigentlich? Nicht einfach aus dem Ausgang zu gehen, sie haben doch Schlüssel. Na ja, das soll mir nur recht sein. Ich renne weiter und höre wie das Tor aufgeschlossen wird. So blöd waren sie anscheinend doch nicht. Ich renne schneller und schon höre ich wieder Pferdehufe hinter mir. Bitte nicht schon wieder so wie letztes Mal. Ich muss nur schnell genug Soul finden. Da! Er hat mich anscheinend gerade gesehen und rennt vor mich, sodass ich aufspringen kann. "Schnell, wir müssen sie abhängen, bevor wir nach Hause kommen!" Ich merke dass Soul sein bestes gibt und die Wachen entfernen sich immer weiter. "Super, aber wir müssen noch weiter!" Er hält sein Tempo bis wir außer Sichtweite sind, dann wird er etwas langsamer und schlägt den Weg nach Hause ein. "Ich habe immerhin gute Ausbeute mit Essen gemacht, wenn wir da sind, bekommst du was" sage ich glücklich zu ihm. Ich schaue in meinen Beutel und greife vorsichtig rein. Ich muss erstmal die Scherben irgendwo loswerden, aber wo? Überall würde ich damit Spuren hinterlassen. Vielleicht Grabe ich sie zu Hause einfach ein.

Eigentlich mag ich die nächtlichen Ritte durch den Wald, aber irgendwie habe ich gerade Angst. Angst, dass hinter jeder Ecke ein Soldat des Königs lauern könnte. Vielleicht haben die Wachen von Villa Heathstone ja den König benachrichtigt, dass ich dort war... Ich verwerfe den Gedanken schnell, als ich das Plätschern des Wasserfalls höre. Auch der Anblick meiner Bekannten Lichtung kann mich gerade nicht beruhigen. Soul bleibt stehen und legt sich direkt neben den Teich nachdem ich abgestiegen bin. Ich setze mich erstmal neben ihn und sortiere die Scherben aus dem Beutel. Ich habe mich dazu entschieden, sie einfach ins Wasser zu werfen, zum Graben bin ich jetzt zu müde. Auch wenn ich damit praktisch Gold einfach wegwerfe, mit den Scherben kann ich nichts mehr anfangen. Als ich denke, dass ich fertig bin, Schütte ich meinen Beutel aus und schaue was ich alles habe. Drei Äpfel, Vier Bananen, Zwei Orangen, eine Karotte und Drei Pfirsiche. Eigentlich ganz gut, müsste für ein paar Tage reichen. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich einen tiefen Schnitt in der Handfläche habe. Von was? Ich habe nichts gemerkt... Vielleicht von den Scherben... Aber egal, so schlimm ist er nicht, er tut wenigstens nicht weh. Ich lege Soul einen Apfel hin, falls er wieder aufwacht und Hunger hat, streichle ihm kurz über die Nase und packe meinen Beutel wieder ein. Ich quetsche mich in meine Höhle und lege mich auf meinen kleinen Heuhaufen, den ich als mein Bett benutze. Ich fühle mich hier irgendwie nicht mehr wohl. Eigentlich liebe ich diesen Platz hier, aber ich habe jetzt, nachdem mein Raubzug ausgerechnet in der Villa Heathstone, bei Leuten, die guten Kontakt zum König haben, schief gegangen ist, einfach nur Angst. Ich muss mir auch mal Gedanken darüber machen, wie ich hier noch lange leben soll, die Leute haben fast nichts und können sich selbst schon nicht ernähren. Wie soll ich dann noch mit Essen? Ich will eigentlich nicht daran denken, aber vielleicht sollte ich mir mal überlegen, ob ich woanders hin soll. Auch wenn an diesem Dorf so viele Erinnerungen hängen... Aber ich kann hier nicht mehr leben, die Soldaten des Königs sehen immer mehr von den Weg hierher, früher oder später würden sie mich hier sowieso entdecken und darauf will ich es eigentlich nicht anlegen. Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht, aber ich glaube, wir brechen morgen auf und suchen uns einen neuen Platz. Erstmal habe ich wenigstens genug zu Essen für uns. Aber... Ich will nicht alle Erinnerungen hier lassen, mein zu Hause seit es mich gibt.. Ich will hier nicht weg.

RabenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt