Kochkurs für Detektive

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"Liegt es an mir oder habt ihr auch Hunger?" "Viel Glück beim Finden etwas Essbarem.", gab John von sich. Ich glaube es nicht ganz, doch nach meiner Suche fand ich nur eine Packung Nudeln und einen abgetrennten Kopf im Kühlschrank. Er hatte recht. Salz und Pfeffer war auch vorhanden. An den Kochgeräten mangelte es auch nicht und da hatte ich eine Idee: "Sherlock, räumen Sie den Tisch." "Was?" "Sie haben schon richtig gehört. Ich brauche den Tisch." "Aber..." "Bitte.", flechte ich ihn an worauf er sich bewegte. Ich ging währenddessen einen Stock tiefer zu Mrs. Hudson: "Mrs. Hudson ich habe da eine Frage. Haben Sie etwas Schinken, Butter, eine Zwiebel und einen Becher Obers?" "Aber natürlich. Warte kurz." Mit den Lebensmittel in der Hand ging ich wieder in die Wohnung zurück. Die beiden Mitbewohner starrten mich verwirrt an, worauf ich nur entgegnete: "Noch nie eine Frau beim Kochen gesehen?", sie sahen auf den Boden, "Einen Topf mit Wasser aufstellen Sherlock und John sie schmeißen ein Stück Butter in eine Pfanne." Nun glaube ich, sie dachten mich am liebsten wieder rauszuwerfen, doch nach dem, "Los, wird's bald.", haben sie den Gedanken wieder abgesetzt. Sie tanzten wie die Puppen an den Schnüren. Na, das war jetzt ein wenig fies, doch es wird ihnen nicht schaden ein wenig mit mir zu kochen. Sie stellten sich gar nicht so blöd an und wussten auch den einen oder anderen Handgriff. Holmes warf die Nudeln in das kochende Wasser, während ich die bereits geschnittenen Zwiebel in der schwarzen Pfanne anschwitzte und John den Schinken schneidet. Im Handumdrehen waren köstliche Schinkenrahmnudeln gezaubert. Der Tisch war auch schnell gedeckt.

"Wo haben Sie kochen gelernt Miss Carter?", fragte Mr. Holmes und stopfte sich einen Haufen Nudeln in den Mund. "Ich war auf der Cordon Bleu, der Kochschule in London. Meine Mutter wollte dass ich Köchin werde, was letztendlich geschah, doch dann kam die CIA um die Kurve und ich wollte nichts mehr als das. Agentin und dann Sergeant. Ich habe meine Eltern enttäuscht und jetzt leben sie nicht mehr. Ich denke mir oft ob es anders wäre, wenn ich damals bei diesem Unfall nicht dabei gewesen  und Köchin geblieben wäre...tut mir leid ich bin abgeschweift." "Kein Problem.", es klang tröstend und zugleich bedauernd. Nach dem Essen ging ich mit dem übrigen Gericht zu Mrs. Hudson, um sie zu fragen, ob sie etwas möchte. Sie nahm es dankend an und zerrte mich in die Wohnung. Das Bügeleisen scheint noch warm zu sein und der Radio sang seine Lieder die von der anderen Seite aufgelegt wurden. "Möchtest du etwas? Tee, Kaffee, Wasser?" "Nein, danke ich hatte gerade was." Sie bot mir den Sessel am kleinen Tischchen in der Küche an. Auf den gegenüberliegenden saß sie sich. "Ich möchte ein wenig mehr von meiner neuen Mieterin erfahren." "Also ich heiße Emily Carter, bin 30 und Single. Komme ursprünglich aus Liverpool, neben Strawberry Fields. War mal Sergeant beim CIA. Waffen und Maschinenbau. Bin gelernte Köchin. Meine Eltern sind vor mehreren Jahren gestorben. Nun bin ich angehende Detektivin bei Mr. Holmes." "Wie sind Sie eigentlich zu Sherlock gekommen?", sie zeigte wirkliche Interesse. "Ich habe mich beim Scotland Yard beworben. Bei meinem Vorstellungsgespräch hatte Inspector Lestrade leider abgelehnt, mich aber John vorgestellt und als Hilfe mitgeschickt. Dann wurde ich angenommen." "Das klingt ja alles so spannend." "Ich weiß, tut mir leid Mrs. Hudson, aber ich muss noch abspülen." "Ja, natürlich. Danke für das Essen." "Kein Problem." Ich schloss die Wohnungstür vorsichtig und ging in schnellen Schritten die mit Teppich bezogene Treppe hinauf. Als ich in die Küche kam, traf mich eine überraschende Wendung. "Wir haben schon einmal angefangen", John und Sherlock waren fleißig beim Abwaschen. Ich gesellte mich gleich dazu und in wenigen Minuten waren die Spuren vom Abendessen verschwunden.

Zufrieden ließ ich mich auf die Couch nieder und beobachtete John an seinem Laptop, wie er aufmerksam tippte: "Was machst du da?" "Er schreibt seinen Blog, wie immer.", antwortete Sherlock abwertend. "Besser als um 3 Uhr morgens Geige zu spielen und aus Langeweile die Wand anzuschießen.", gab John gleich abwertend zurück. Mein Blick schweifte auf die Wand hinter mir, mit dem gelben Smiley und den Einschusslöchern. Damals habe ich das ganze noch gar nicht bemerkt. Achja und wie geht es meinem Gesicht. Ich habe immer noch diese Klebesteifen. John hat sie gerade gestern gewechselt. Normalerweise hätte er so etwas genäht, aber jetzt nützt es auch nichts mehr. Ich gab jetzt einfach nichts zu dem Streit der beiden und holte meine schwarze Gitarre aus dem Zimmer, um die Anspannung zu besänftigen. Das iPhone und die Schlüssel hab ich noch im Vorbeigehen mitgenommen. Was kann da besser helfen als Long, Long, Long von The Beatles. Doch nach den ersten Akkorden und gesungenen Wörtern begann mein Handy zu klingeln: "Hallo?", fragte ich unsicher. "Miss Carter, Inspector Lestrade. Holmes geht nicht an sein Telefon, also dachte ich, ich versuche es bei Ihnen. Morgen um 9 Uhr wäre die Gerichtsverhandlung von Moriarty. Holmes, Watson und Sie sollen da erscheinen. Ein Streifenwagen ist um 8 Uhr 30 bei Ihnen vor der Haustür. Sie wohnen jetzt ja in der Baker Street, wie ist es so?" "Angespannt." John wie auch Sherlock sahen mich an, doch ließen den Blick gleich wieder ab. "Zwischen Ihnen?" "Nein." "Achso, ich verstehe. Das ist normal. Jede Woche ist anders. Auf Wiedersehen." "Wiedersehen.", ich legte auf, "Sherlock, John. Morgen um halb neun steht ein Streifenwagen vor der Tür. Wir sind geladen zu der Gerichtsverhandlung von Jim Moriarty." Holmes murmelte schon wieder etwas vor sich hin, das ich nicht verstand und auch lieber nicht verstehen wollte. Ich schnappte mir die Zeitung und gestaltete meinen restlichen Abend mit Lesen. In einem Bericht über Holmes stand:

...wieder gefunden. Neben dem eingefleischten Junggesellen John Watson hantiert auch noch die junge Möchtegern-Detektivin Emily Carter an der Seite des Privatdetektiven Sherlock Holmes, der heute mit Hilfe des Scotland Yards Jim Moriarty festgenommen hat. Morgen findet die Gerichtsverhandlung wegen mehrfachen Einbruches statt. Aus Quellen wurde uns gesagt, Holmes, Watson und Carter seinen auch geladen. Laut Lestrade wäre es ein ganz normaler Prozess wie jeder andere, doch andere sagen es sei die Verhandlung des Jahrhundert. Weiteres werden Sie morgen in der Spezialausgabe erfahren.

Möchtegern-Detektivin? Was glauben die eigentlich. Wieso eigentlich darüber ärgern. Mache ich schon wieder dieses Gesicht, denn Sherlock starrt mich wieder so an. Ich entkam dieser unangenehmen Situation nur knapp, als ich auf die Uhr lugte. Es war 9 Uhr. Zeit um schlafen zu gehen. "Falls Ihr mich entschuldigt, ich werde mich aufs Ohr hauen. Gute Nacht." "Gute Nacht.", kam es knapp von beiden Seiten. Mein schwarzes iPhone 5 und die Schlüssel legte ich neben das iPhone von Sherlock auf den Schreibtisch, wo John immer noch arbeitete. Mit der Gitarre in der Hand schloss ich die Tür hinter mir im Zimmer. Das Instrument wurde in die Ecke gestellt und ich habe mich bettfertig gemacht. Ich wollte schlafen, konnte aber nicht. Sherlock und John sind eine halbe Stunde nach mir ins Bett. Ich habe ihre Schritte gehört. Immer wieder schwirrt es mir durch den Kopf.

Moriarty hat sich ohne Widerstand festnehmen lassen.

Das passt nicht zu ihm?

Wieso nur Jim?

Wieso nur musst du der Verbrecher des Jahrhunderts sein?

Wieso habe ich es nicht vorher gesehen?

Habe ich was falsch gemacht?

Was habe ich falsch gemacht....

Sherlock | Akte MoriartyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt