Kapitel 6 - In the Morning Light

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Alex Schulz - In the Morning Light

Obwohl ich vor ein paar Minuten noch völlig verschlafen auf der Hinterbank vor mich her gebrummelt hatte, durchzuckte mich mit dem Halt auf dem Parkplatz beim See ein Energiestoß, fühlte sich an wie ein kleiner Stromschlag von einer elektrisierten Fliesdecke.

Ich sprang aufgeregt aus dem Wagen. Alles war still und meine Augen mussten sich erstmal an an die Dunkelheit gewöhnen. Ich strich mir mehrmals über sie Haare, leckte mir über die trockenen Lippen.

Ich erkannte noch ein paar andere Autos auf dem Parkplatz, demnach mussten die anderen eigentlich schon da sein. Ich suchte die Baumgrenze ab, die beim Tageslicht die Autos vor der direkten prallen Sonneneinstrahlung schützten, und fand relativ schnell eine schmale Schneise. Das müsste der Durchgang zur Badewiese sein, dachte ich mir.

Ich vernahm ein Klicken, drehte mich zum Auto um und sah, dass Alex abgesperrt hatte und mit einer riesigen Tasche zur Schneise lief. Ich setzte mich auch langsam in Bewegung.

Eigentlich wollte ich ihn nach dem Inhalt der Tasche fragen, aber das kam mir dann doch relativ dumm vor. Ich würde es eh gleich wissen, beruhigte ich die neugierige Seele in mir und schmunzelte.

Die Baumgrenze war relativ dünn, ich schätze mal drei Meter und dann liefen wir auf die offene Wiese, wo sich in der Tat schon die meisten befanden. Hannah lief mir freudig entgegen. Dieses Energiebündel, dachte ich mir grinsend.

Überraschenderweise fiel sie mir um den Hals. Als der erste Moment, in dem ich ungläubig meinem Bruder anstarrte, vorrüber war, erwiderte ich schließlich die Umarmung. Unschlüssig darüber, was das zu bedeuten hatte. Sie hat zu wenig geschlafen, sie ist hyperaktiv. Deswegen, redete ich mir ein.

Durch das nasse Gras schlürfend, verfluchte ich meine Schuhwahl, blickte genervt auf meine dunkelgrauen, niedrigen Chucks, die sich langsam aber sicher vollständig mit dem Tau aufsogen. Ich zog meine Jogginghose etwas höher, ungefähr bis zur Mitte meiner Waden, um sie vor dem kalten Nass zu schützen.

Der Himmel war immernoch tiefschwarz, wurde am Horizont etwas lichter. Es ähnelte meinem dunkelblauen Nagellack von CATRICE. Seichte Wolken lagen vereinzelt in der Luft, wie mit dem Pinsel getupft. Uns umhüllte niedriger Nebel. Wir liefen direkt auf eine Stelle zu, von der uns ein paar gelbe Punkte entgegenschienen.

Ich vermutete große Laternen, aus denen flackerndes Kerzenlicht hervorstrahlte. Nach ein paar weiteren Metern erkannte man auch umherlaufende schwarze Silhouetten und fröhliches Gelächter sowie die dumpfen Beats von Partymusik.

"Alex", begrüßte Daniel meinen Bruder mit einem Handschlag, wie aus einem der Tanzfilme. Step Up oder so. Der dritte Teil, ergänzte mein Unterbewusstsein.

"Hey Camille!", rief er dann fröhlich, zerquetschte mich mit seinen kraftvollen Armen, die er dank des exzessiven Workouts in seinem Fitnessclub mobilisiert hatte.

Hannah stellte mich noch ihren anderen Freunden vor, wobei ich Jake schon kannte und ihn deswegen nicht wie ein schwarzes Schaf schüchtern anlächelte.

Clarisse und das andere Mädchen, dessen Name ich vergessen hatte, schienen ganz okay zu sein. Clarisse war mir überaus sympathisch, redete respektvoll mit den Jungs und hielt auch den in meinem Augen den notwendigen Sicherheitsabstand zu Daniel und Alex ein.

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