Kapitel 9 - Overdose

88 11 0
                                    

Little Daylight - Overdose (The Chainsmokers Remix)

Gedankenverloren lag ich auf dem Bauch im Garten, unter mir ein großes orangefarbenes Handtuch. Auf den Armen abgestützt, starrte ich ins Leere, spielte unbewusst mit dem schwarzen Stift in der Hand.

Ich erwachte aus meinem Tagtraum, als ich Daniels Stimme wahrnahm und blickte überrascht über meine linke Schulter. Er lief lächelnd direkt auf mich zu. Ich schenkte ihm ein Grinsen.

Bevor ich das schwarze Notizbuch verschloss, erhaschte ich noch kurz einen Blick auf die Seite mit meinen Bucket-List-Vorschlägen. Immerhin waren schon zwei Drittel der Seite mit meiner kryptischen Schrift gefüllt.

Vor jedem Vorhaben ein kleines Quadrat als Auflistungspunkt gemalt und dahinter Platz, um das Datum hin zu schreiben, an dem ich eines dieser Erlebnisse erfolgreich überlebt hatte.

Ich machte den Deckel auf den Stift und legte diesen auch zu Boden, um fröhlich aufzuspringen und mich von Daniel umarmen zu lassen.

"Wie gehts dir, Camille?", fragte er fröhlich.

"Gut, mein Freund... und dir?", erwiderte ich höflichst und nickte, was bestimmt dämlich aussehen musste.

"Dito... wir machen eine kleine Motorrad Tour. Lust, mitzukommen?", erkundigte er sich. Überrascht von der Frage und etwas perplex suchte ich nach einer Antwort.

"Eigentlich nicht?", fragte ich eher, als dass es eine eindeutige Antwort war. Ich war mir wirklich nicht sicher, ob ich mit wollte oder nicht. Die Jungs nahmen mich sonst nie mit.

"Wohl eher weniger, huh?", hakte er nochmal grinsend nach. Eigentlich nicht, nein. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, lächelte ihn etwas unsicher an.

"Gut, wir gehen heute Abend aber was trinken, da kommt du definitiv mit. Das soll ich dir von Hannah ausrichten", weihte er mich ihn ihre Pläne mit ein.

"Okay", gab ich mich nach einigen Hin- und Her-Überlegen doch geschlagen.

"Wir sehen uns!", verabschiedete Daniel sich und joggte zu meinem Bruder, der schon mit seinem Motorradhelm in den Händen auf ihn wartete.

Ich lies mich wieder auf den Handtuch nieder, legte mich auf den Rücken und spürte das Kitzeln der Sonne auf meinem Bauch und im Gesicht. Das würde ein ganz toller Sommer werden.

Ich lies die letzten Wochen in meinem Kopf noch einmal Revue passieren und musste feststellen, dass meine Gedanken einfach viel zu oft zu Leon abgeschweift waren.

Vielleicht war das aber auch normal. Immerhin war er neu in meinem Freundeskreis. Wir waren doch so etwas wie Freunde, oder?, fragte ich mich selbst.

Keine Ahnung.

Ich drehte mich vom Rücken auf den Bauch und legte meinen Kopf auf meine Arme und fokussierte meinen Blick auf die Gräser und Gänseblümchen, die vom nahen so viel schöner aussahen. Diese Perspektive fand ich interessant und ich glaube mich zu erinnern, so ein Foto mal auf Instagram gesehen zu haben.

Leon war einfach verdammt interessant. Ich musste wissen, wie sein Charakter aufgebaut war, was ihn ausmachte, was er gerne tat. Ich wollte verstehen, wie er tickte.

Ich räkelte mich müde in der Sonne und blieb liegen, sobald ich eine gemütliche Position gefunden hatte und schlief mit den Gedanken bei dem Blondschopf ein.

***

Frisch geduscht kam ich aus dem Bad heraus geschlürft. Sobald ich die männlichen Stimmen aus dem Wohnzimmer nach oben schallen hörte, zog ich mein Handtuch erschrocken noch enger und lief zielstrebig in mein Zimmer, wo ich mir Unterwäsche und ein hellblaues Sommerkleid anzog. Es war luftig, mit Spaghettiträgern und ging mit knapp über die Mitte der Oberschenkel.

BREATHE *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt