5. Kapitel

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Sasha POV

Oh nein! Chris Mutter war bösartig mit ihren Schlampen und ihrer kaum verhohlenen Abneigung, aber sein Vater war noch viel schlimmer. Er langweilte mich!

„Sohn." - „Dad." Mein aufgesetztes Lächeln drohte abzurutschen, doch ich zwang meine Mundwinkel wieder nach oben. Botox-Lippen hatten schon ihren Vorteil, sie blieben von ganz allein in der richtigen Position. Meine Wangenmuskeln würden morgen mehr schmerzen, als eine Schussverletzung im Bein. Und ich wusste, wovon ich sprach!

Das Gespräch zwischen Chris und seinem Vater war schon lange ins Geschäftliche abgedriftet und ich begann in der Gegend herumzuschauen. So viele Menschen, die viel zu viel Geld hatten. Geld, um das ich sie nur zu gerne erleichtern würde, aber ich hatte mir selbst geschworen, von den Bekannten meines Verlobten die Finger zu lassen.

Langsam aber sicher begannen mich meine Füße schleichend umzubringen und es wurde immer schlimmer. Unruhig verlagerte ich mein Gewicht von einem Bein auf das andere, bis Chris einen Arm um mich schlang und mich an sich zog. Sanft küsste er mich aufs Ohr und hauchte mir dabei ein „So langweilig?" zu.

„Ja! Und die Schuhe tun den Rest!"

Unauffällig lehnte ich mich an ihn und begann mich darin zu üben, mit offenen Augen zu schlafen. Mein Kopf sank währenddessen an Chris Schulter.

Gerade als ich am einnicken war, riss mich Travis, Chris Vater, unsanft aus meinem Versuch. „...Und, Sasha, wie läuft es mit deinem... Club ?"

„Ähm... Prima!" Wow, damit habe ich meinen Schwiegereltern jetzt wohl bestätigt, dass ich strohdumm bin. Eigentlich ist das auch egal, sie denken eh schon das Schlimmste von mir.

„Das ist gut", antwortete Travis etwas beklommen. Danach herrschte unangenehme Stille, bis Chris die Gelegenheit ergriff und uns verabschiedete. Sanft aber bestimmt schob er mich durch die Menge raus auf die menschenleere Terrasse. Begierig sog ich die frische Nachtluft ein und entspannte mich langsam. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich Chris süßes Schmunzeln sehen, mit dem er mich beobachtete.

„Ich liebe dich", murmelte er aus dem Nichts heraus und zauberte mir mit diesen einfachen drei Wörtern ein Lächeln ins Gesicht. Automatisch erinnerte ich mich daran, wie ich Chris kennengelernt hatte.

Es war vor vier Jahren gewesen, als ich gerade dabei gewesen war, meinen Club aufzubauen. Ich war gestresst und übermüdet gewesen, als ich auf dem Weg nach Hause in der überfüllten U-Bahn eingeschlafen war. Direkt an der Schulter eines attraktiven Mannes in Jeans und Pullover. Für ganze drei Stunden war ich weggenickt und ganze zwei Runden waren wir mit der Bahn gefahren. Ohne einen einzigen Muskel zu regen, hatte Chris ausgeharrt und hatte mich vor den kriminellen Gestalten der Nacht beschützt. Als ich aufwachte, waren wir am anderen Ende von Chicago und es war mir mehr als peinlich gewesen, doch Chris hatte es mit Humor genommen. Auf dem Heimweg hatten wir geredet und geredet und er hatte mich bis zu meiner Haustür gebracht. Ein bisschen Wehmütig hatte ich ihn gehen lasse, ohne dass wir unsere Nummern ausgetauscht hatten. Eine riesige Überraschung für mich war es, als Chris am nächsten Morgen vor meiner Tür gestanden hatte mit Brötchen und Kaffee für das Frühstück. Über die Monate hinweg waren wir uns näher gekommen und hatten uns verliebt, bis wir schließlich zusammengezogen waren. Chris hatte es nicht im Geringsten gestört, dass ich in den schlechteren Vierteln der Stadt unter Einfluss von Kriminalität aufgewachsen war. Er akzeptierte mich, wie ich war und versuchte mich nicht zu verbiegen. Chris neue Rolle in meinem Leben hatte einiges erschwert, doch er war mein Ausgleich, der mich davon abhielt, in der Welt aus Gewalt und Kriminalität zu versinken. Ich hatte ihm nie von meinem zweiten Leben erzählt, er kannte ja nicht einmal meine beste Freundin Rose, denn ich hatte unglaubliche Angst, ihn zu verlieren.

Shadows of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt