Kapitel 6 | Ende gut, gar nichts gut.

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Als ich mich von Samu löste, sah ich einen Moment komplett verwirrt zu ihm hoch.

"Hihi, das war schön", lallte er mir ins Gesicht und man sah an seinem Blick, dass er mit dem Alkoholkonsum für heute gründlich ausgesorgt hatte. Ich riss mich innerlich zusammen. Über den Kuss konnte ich später in aller Ruhe nachdenken. Ich musste Samu jetzt so schnell wie möglich ins Bett bringen und ich wusste, dass es nicht mein eigenes war. 'Mit alkoholisierten Männern hatte ich ausreichend Erfahrung', dachte ich und fasste mir unwillkürlich an die feine Narbe an meiner Nase.

"Wo steht euer Tourbus?", startete ich nun einen zweiten Versuch, diese Information aus ihm herauszubekommen. Einen Moment verwandelte sich seine Mimik in einen erschrockenen Blick, doch dann fing er wieder an zu kichern. "Ich...ich weiß nicht."

Alles klar, aus ihm würde ich nicht mehr herausbekommen, wo ich ihn am besten hinbrachte.

Ich fischte mit der einen Hand nach meinem Handy, um einen der anderen Jungs anzurufen und stützte gleichzeitig mit der anderen Samu, soweit es möglich war. Hervorragende Situation, in der ich mich hier befand.

Ich wählte Rikus Nummer, die ich nur einige Stunden zuvor eingespeichert hatte.

"Hei?", begrüßte mich Rikus Stimme und ich vermutete, dass das eine finnische Begrüßung war. Ich meldete mich ordnungsgemäß und er wechselte auf Englisch.

"Wieso rufst du so spät an? Ist mit Samu alles in Ordnung?", fragte er ein wenig besorgt.

"Wenn man die Tatsache außen vor lässt, dass er sturzbesoffen an meiner Schulter lehnt und mir nicht mehr sagen kann, wo euer Tourbus steht, dann geht es ihm gut", erklärte ich die Lage mit einem Seitenblick auf Samu.

"Oh, ich verstehe. Ich kann dir in etwa die Straße beschreiben, in der unser Bus liegt...", meinte Riku und ich versuchte, seiner Lagebeschreibung zu folgen.

"Das dürfte ich hinbekommen", versicherte ich Riku und verabschiedete mich von ihm. Er wünschte mir noch viel Glück und ich ließ mein Handy wieder in meine Jackentasche fallen.

"Komm, mein Großer", nuschelte ich und begann, Samu in die richtige Richtung zu helfen.

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Eine Viertelstunde später standen wir vor einem kleinen Parkplatz, der, soweit ich es im Dunkeln erkennen konnte, drei schwarze Busse beherbergte.

Obwohl ich es bezweifelte, dass Samu mir diese Frage noch beantworten konnte, versuchte ich es dennoch: "Sind das eure Tourbusse?"

Erstaunt sah ich ihn an, als er meine Frage bejahte. Immerhin.

Ohne große Hoffnung drückte ich die Klinke des Tors hinunter, das die Straße und den Parkplatz noch trennten. Doch tatsächlich - es ließ sich öffnen. Ich half Samu bei den letzten Metern zum vordersten Bus und sah an die Tür. Ich hatte gehofft, sie waren mit "Bandmitglieder" oder ähnlichem gekennzeichnet. Fragend sah ich zu Samu hoch und er zeigte auf den Bus, der in der Mitte der beiden anderen stand. Das hätte er mir ruhig auch freiwillig sagen können, seufzte ich innerlich.

Als ich Samu zur richtigen Tür begleitete, sah ich bereits, wie sie sich von innen öffnete. Ich glaubte, im Licht Riku zu erkennen und war mir aufgrund seiner Stimme sicher, als er uns begrüßte.

"Danke, dass du ihn heil hergebracht hast", meinte er, sobald wir den kurzen Weg geschafft hatten.

"Keine Ursache", antwortete ich und rieb mir den Nacken. Samus Gewicht hatte mir auf Dauer ganz schön zu schaffen gemacht.

"Bleib doch noch ein bisschen", meldete sich jetzt Samu von Rikus Seite.

"Ich...ich denke, ich gehe jetzt besser", meinte ich zögerlich und fügte, mehr an Rikus gewandt hinzu, "Wir sehen uns ja dann morgen im Studio." Er nickte. "Komm gut nach Hause. Tschüss"

Auch ich verabschiedete mich und machte mich dann auf den Heimweg. Es war ein langer und ereignisreicher Tag gewesen. Und morgen würde kaum anders werden, da schadete mir ein wenig Schlaf sicher nicht.

Aufmerksam ging ich durch die Straßen. Es war mitten in der Nacht und ich war um diese Zeit nur ungern allein unterwegs. Auf dem Hinweg hatte ich Samu als Begleitung gehabt. Er war sturzbesoffen gewesen, aber ich hoffte, er hätte mich im Zweifelsfall verteidigen können. Nun aber war ich ganz auf mich allein gestellt.

Ich stopfte meine Hände ein wenig tiefer in die Jackentaschen und meine Gedanken schweiften zum Kuss ab. Er war betrunken, ja. Und er hatte demnach keine Kontrolle gehabt. Aber schließlich hatte er auch bereits versucht, mich zu küssen, als er noch nahezu nüchtern war. Und überhaupt - wieso hatte er das getan? Wir kannten uns kaum und ich war definitiv nicht seine Altersklasse. Erschrocken kam mir ein Gedanke. Sah er mich etwa nur als Groupie? Als Groupie, der leicht aufzureißen war und gerade einmal gut genug für eine Nacht mit ein wenig Spaß?

Meine Gedanken drehten sich immer weiter im Kreis, bis ich einen Entschluss fasste. Ich würde nichts mehr mit Samu unternehmen. Falls er überhaupt nach einem zweiten Date fragen würde, würde ich ablehnen. Wir waren auf einer beruflichen Ebene und dabei würde es bleiben. Mein Fangirling musste ich einfach ausschalten.

Doch schlagartig wurden meine Gedanken beiseite gewischt. Wie aus dem Nichts spürte ich eine Hand, die sich schnell und lautlos um meinen Mund legte. Sofort wurde ich panisch und schlug um mich. Ich versuchte, so viel Luft wie möglich durch die Nase zu bekommen. Rational denken, sagte ich mir selbst.

"Sei leise, sonst gehst du drauf", zischte mir eine männliche Stimme ins Ohr. Dann spürte ich kräftige Hände an meinen Handgelenken und es machte zweimal 'Klick'. Handschellen.

Langsam schaffte ich es, mich zu beruhigen. Ich wusste, dass ich im Moment keine andere Wahl hatte. Befreien konnte ich mich jetzt nicht mehr.

Dann plötzlich etwas Kaltes an meiner Schläfe - nein, das durfte nicht wahr sein. Was war das? Was wollte er denn von mir?

"Du wirst jetzt schön leise sein, ja? Und dann kommst du ganz brav mit...sonst könnte ich womöglich noch aus Versehen auf den Abzug kommen", hörte ich dieselbe gehässige Stimme.

Mir blieb keine Wahl. Vorsichtig nickte ich. Der Druck auf meinem Mund ließ nach und ich konnte wieder normal atmen. Die Handschellen um die Gelenke und die Pistole an der Schläfe blieben jedoch.

"Umdrehen", befahl er mir leise.

Im Schatten folgten wir dem Weg, den ich gerade eben hergekommen war. Einige Meter weiter bog er jedoch in eine schmale Seitengasse ab. Vor mir sah ich einen Transporter. Die Türen geöffnet. Ein Stoß in den Rücken. Ich kletterte vorsichtig auf die Ladefläche. In das Dunkle herein. Eine Hand griff in meine Tasche und ich wusste, ich hatte kein Handy mehr. Die Türen fielen zu. Klack. Klack. Das wars. Ohnmächtig.

Hey, Leute! :)

Tbh, dieses Kapitel habe ich schon vor einiger Zeit geschrieben, aber bisher nicht veröffentlicht. Aus aktuellem Anlass lade ich es jetzt aber doch hoch. Dieser Anlass ist, dass ich einfach unglaublich im Stress bin und nicht die Zeit habe, alle meine Stories upzudaten. Dazu kommt (I won't lie to you), dass meine Tage als Sunriser gezählt sind. Auf keinen Fall möchte ich aber, dass diese Story endet. (An dieser Stelle einmal danke für die übel vielen Votes und Reads!). Daher ist mir die Idee gekommen, die ganze Sache vorerst in andere Hände zu legen und daher anderen Autoren die Chance zu geben, so auf sich aufmerksam zu machen. Ganz ehrlich - ich kann nicht einschätzen, wie diese Idee ankommt, aber ich freue mich über jeden der Interesse hat und mich anschreibt! <3

Bis dann,

Lisa


You Can Never Be Ready (Samu Haber Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt