Kapitel 7 | Ende gut, oder nicht?

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So. Hallo. Etwas vorsichtig schreibe ich hier mal das Vorwort.
Es tut mir leid, dass nichts kam. Vermutlich interessiert es kaum noch einen, dass ich mich endlich aufgeraffen konnte, das Kapitel hier zu schreiben und die Fanfiction zu vollenden. Inzwischen hab ich mich komplett anderen Projekten zugewandt, aber ich konnte das schlechte Gewissen nicht loswerden.
Ein wenig erinnert das folgende Kapitel an einen schlechten Film, aber ich konnte es nicht lassen, dem Ganzen ein dramatisches Ende zu verleihen. Sorry.
Dennoch vielen Dank für die Unterstützung und auf bald - Lisa

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"Wie kannst du es wagen?", schrie ich, sobald mir das Klebeband vom Mund gezogen wurde.

Vermutlich hatte er mir das über die Lippen geklebt, als ich bewusstlos im Transporter lag. Immerhin hatte ich nun die Gelegenheit, meiner Wut freien Lauf zu lassen. Auch wenn das nur daran lag, das ich mich in der abgelegensten Halle befand, die München zu bieten hatte.

Ausgesprochen dumm allerdings, dass er mich hierher gebracht hatte. Schließlich wusste er, dass ich diese Halle durch einen blöden Zufall kannte. Aber das war er schon immer gewesen, dumm. Mit Verachtung starrte ich ihn an, den Mann, der meine Kindheit zur Hölle gemacht hatte. Zumindest die ersten drei Jahre. Ein Wunder, dass ich meinen Vater überhaupt erkannte. Glück, dass ich wusste, wer mir das hier erneut antat, Pech, weil ich sein Gesicht gerne nie mehr vor Augen gehabt hätte.

"Das fragst du? Du schuldest mir was", sagte er gehässig. Schräg hinter ihm stand ein weiterer Mann. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber es war vermutlich derjenige gewesen, der mir die Knarre an den Kopf gehalten hatte. Die Knarre, die nun in der Hand meines Vaters ruhte.

"Du schuldest mir Einiges", antwortete ich, wissend, wie dumm es war, hier auf mutig zu tun, "eine Kindheit beispielsweise."

Eine Kindheit, das war es, was ich mir mittlerweile am meisten wünschte. Die ersten Jahre prägten einen besonders und es waren die ersten Jahre gewesen, die ich mit ihm verbringen hatte müssen. Natürlich mit meiner Mutter ebenso, aber sie war zugrunde gegangen unter ihm. Unter seiner Gewalt, sollte man eher sagen. Die Gewalt, die auch schließlich zu spüren bekommen hatte. Es schauderte mich, als ich bemerkte, wie genau ich mich daran erinnerte. Schließlich war ich gerade einmal drei Jahre alt gewesen, als er mich das erste Mal geschlagen hatte und mir die Narbe an der Nase verpasste, die ich nie loswerden konnte.
Das erste und letzte Mal hatte er mich da geschlagen, denn an diesem Tag hatte meine Mutter endlich die Kraft gehabt, zu fliehen. Gemeinsam mit mir. Das Wissen, dass ihre dreijährige Tochter so etwas auch selbst zu spüren bekommen hatte, das hatte sie angetrieben, wie sie mir später erzählt hatte.

"Scheinst doch ganz gut zurecht zu kommen, Schätzchen", meinte er gehässig und beugte sich über mich. Wie gern würde ich ihm in die Fresse schlagen. Wie gern ich das machen würde, wenn nicht leider meine Hände nach wie vor hinter meinem Rücken den Handschellen erlagen. Es war wie in einem schlechten Film. Wenn ich mich nicht selbst in dieser misslichen Lage befunden hätte, säße ich Ungläubigkeit, dass so etwas wirklich passierte, vermutlich irgendwo mit offenem Mund.

"Fresse", zischte ich und einen Moment lang sahen wir uns in die Augen, mit einem Blick, der dem anderen jeweils den Tod wünschte.

"Nun gut", meinte er schließlich, "dann hol ich mir einfach was ich will."

Noch während er den letzten Satz aussprach, holte er mit der Hand aus. Ich versuchte auszuweichen, aber ohne Hände war das alles andere als einfach. Und so traf mich seine Faust direkt an Wange und Mund. Ich spürte, wie mir das Blut die Lippe herunterfloss.

Meine Gedanken liefen auf Hochtouren. Ich musste hier weg, das war das Ziel, das über allem stand. Nur wie stellte man das an, wenn man gefesselt auf dem Boden einer abgeschiedenen Lagerhalle am Rande seiner Heimatstadt saß, gegenüber zweier starker Männer. Lediglich eins hatte ich ihnen voraus - Intelligenz. Nur nützte mir die herzlich wenig, denn ein möglicher Fluchtversuch, der sich in meinem Kopf bildete, erschien mir dümmer als der andere. Mich krümmend lag ich seitlich auf dem staubigen Boden.

Ohne jegliche Idee eines Auswegs sah ich aus dem Augenwinkel, wie die Faust meines Vaters ein zweites Mal in meine Richtung schoss. Ich schloss die Augen und wartete auf die Schmerzen. Aber sie kamen nicht. Stattdessen ein Stöhnen seitens meines Vaters. Vorsichtig öffnete ich die Augen wieder und konnte mein Glück kaum fassen, als ich einen grün gekleideten Mann sah, der die Hand meines Vaters festhielt und eine geladene Pistole an seine Schläfe. Vorsichtig setzte ich mich auf.

"Alles ist gut", hörte ich die Stimme einer Frau neben meinem Ohr, die sich hinter mich bückte. Ein kleines Klick, die Handschellen waren offen. Warum die Polizei hier war, interessierte mich im Moment kein bisschen. Wichtig war, dass sie hier war. Ich war gerettet, stellte ich fest, als es zum zweiten Mal heute schwarz um mich wurde und ich der Ohmacht erlag.

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Limonade schlürfend saß ich auf der Münchner Polizeistation. Ich war in Ordnung, zumindest körperlich. Meine Lippe war versorgt worden, es würde innerhalb einiger Tage verheilt sein. Ob ich psychisch in Ordnung war, konnte ich nicht sagen. Aber es war okay im Moment. Noch immer hatte ich keine Ahnung, was die Motive meines Vaters waren. Ob ich es jemals wissen würde und wollte, dass konnte ich nicht sagen. Aber im Moment war es okay.

"Kann ich noch irgendwas für dich tun?", fragte mich Riku. Er hatte mich gerettet, das wusste ich. Als ich vom Tourbus der Band den Rückzug angetreten hatte, war er mir gefolgt. Mit einigem Abstand, da er Samu zuerst sicher im Bus verwahren hatte müssen. Er wollte mich nicht alleine nach Hause laufen lassen, hatte er mir später erklärt. Vom Straßeneck hatte er beobachtet, wie ich in den Van gestoßen worden war. Dann hatte er die Polizei gerufen. Es hätte keinen Sinn gemacht, den Versuch zu unternehmen, mich an Ort und Stelle zu retten. Es war ein Glück, dass die Lagerhalle nicht weit entfernt war. Und die Ortskenntnis der Polizei war ebenfalls ein Glück. Sie waren ohne das genaue Wissen, wo ich war, dort hingefahren. Und hatten mich gerettet.

"Es ist okay", antwortete ich nur und lächelte Riku an. Er hatte mir vielleicht das Leben gerettet.

"Samantha!", hörte ich plötzlich einen Ruf vom Ende des Gangs, auf dem wir saßen. Schon bevor ich mich umdrehte, wusste ich, dass es Samus Stimme war.

"Riku hat mich angerufen", meinte er außer Atem, als er schließlich vor mir stand und ich ihn in die Arme schloß.

"Ich bin mal nochmal kurz bei der Polizistin. Vielleicht hab ich eine Chance auf ihre Nummer", hörte ich Riku grinsend hinter mir sagen, dann seine Schritte, die sich entfernten.

"Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass es dir gut geht", fing Samu an zu reden, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten und fuhr fort, ohne mich antworten zu lassen, "ich muss dir nämlich was sagen, weißt du. Das ist vielleicht alles hier etwas merkwürdig, aber ich hab das gestern ernst gemeint, als ich versucht hab, dich zu küssen. Ich hab keine Ahnung, wie du das Ganze siehst, vielleicht hältst du dich für irgendeinen Fan, dessen Star nur das eine will, aber so ist es nicht, ich würde dich wirklich gerne nochmal in Ruhe kennenlernen."

Erwartungsvoll sah er mich an und ich begann zu lächeln. Kitschig, das alles hier. Aber süß. "Samu, ich weiß, dass ich das nicht bin", antwortete ich und in diesem Moment wusste ich das wirklich. Ich war mir plötzlich sicher, wie sehr das hier eine Chance hatte. Wen interessierte denn der Altersunterschied, sagte ich mir, als ich Samu ohne ein weiteres Wort küsste, diesmal nüchtern. Man kann sich verlieben und in wen ist doch vollkommen egal.

You Can Never Be Ready (Samu Haber Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt