Der treue Gefährte

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Sie hatte ihn im ersten Moment fast nicht erkannt und stand wie angewurzelt da, immer noch die Taschenlampe auf ihren Chef gerichtet, der ganz anders aussah als sonst im Hauptquartier; Zwar hatte sie sich in der Zwischenzeit schon an das von Explosionen schwarze Gesicht gewöhnt, aber diesmal machte er noch einen viel armseligeren Eindruck, er hatte seine Brille verloren, sein gelber Anzug hing in Fetzen an dem nicht mehr ganz so weißen Hemd hinunter und in seinem rechten Schuh klaffte ein riesiges Loch, außerdem war sein Bart leicht angesengt.

Im zweiten Moment stürzte sie sich beinahe auf ihn, sowohl, um ihn zu stützen, als er beinahe drohte, vor Erschöpfung umzufallen, und auch, um ihn ein wenig zu umarmen. Ein weiterer Mensch. Endlich!

Dann geleitete sie ihn zu dem großen Sessel, damit er sich auf diesem niederlassen konnte.

„Chef Gontier", begann sie ein Gespräch, „Wie sind Sie hier her gekommen?"

Chef Gontier seufzte kurz und erklärte: „Dein Onkel, Sophie, hat mich bis hierher geschleudert!"

„Oh...", Sophie richtete verlegen den Blick zu Boden.

„Und... Wissen Sie vielleicht, wo er ist?"

Wortlos schüttelte er den Kopf und fuhr fort:

„Ich weiß aber, wo einer ist, den du sicher gerne sehen würdest." Geheimnisvoll sah er sie an.

Sie traten aus der Flugzeugklappe und hielten sich beide einen Moment lang die Hände schützend vor die Augen, als sie in das Licht traten.

Sophie wollte zwar im Moment niemanden lieber sehen als ihren Onkel, aber sie folgte Chef Gontier trotzdem wortlos, als dieser in Richtung eines großen Felsens ging.

Die Umgebung war nicht ganz so traurig wie alles andere, das sie vorher gesehen hatte.

Die unzähligen Explosionen hatten zwar auch diese Region unbewohnbar gemacht, jedoch lagen hier nicht so viele kaputte Maschinenteile wie überall sonst. Der große Haufen Metallschrott lag in ihrem Rücken und vor ihr lag ein weites Land, in das man trotz des vielen Staubes in der Luft noch weit gucken konnte. Am Boden wuchs wieder etwas Gras und Sophie fragte sich, wie viel Zeit wohl seit den Explosionen vergangen sei. Bisher hatte sie angenommen, dass es höchstens einen Tag her sei, aber die Vegetation konnte sich doch nicht an einem Tag wieder aufbauen...

Chef Gontier blieb ruckartig stehen und da Sophies Blick gedankenverloren auf den Boden und vorüberziehende Grasbüschel gerichtet war, stieß sie ihn versehentlich an.

Während sie noch ein 'tschuldigung murmelte, zeigte er auf etwas hoch oben... Sie musste die Augen zusammenkneifen, um trotz der Sonne noch etwas erkennen zu können. Als sie ihn jedoch sah, konnte sie ihre Freude kaum zügeln.

„Fino!", rief sie freudig aus.


Mein bester FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt