Die schwarzen Feinde

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Fino begleitete sie zurück zu dem Flugzeug. In den Explosionen hatte er sein Halsband verloren und sein Fell war etwas angesengt und schwarz. Das war das Erste gewesen, was ihr aufgefallen war, aber sie versuchte, nicht zu sehr auf die dunkleren Stellen zu achten. Sie fragte sich auf dem Weg mehrmals, ob ihm die Verbrennungen wohl wehtaten, wollte ihn aber auch nicht danach fragen.

Mit seinem zerzausten Äußeren passte er irgendwie in die verwüstete Umgebung und vervollständigte das Bild der Zerstörung so. Seine Augen waren stur auf das Ziel gerichtet, das dunkelviolette Flugzeug, das ihnen als provisorischer Unterschlupf diente. Chef Gontier wanderte direkt hinter ihnen.

Im Innern des Flugzeugs war es immer noch viel zu dunkel, doch Fino machte sich gleich daran, wenigstens eine der riesigen Deckenleuchten zum Leuchten zu bringen. In dem spärlichen Licht, das sie nun spendete und dem kleinen Lichtkegel der Taschenlampe schmiedeten sie zu dritt einen Plan.

Das Gelände, das Gadget verwüstet hatte, reichte wohl kilometerweit, wusste Chef Gontier, und überall lag Schrott herum, teilweise in riesigen Haufen, wie der direkt vor ihrer Haustür.

„Was ist mit den ganzen Leuten passiert?", fragte Sophie in die Runde. Niemand hatte eine richtige Antwort.

„Sie könnten hier überall verstreut sein...", vermutete Gontier nach einigen Sekunden Stille.

„Oder sie haben sich wie wir in Gruppen formiert.", fügte Sophie an.

„Auf jeden Fall wissen wir, dass uns knapp 200 unserer Agenten fehlen und..."

„Und die MAD-Agenten", platzte es aus Sophie heraus und sowohl Chef Gontier als auch Fino schauten sie irritiert an.

„Das sind schließlich auch Menschen...", fügte sie schnell hinzu und spürte schon, wie sie langsam rot wurde. Verlegen richtete sie den Blick auf den Boden und nach einer Weile fuhr Gontier fort:

„und unsere Männer und Frauen können gut auf sich selber aufpassen.", beendete er seinen Satz.

„Wir müssen sie trotzdem suchen gehen...", sagte Sophie.

„Zuerst müssen wir etwas zu Essen suchen gehen", meinte Gontier und hielt sich den Bauch, um Hunger anzudeuten.

In den Vorratskammern fanden sich zwar noch einige lang haltbaren Vorräte, allerdings würden sie bereits in einigen Tagen alle aufgebraucht haben. Auch das Wasser würde irgendwann knapp werden. Sophie und Fino warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu, dann begannen sie, einige Sachen für eine vielleicht tagelange Suche nach Vorräten und anderen Menschen zusammenzusuchen.

Sophie fand noch einen neu aussehenden Rucksack in knalligem Blau und Rot, der sicher in der braun-grauen Landschaft gut zu sehen war. Einiges getrocknetes Obst, eine Flasche Wasser und etwa die Hälfte des Fleischvorrates steckte sie sich ein, sowie ihre Taschenlampe und eine große Plastikplane, falls sie vielleicht die Nacht in der Einöde verbringen mussten. Der Rucksack war zwar nur zur Hälfte gefüllt, aber trotzdem fühlte Sophie sich reisefertiger als je zuvor und auch Fino war wohl zufrieden mit ihrem Gepäck, er selber hatte keins.

Chef Gontier bastelte gerade an den Stromleitungen herum, um die Lampen des Flugzeuges wieder zum Leuchten zu bringen und auch um die Kommunikation wollte er sich kümmern, während sie weg waren.

Nach einem großen Sprung aus dem Flugzeug stand sie wieder auf der staubigen Erde und sah sich um. Rechts und vor ihr erstreckte sich der Haufen aus Metallschrott, doch nach links hatte Chef Gontier sie bereits früher am Tag geführt. Dort konnte sie nichts Neues mehr entdecken. Sophie war von rechts gekommen, dort war wohl auch nichts mehr zu finden. Ihr Weg führte sie also wohl oder übel mitten durch tausend Tonnen Stahl. Sie machten sich auf den Weg.

Sie fanden einen Pfad durch den Metallschrott, der breit genug war, dass sie sich nirgendwo an den spitzen Kanten stießen, und der etwa einen Kilometer weit nur geradeaus verlief, bis die beiden an einem großen, ebenfalls von Metall umgebenen Platz ankamen.

Hier sah es aus, als wären die Explosionen erst einige Stunden her gewesen, einige Flecken brannten immer noch, Sophie vermutete, dass an diesen Stellen wohl Benzin oder so etwas getropft waren und irgendein auslaufender Tank den Flammen immer neue Nahrung gab.

In der Luft waren immer noch riesige schwarze Rauchwolken zu sehen, wohl direkt über ihnen, aber so hoch, dass sie trotzdem noch die frische Luft einatmeten.

Der Boden war ebenfalls schwarz gefärbt und hier fanden die beiden nicht, wie überall sonst, die kleinen Grasbüschel, die sich durch den Staub kämpften, nicht die Spur von irgendeiner Vegetation.

Während Sophie noch den Boden betrachtete, schnüffelte Fino ein bisschen herum, hob den Kopf – und knurrte bedrohlich. Er bedeutete Sophie, ihm zu folgen, und führte sie durch einen niedrigen Tunnel, der unter dem Schrott hindurchführte. Zum Glück war er nicht allzu lang und schon durfte Sophie wieder auf ihren Beinen stehen.

Direkt vor ihr sah sie allerdings, wieso Fino so aufgeregt gewesen war.

Eine fast vollständig schwarze MAD-Katze schaute sie mit großen Augen an, schien jeden ihrer Schritte zu verfolgen. Hinter ihr lag, anscheinend ohnmächtig, ein ebenso schwarzer Titus.


Mein bester FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt