Der nächste Morgen

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So schnell sie konnte, zog Sophie ihre rote Jacke aus und deckte Titus damit zu, ignorierte den bedrohlichen Blick von Madkatze und auch ihre Katzenallergie. Kurz versuchte sie, die Katze wegzuscheuchen, aber sie bewegte sich nicht, bedachte sie nur mit einem misstrauischen Blick.

Gerade, als sie sich fragte, wie sie einen ohnmächtigen Jungen und eine störrische Katze durch einen Berg von Metallschrott transportieren sollte, fing es zu allem Übel auch noch an, zu regnen. Fino begann bereits, die Plane mit einigen abgebrochenen Eisenstangen und sonstigen länglichen Metallstücken zu einem provisorischen Zelt aufzubauen und Sophie schleifte Titus unter dieses. Auch Madkatze flüchtete sich ins Trockene.

Außer, dass seine Kleidung einige schwarze Schmauchspuren davongetragen hatte, sah Titus wie immer sehr gut aus und Sophie kam nicht herum, sich zu fragen, wie seine Haare trotz allem noch perfekt sitzen konnten. Außer, dass sie vom Staub ein bisschen grauer und matter wirkten, hatten sie sich nicht verändert.

Sophie gab ihm etwas Wasser aus ihrer Flasche zu Trinken und teilte unter sich und Fino das Fleisch auf, nach einigem Zögern warf sie auch Madkatze etwas hin, die sich neben Titus gekauert hatte. So wortlos und kalt, wie sie es geworfen hatte, so wortlos fing sie an, an einem Streifen herumzukauen und Sophie mit kalter Gleichgültigkeit zu ignorieren.

Langsam versank die Sonne hinter dem Horizont, doch es hörte nicht auf, zu regnen. Da es in der Einöde kaum Wurzeln von Bäumen gab, die es hätten aufhalten können, floss das Wasser ungehindert und versank kaum in der staubigen Erde. Stattdessen bedeckte es bald den gesamten Boden, als wäre er aus Asphalt und auch die vier unfreiwilligen Gefährten wurden von ihm nicht verschont.

Als das Wasser, das durch das Metall kaum abfließen konnte, etwa knöcheltief war, hörte es endlich auf, zu regnen. Der Mond stand bereits hoch am Himmel und zum Zurückkehren war es eindeutig zu dunkel, also beschloss nun auch Sophie, die als Einzige noch wach war, sich nun auch endlich schlafen zu legen, um am nächsten Morgen ausgeruht die Rückreise beginnen zu können.




Mitten in der Nacht wachte Titus auf und nahm sofort dröhnende Kopfschmerzen wahr. Es war deutlich zu dunkel, um sich die Gegend angucken zu können, aber Titus bemerkte gleich, dass er draußen war. Der Boden unter ihm war hart und nass. Titus seufzte leise und versuchte, sich aufzusetzen, bemerkte aber einen leichten Druck auf seiner Brust und identifizierte ihn gleich als etwas Weiches, das wohl auf ihm lag und schlief. Also blieb er liegen und sah sich so um. Viel konnte er aber nicht erkennen.

Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war, dass sein Onkel laut und verrückt lachte, wie er noch nie gelacht hatte... Titus wollte ihn noch abhalten...

Das Lachen begleitete ihn in seine Träume.

Titus wurde von einem Schnurren geweckt. Langsam machte er die Augen auf und schaute an sich hinunter, soweit es ihm möglich war. Und tatsächlich, es war wirklich Madkatze.

„Na, Fellknäul, du überlebst wohl auch alles.", flüsterte ihr mit einer Mischung aus Zuneigung und Missgunst in der Stimme zu und streichelte ihr einmal über den Kopf, wie sein Onkel es immer getan hatte. Obwohl er sie eigentlich nicht ausstehen konnte, fühlte er im Moment Sympathie für sie. Vielleicht, weil sie ihn an seinen Onkel erinnerte, sein Leben als aufstrebender MAD-Agent...

Die Katze kommentierte die Streicheleinheit mit einem Schnurren, hatte wohl auch vergessen, dass Titus ihr ärgster Konkurrent war.

Dann endlich konnte Titus das Fellknäul von sich herunter heben und setzte sich auf.

Eine dünne rote Jacke fiel von seinen Schultern in seinen Schoß. Die kannte er doch...

Verlegen begriff er endlich, in welcher Lage er sich befand und drehte seinen Kopf langsam nach rechts, wo Sophie noch ruhig lag und schlief, fest ihren Hund umschließend.

Mit einem leichten Lächeln stand Titus langsam auf und legte nun Sophie die Jacke um die Schultern, griff sich Madkatze und begann, mit ihr die Umgebung zu erkunden.



Sophie erwachte erst viel zu spät, als die Sonne schon längst am Himmel stand und fast ihren Zenit erreicht hat. Schläfrig rieb sie sich die Augen und weckte, während sie sich aufsetzte, versehentlich Fino. Sofort wollte sie nach Titus sehen, musste dann aber feststellen, dass er nicht mehr da war. Auch von Madkatze war keine Spur zu sehen und die Jacke, die sie ihm umgelegt hatte, hatte er zurückgelassen. Sofort war Sophie hellwach und begann, nach ihm zu suchen.


Mein bester FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt