5. In den Augen eines Wolfes

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...Plötzlich war alles vorbei.
Ich lag auf dem Boden. Alle Knochen taten mir weh und ich atmete schwer.
Was war gerade passiert?
Kein Zweifel, es war wieder der Schmerz gewesen...
Doch er war noch nie so stark wie gerade gewesen. Es hatte sich angefühlt, als würde ich brennen.
Ich versuchte, meine Hand zu bewegen. Aus undefinierbaren Gründen konnte ich meine Finger nicht spüren...
Ich zog meine Hand unter mir hervor und öffnete meine Augen einen Spalt breit.
Blinzelnd versuchte ich durch die plötzliche Helligkeit etwas zu erkennen.
Nein! Das konnte nicht sein! Ein eisiger Schauer rieselte mir über den Rücken.
Ich starrte noch einmal hin doch es war real...
Ein Irrtum ausgeschlossen!
Da wo eigentlich meine Hand hätte sein müssen lag eine schneeweiße Pfote.
Was...!? Panisch richtete ich mich auf. Versuchte würde es besser treffen...
Wo kamen bitte im Moment diese zwei zusätzlichen Beine her???
Ich versuchte das Gleichgewicht zu halten, was mit dem Extagewicht an meinem übrigen Körper echt schwer war...
Moment... was???
Ich sah an mir herunter...
Was ich sah verschlug mir den Atem..
Fell! Schneeweißes Fell bedeckte meinen Körper.
Oh Gott! Was passierte hier? Warum glich ich einem vierbeinigen Fellmonster?
Ich war Skye Whitten! Kein komisches Fellbündel!
Ich spürte ein trockenes Brennen in meinen Augen.
Hysterisch schluchzte ich auf...
Ich konnte nichts dagegen tun.Was war mit meinem Körper? Wieso war ich nicht mehr das menschliche Mädchen?
Die Panik lähmte mich und machte es mir unmöglich, mich zu bewegen.
Ich kniff meine Augen fest zusammen... doch ein Zweifel war ausgeschlossen.
Ich hatte mich in einen weißen Wolf verwandelt!
So wie ich war blieb ich stehen, versuchte das unmögliche zu begreifen.
Warum? Warum ich?
Ein winziger teil in mir hoffte immer noch das es ein Traum war, doch sie last meines Fells und das ungewohnte Gefühl auf vier Beinen zu stehen erstickte diese winzige Hoffnung und holte mich mit einem harten Aufprall in die Wirklichkeit zurück.
Aber was War schon die Wirklichkeit?
Eine Welt in der sich Menschen in Monster verwandelten?
Ich verharrte einen Moment ehe ich mit der einen Frage konfrontiert wurde: Was sollte ich jetzt machen?
Zu Dian gehen und ihr versuchen klarzumachen, das ich es war, die in der Haut dieses Wolfes steckte?
Wahrscheinlich würde ich bei ihr so oder so am Spieß enden.
Zu meiner Mutter oder Phil gehen?
Nein! Mams hysterischer Anfall wäre eher reproduktiv.
Ich seufzte, doch es hörte sich durch meine Lenzen wie ein Knurren an.
Wahrscheinlich würde meine Mutter mich nichtmal verstehen.
Eine eiskalte Faust umfing mein Herz wie eine Eisenfessel.
Ich konnte keinem sagen was passiert War.
Ich war auf mich allein gestellt, mit einem Wolfskörper.
Auf einmal hörte ich etwas.
Ein Geräusch, das mir mein Nackenfell zu Berge stehen ließ.
Ich weiß auch nicht, vielleicht war es ein Heulen? Ein Jaulen?
Oder einfach der Ruf eines verzweifelten Hundes?
Auf jeden Fall setzte ich mich wie von selbst in Bewegung. Etwas hatte sie Kontrolle über mich gewonnen, steuerte mich.
Ich lief in den Flur und kam an einem großen Spiegel vorbei.
Ich erschrak. Ja, meine Vermutung stimmte.
Mir sah ein weißer Wolf entgegen.
In anderen Situationen hätte ich den hübschen Wolf mit den türkisfarbenen Augen, die meinen so glichen sofort bewundert, jetzt aber fühlte ich nur große Verwirrung.
Dieser Wolf im Spiegel War ich !
Der Wahrheit so ins Gesicht zu blicken brachte mich vollkommen durcheinander.
Erst als ich gegen eine der alten Holzkommoden lief, bemerkte ich, das mich die fremde Macht verlassen hatte, ich wurde nicht mehr gesteuert.
Ja, ich weiß was ihr jetzt denkt, aber meine Tollpatschigkeit hatte ich auf jeden Fall behalten. Ob ich mich darüber freuen sollte?
Dafür wusste ich jetzt aber, wo ich hingehen konnte.
Ich verließ schnell das Haus, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Mit gesenktem Kopf rannte ich hinter den Gärten der Häuser entlang.(Dabei stellte ich fest, das es zumindest in dieser Hinsicht praktisch war, mit 4 Beinen gesegnet zu sein. Allerdings wusste ich nicht, ob das wirklich ein Segen war. )
Ich rannte bis in den Wald, der an Lion Hills angrenzte.
Als mich die angenehme Kühle der Bäume umfing, entspannte ich mich sichtlich.
Hier, zwischen den dunklen Schatten den inneren Waldes kam es mir plötzlich nicht mehr so abwegig vor.
Ich meine, dieser Wald hatte etwas magisches an sich.
Warum hatte ich mich in einen Wolf verwandelt?
Und was...!?
Oh shit! Wie sollte ich jetzt bitte in meine ursprüngliche Gestalt zurückkommen?
Ein eisiger Schauer kroch mir den Rücken hinunter. Was wenn ich für immer ein Wolf sein müsste?
In dem Moment wünschte ich mir, nie nach Lion Hills gezogen zu sein.
Ich wollte bloß ein total normales Mädchen ohne Werwolf sein.
Mich durchfuhr ein heißer Schauer und zur Abwechslung rieselte es mir mal kalt über den Rücken.
Wenn ich jetzt ein Wolf war, wie weit dauerte es, bis ich an meine Grenzen stieß?
Im Moment fühlte ich mich so als ob ich alles könnte...
Stark und Unabhängig!
Ohne Nachzudenken preschte ich los.
Der weiche Waldboden federte meine Sprünge ab. Nur noch verschwommen nahm ich die Umrisse der Vorbeisausenden dunkelgrünen Schatten wahr.
Wow war ich schnell!
Der Wald lichtete sich vor mir und ich verlangsamte mein Tempo.
Ich gelangte auf ein Felsplateau und blieb stehen.
Vor mir breitete sich eine Wunderschöne Küstenlandschaft
aus. Tief unter meinen Pfoten spritzte wilde Gicht an den schroffen Felsen empor.Ich reckte mein Kinn in die Luft und ließ den Wind durch mein Fell blasen.
Wie heute Morgen am Strand.
Ich seufzte. Dieser Moment war so weit entfernt.
Mit einem Mal regte sich mein Instinkt.
Etwas stimmte nicht.
Mein innerer Wolf sträubte sich und ich fuhr herum.
Ich wurde beobachtet! Mehr spürte als sah ich die schimmernden Augenpaare zwischen den Bäumen.
Doch zwischen den dunklen Schatten der Bäume konnte ich niemanden ausmachen.
Ein tiefes Knurren stieg in meiner Wolfskehle empor.
'Zeigt euch!'
Mir wurde erst klar, dass ich das gesagt hatte, als sich zwischen den Bäumen etwas bewegte.
Tiefschwarze Schatten streiften zwischen den Bäumen auf mich zu.
Dann trat ein Wolf auf die Lichtung.
Sein riesiger Körper stand mir reglos gegenüber.
Das schwarze Fell auf seinem Rücken ließ ihn noch imposanter wirken.
Ich duckte mich unwillkürlich, als mich seine bernsteinfarbenen Augen trafen.
Doch etwas in mir weigerte sich, sich vor diesem Wolf klein zu machen.
Also hob ich meinen Blick ebenfalls und blickte in seine Augen. Blau und Gold.
'Was wollt ihr?'
Ich sah ihn mit schief gelegten Kopf an.
'Wir haben dich gesucht, Skye.'
Allein der Klang seiner Stimme war gebieterisch. Und woher kannte der bitte meinen Namen?
Auf meine Unausgesprochene Frage fuhr er fort.
'Du bist neu. Und du hast keine Ahnung was hier vorgeht, oder?'
Mein Nackenfell sträubte sich, als ich den herablassenden klang seiner Stimme vernahm. Er fuhr fort:' Wir könnten dir erklären was los ist. Wie du es kontrollieren kannst.'
Ich spürte den unausgesprochenen Haken ab der Sache wie einen Dorn. Als ob dieser Idiot mich zu irgendwas zwingen könnte! Und doch blieb ich vorerst ruhig.
'Was springt für euch dabei raus?'
An seinem schnellen Mimikwechsel erkannte ich, das es ihm wichtig war.
Supi, etwas, mit dem ich den Riesenwauwau vor mir sagen wir mal ein bisschen erpressen konnte.
Toll Skye! Dein Respekt vor diesem Wolf ist von einem Moment auf den anderen auf Größe null geschrumpft.
Meine innere Stimme meldete sich mal wieder! Wie schön!
(Schonmal was von Ironie gehört?; )
Aber irgendwie hatte sie ja Recht.
Mein Respekt vor Personen, die sich (meiner Meinung nach für viel zu wichtig halten)so aufspielen, war mein Respekt gleich null.
Die Stimme des Wolfes riss mich aus meinen Gedanken.
'Schließ dich uns an.' Mit seinen Worten waren ungefähr 15 andere Wölfe auf die Lichtung gekommen. Sie sahen alle ein bißchen ernst aus. Mein Gott!
Und alle schauten zu diesem Anführer hoch.
Hatten die denn kein Selbstwertgefühl?
Meine Antwort: Nö!
Ok gut ich hatte ziemlich schnell geurteilt. Aber zu so einem Wauwau wollte ich nicht aufschauen.
Allerdings hatte ich wirklich Probleme mit meiner Verwandlung.
'Ich überlege es mir.'
Jupp, das musste ihm reichen.
Tat es aber nicht!
Knurrend kam er auf mich zu.
'Ja oder nein?'
Och nö! Kaum ein Wolf und schon steckte ich in Schwierigkeiten.
Okay, ich korrigiere, GROßE Schwierigkeiten.
Da kam ein Jaulen aus der Gruppe der Wölfe.
'Erkläre es ihr und lass ihr eine Wahl! Sie hat keine Ahnung!'
Ja, genau meine Meinung. Am besten, lieber großer Wolf, halt dir die Augen zu damit ich verduften kann.
Machte der aber nicht.
Sondern knurrte. Unwillig.
Doch dann nickte er.
'Nicht hier. Morgen, wenn die Sonne untergeht werde ich auf dich warten.'
Mit diesen Worten ließ er mich zurück.
Ich wandte das Gesicht zur Sonne.
Was sollte ich bloß tun?
Ich kam zu dem Schluss, das ich Nachhause musste.
Leichter gesagt als getan.
Jetzt stand ich zwischen den süßlich riechenden Fliedersträuchern in unserem Garten.
Was jetzt?
Als Wolf konnte ich ja schlecht ins Haus gehen.
Plötzlich machte sich ein seltsames Ziehen in mir breit und es erinnerte mich in etwa an heute morgen.
Es tat nicht so doll weh und als ich wieder aufrichtete war mein Körper wieder normal.
Vollkommen verwirrt lief ich ins Haus und setzte mich auf mein Bett.
Was war das bitte gewesen?
Nichts schien mehr am richtigen Platz zu sein.
Verwirrt schlief ich ein.

Omg schon 93 Reads!
Ihr seid die besten.
Ich würde mich freuen wenn ihr mal Feedback geben könntet.
Danke das ihr diese Geschichte lest.
Lizz

Don't say neverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt