Tag 2 - Part 2

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 Tim hatte Stegi mit diesem verfluchten pinken Ball über den ganzen Strand gejagt und ein älteres Ehepaar war tatsächlich aufgestanden und gegangen, nicht ohne ihnen ein „Kein Respekt vorm Alter!" hinzuwerfen.
Stegi duckte sich unter dem Ball weg und rannte im Zickzack an Tim vorbei, der ihn fangen wollte. „Du bist zu langsam, ha!", rief Stegi übermütig und sprang zur Seite.
Tim war inzwischen schon bei dem Ball und warf Stegi ab. „Selber!"
Stegi nahm den Ball und pfefferte ihn zu Tim, der ihn fing und umgehend zurückwarf. Stegi wich aus und rannte dann ins Wasser, um unterzutauchen. Zwanzig Meter weiter tauchte er wieder auf und der pinke Ball klatschte neben ihm auf. „Daneben!"
Aber Tim kraulte schon auf ihn zu und Stegi machte lachend, dass er wegkam. Im Schwimmen war tatsächlich Stegi schneller, aber das half ihm nicht so wirklich, wenn Tim ihn am Bein packte und unter Wasser zog.
Stegi schnappte nach Luft und tauchte nach einer Weile japsend wieder auf. Tim kurz darauf auch. Stegi verpasste ihm eine Kopfnuss. „Und wo ist jetzt..." Er schnappte nach Luft. „Dein blöder Ball geblieben?"
„Oh", machte Tim und sah sich um. Er stemmte sich auf Stegis Schultern, wodurch dieser natürlich unter Wasser gedrückt wurde und wegtauchte.
„Der ist weg", erklärte Tim ihm daraufhin.
„Gott sei Dank", meinte Stegi nur und schwamm ans Ufer, wo er sich schüttelte wie ein Hund.
„Von wegen." Tim boxte Stegi gegen die Schulter. „Womit sollen wir uns jetzt körperlich betätigen?"
„Wettschwimmen? Sandburgen bauen? Kampfschlafen?", schlug Stegi vor. „Brötchen- und Keks-Schnellessen?"
Tim lachte glucksend. „Das könnte dir so passen." Er rubbelte sich mit seinem Handtuch trocken, packte sich dann aber einfach in Badesachen wieder drauf.
Stegi tat es ihm nach. Es waren irgendwie fast 30 Grad und irgendwie kam es ihm da sinnlos vor, sich groß abzutrocknen und umzuziehen. Er zog ihre Verpflegungstüte zu sich und holte eine Kekspackung raus.
Er hielt sie Tim hin und der nahm sich einen. „Die sind schon halb geschmolzen", bemerkte er und leckte sich die flüssige Schokolade von den Fingern.
Stegi aß ebenfalls Kekse und zerrieb die Schokolade. „Kein Wunder, bei den Temperaturen." Er nahm eine Fantaflasche und trank ein paar große Schlucke. Tim nahm sie ihm aus der Hand und trank auch.
Sie benahmen sich schon ein bisschen wie ein Pärchen. Stegi grinste. „Soll ich deinen Nacken wieder vorm Verbrennen schützen?"
Tim zog eine Augenbraue hoch. „Mein Nacken macht mir keine Sorgen, aber deiner ist schon von gestern rot. Und du bekommst Sommersprossen."
„Die hatte ich vorher schon, die konnte man nur nicht sehen", gab Stegi zurück und nahm die Sonnencreme, um sich einzucremen. Tim wischte überschüssige Sonnencreme von Stegis Schlüsselbein und schmierte es in seinen Nacken. „Willst du vielleicht was aus der Tube?", fragte Stegi sarkastisch.
Keine Probleme mit Körperkontakt waren eins, aber übertrieb Tim es nicht ein bisschen?
„Nö, geht auch so." Stegi hörte aus seiner Stimme, dass Tim grinste. „Na, gib her." Er nahm Stegi die Flasche ab und verschmierte dann das kalte Zeug anständig.
Stegi schmierte derweil seine Arme und Beine ein und versuchte zu ignorieren, dass Tim ihn viel länger angrabbelte, als nötig war – weil es halt auch gar nicht so schlecht war. Es war warm und entspannend – leider genauso entspannend, wie anspannend.
Er drehte sich zu Tim um und nahm ihm die Flasche ab. Tim sah ihn abwartend an. „Dein Nacken?", fragte Stegi.
„Hm", machte Tim und drehte sich um. Stegi schmierte ihm also ebenfalls Sonnencreme auf den Rücken. „Wenigstens ist das Zeug wasserfest", fing er an, über irgendwas zu reden, um nicht die seltsamen Gedanken in seinem Kopf hören zu müssen. „Meine Mutter sagt zwar immer, dass man das trotzdem nachschmieren soll, aber wer macht das schon, hm?"
„Deine Mutter hat vermutlich immer aufpassen müssen, dass du ihr nicht verkokelst."
„Ha ha", machte Stegi sarkastisch. „Sehr lustig. Und deine Mutter ist dir nicht mit Sonnencreme hinterhergerannt?"
„Doch, klar." Tim nahm die Sonnencremeflasche aus dem Sand neben sich und schmierte sich die Brust und die Arme ein. „Aber wenn nicht ist halt auch nicht viel passiert."
„Angeber", murmelte Stegi wieder und schmierte den letzten Rest Creme auf Tims Schulter ab, die unglaublich sonnenwarm war.
„Dafür hatte ich noch nie in meinem Leben Sommersprossen." Tim sah sich zu Stegi um und lächelte. „Inzwischen hab ich das Gefühl, was verpasst zu haben."
„Wahrscheinlich", murrte Stegi und rieb sich über die Nase.
Tim lächelte immer noch. Er sah aus, als würde er etwas sagen wollen und Stegi hielt kurz die Luft an, in Erwartung von irgendwas, was das alles erklärte und hoffentlich nicht das war, was es wahrscheinlich war und doch aber...
Der Moment verstrich, ohne dass irgendwas passierte und Tim legte sich einfach wortlos auf sein Handtuch und holte sein Buch vor, um zu lesen.
Lesen! Wie konnte der jetzt lesen? Stegi holte Luft und dann nahm er sein Handy zur Hand und schrieb einfach irgendwen an, der nicht Tim war. Einfach, weil diese Traum-Urlaubs-Welt nicht real war und auch noch andere Menschen existierten. Einfach so.
Und weil Stegi verwirrt war.  


Lächerlich [Stexpert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt