Lächerlich [Stexpert]

Tag 2 - Part 5

 Als sie den Grill anschmeißen wollten, mussten sie sich von einem Angler ein Feuerzeug leihen, weil sie beide nicht rauchten und natürlich auch nicht daran gedacht hatten, als sie einkaufen waren.
Aber auch damit war es gar nicht so leicht, den Billig-Einweggrill anzufeuern. „Gib mal her", hatte Tim gesagt, als Stegi es erfolglos versucht hatte, und hatte es dann genauso wenig hinbekommen.
„Ja, Tim. Zeig mir, wie's geht", kommentierte Stegi spöttisch und piekste Tim in die Seite, der sich daraufhin fast den Finger ankokelte.
„Hey, pass auf", sagte er und startete noch einen Anzünd-Versuch, bei dem endlich das Feuer zu fangen schien, das zum Anfeuern da war. „Hah!" Tim grinste triumphierend und legte den Grill auf den Sand.
Stegi klatschte ein paar Mal amüsiert. „Großartig! Der Wahnsinn! Unglaublich!", ratterte er runter. „Das hätte ich niiiie geschafft."
Tim verbeugte sich. „Danke, danke. Das alles hätte ich nie ohne meine Follower geschafft, und meine Freunde, und meine Familie, und niemals ohne Stegi." Er nickte theatralisch und Stegi musste lachen. „Gib mir das Feuerzeug, du Lappen. Ich bring es dem armen Kerl zurück, der wahrscheinlich schon denkt, wir wollen damit Brandstiftung begehen."
„Sicherlich. Mit einem Ein-Euro-Feuerzeug."
„Ja, wer weiß?" Stegi nahm das Feuerzeug aus Tims Hand und joggte zu dem Angler, der hochsah und sein Feuerzeug und Stegis Dank stillschweigend entgegennahm. Vermutlich wollte er die Fische nicht verscheuchen...
Stegi lief zurück und ließ sich neben ihrem Grill in den Sand fallen. „Ist eigentlich ein bisschen langweilig, so ohne großes Feuer."
Tim zog eine Augenbraue hoch. „Hör ich da einen Pyromanen aus dir?"
Stegi grinste. „Nö, aber mein Vater schmeißt im Sommer ständig den Grill und die Feuerschale an. Dem würde so ein kleines Ding gegen den Stolz gehen."
Tim zuckte mit den Schultern. „Hätte ja auch nichts dagegen, nur keine Lust, den ganzen Kram herzuschleppen, um am Ende wegen Waldgefährdung oder irgendwas anderem angezeigt zu werden."
„Das stimmt." Stegi lehnte sich zurück. „Außerdem kann keiner von uns Gitarre spielen und dann ist eh keine Lagerfeuerromantik."
Tim grinste. „Wer sagt, dass ich nicht Gitarre spielen kann?"
„Kannst du?", fragte Stegi erstaunt.
„Nö, aber woher willst du das wissen?" Tim grinste und Stegi verdrehte die Augen. „Bin halt mal von ausgegangen, dass du nicht alles kannst."
„Echt? Ich dachte, du weißt, dass ich alles kann." Tim wackelte mit den Augenbrauen.
„Boah, hörst du dir selbst zu?", fragte Stegi belustigt.
„Ich hör ab und an mal rein." Tim stupste den Grill mit einem Stöckchen an. „Meinst du, wir sollten noch warten, bevor den Kram draufschmeißen."
Stegi zuckte mit den Schultern. „Vermutlich." Er hielt die Hand drüber. „So verkokelt doch alles, oder?"
Tim machte ebenfalls ein ratloses Gesicht und Stegi sah vom Grill zur Tüte und zurück. „Wir können ja ein Test-Stück drauflegen."
„Zwei Teststücke", gab Tim zurück. „Sonst ist eins fertig und wir müssen drum kämpfen, wer es essen darf."
„Das Wort ‚teilen' kennst du auch nicht, ne?"
„Nö." Tim holte die Tüte und ließ sie neben Stegi fallen. „Aber die Worte ‚Hunger', ‚Fleisch', ‚Essen', ..."
Stegi grinste. „'Egoismus', ‚Arroganz', ‚Selbstzentriertheit', ..." Er stockte, weil er sich nicht ganz sicher war, ob Selbstzentriertheit überhaupt ein Wort war.
„'Perfektion', ‚Schönheit', ‚Minecraftgott', ääh..." Tim überlegte. „'Superman'..."
„Oh Gott, hör auf", bat Stegi und lachte. „Minecraftgott, also wirklich. Reicht es nicht, dass du ein Experte bist?"
„Wer sagt, dass ich von mir gesprochen hab?", fragte Tim grinsend. „Obwohl was Wahres dran ist..."
Stegi boxte ihn in die Seite. „Jetzt pack das blöde Fleisch auf den Grill. Ich geh schwimmen, Mister Minecraftgott."
„Und du lässt mich hier zurück?"
„Exakt." Damit zog sich Stegi das T-Shirt über den Kopf und watete ins Wasser, das immer noch warm war, obwohl es draußen schon frischer wurde. Er watete bis zur Hüfte rein und schwamm dann mit einem kleinen Sprung los.
Etwas weiter draußen drehte er sich auf den Rücken und ließ sich treiben.