Kapitel 3

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"Wieso redest du nicht mit mir?", fragte Ardy ruhig und sah mich an, jedoch richtete ich meinen Blick starr auf seine Füße.
"Taddl", wiederholte Ardy sich, doch ich schwieg.
"Ich dachte wir wären beste Freunde."
Ich nickte.
"Das dachte ich auch, Ardian", murmelte ich und hob meinen Blick um ihn anzusehen.
"Wieso nennst du mich bei meinem ganzen Namen?", fragte er verwundert und ich zuckte mit den Schultern.
"So macht man das halt, als Bekannte."
Ich ließ meinen Blick wieder sinken und sah in Ardy's Schatten das er die Arme vor der Brust verschränkte.
"Wieso sind wir plötzlich Bekannte?"
Ich zuckte mal wieder mir den Schultern.
"Beste Freunde sollten keine Belastung für den anderen sein, bei Bekannten wäre das okay", sprach ich ruhig.
Ich spürte wie Ardy seine Hände auf meine Schultern legte und mich leicht rüttelte, weswegen ich meinen Blick wieder hob und ihn ohne jeglichen Ausdruck im Gesicht an sah.
"Man Taddl, das war vorhin nicht so gemeint. Ich meinte damit das es mich belastet wenn du mir deine Sorgen und Probleme nicht erzählst", das 'nicht' betonte er extra stark.
"Taddl, du bist mein bester Freund, nicht ein Bekannter für mich. Ich will lediglich das du mit mir redest, so wie früher", murmelte er und ich nahm seine Hände von meinen Schultern.
"Früher war alles besser, stimmt's? Früher war ich besser", patzte ich und drängelte mich an ihn vorbei, geradewegs in mein Zimmer.
"Wieso lässt er mich nicht einfach",murmelte ich und schmiss mich auf mein Bett.

Weil er sehen möchte wie du leidest.

Ich richtete mich ruckartig auf und blickte mich in meinem Zimmer um.
"Hallo?", fragte ich vorsichtig, doch bekam keine Antwort.
Ich schüttelte den Kopf uns ließ mich wieder zurück fallen.
Kriege ich jetzt schon Halluzinationen?
"Taddl, rede jetzt mit mir", bestimmte Ardy, der in nächsten Moment mein Zimmer betrat, anschloss und den Schlüssel in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
"Was soll das jetzt?", fragte ich ihn leicht wütend und richtete mich wieder auf.
"Hinsetzen", befahl er mir als ich vor ihm stand und er schob meinen Schreibtischstuhl unsanft in meine Kniekehelen, sodass mir meine Knie weg knickten und ich im Stuhl saß.
Ardy ließ sich mir gegenüber auf mein Bett nieder und stützte sein Kinn auf seine gefalteten Hände.
"Also, was bedrückt dich?"
Ich hob eine Augenbraue.
"Bist du neuerdings Psychologe?"
Er schüttelte den Kopf und sah mich ernst an.
"Nein, ich bin dein bester Freund, und möchte wissen was dich bedrückt in letzter Zeit."
Ich nickte und lehnte mich im Stuhl zurück.
"Es ist nichts."
Nun war er es der nickte.
"Dann verrate mir wieso du auch sonst so abweisend zu mir bist."
Ich schwieg.
"Ich tue das nicht."
Wieder nickte er.
"Und wieso weist du deine Freunde ab?"
Ich blickte nun verwirrt zu ihm und er sah mich ernst an.
"Ich weise sie nicht ab, da ich keine mehr habe", erklärte ich doch er lachte nur ironisch.
"Du hast Freunde, wir haben die gleichen Freunde", erklärte er, jedoch schüttelte ich nur den Kopf.
"Falsch, wir hatten die gleichen Freunde. Jetzt hast nur doch du Freunde", stellte ich klar.
Er stand auf und fuhr sich durch die Haare.
Dann kam er zu mir, stellte sich von mir und legte seine Hände mal wieder auf meine Schultern.
"Die haben wir immer noch. Wieso glaubst du das sie nicht mehr deine Freunde sind?"
Ich stand auf und lief zur Tür.
"Weil sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, und du ständig mit ihnen abhängst."
Ardy stellte sich neben mich und lehnte sich gegen die Tür, seine Hände ließ er lässig in seinen Hosentaschen verschwinden.
"Sie stehen jeden Tag vor der Tür und fragen ob wir mit ihnen etwas unternehmen wollen."
Ich schüttelte den Kopf.
"Sie fragen nur nach dir. Du kannst mir deine Geschichten nicht erzählen, ich glaube sie nämlich nicht. Sie haben sich doch alle von mir abgewendet und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Bestes Beispiel: Felix. Vorhin hat er mit dir über mich gelästert", erzählte ich während ich mit meiner Hand den Türrahmen abtastete.
"Wir haben nicht gelästert, wir haben uns Sorgen gemacht."
Ich ertastete den Zweitschlüssel und zog ihn runter. Ich steckte ihn ins Schloss, öffnete die Tür wieder und schubste Ardy unsanft hinaus.
"Das glaubst du doch wohl selbst nicht", meinte ich spöttisch und knallte die Tür zu.

Du bist ja doch gar nicht so dumm.

"Wer ist da?", fragte ich verwirrt und drückte mich mit dem Rücken an die Wand.

Dein Freund.

"Ich habe keine Freunde", murmelte ich traurig und blickte durch das Zimmer.

Doch, mich.

"Und wer bist du?"

Ich bin Zophie, deine neue beste Freundin.

Ich nickte und lehnte meinen Kopf gegen die Wand.
Ich hatte also doch noch Freunde.
Aber wer war diese Zophie? Und vorallem stellte ich mir die Frage, wo sie war.
Ich hatte diesen Namen noch nie zuvor gehört.
Es klopfte mal wieder an meiner Tür und ich seufzte.
"Was?", rief ich genervt und jemand versuchte mit einem Schlüssel die Tür von außen zu öffnen.
Ich blieb ruhig sitzen und starrte gelangweilt in Richtung meiner Zimmertür.
Der Zweitschlüssel steckte immer noch von innen, weswegen die Tür von der anderen Seite aus nicht geöffnet werden konnte.
"Taddl, mach auf", erklang Ardian's Stimme, doch ich blieb still.
Ein weiteres mal sagte er meinen Namen, nur dieses Mal schrie er ihn.
"Ich glaube er liegt mal wieder auf seinem Bett, hört Musik und weint", vernahm ich Ardy's Stimme gedämpft durch die Tür. Er klang ein wenig besorgt, aber das konnte nicht sein.
Und woher wusste er das ich oftmals Musik höre und dabei weine?
"Okay, dann komme ich später oder Morgen noch einmal wieder", erklang nun eine andere Stimme.
Felix' Stimme.
Was wollte er von mir?
Erst lästerte er mit Ardy über mich, und jetzt wollte er mich plötzlich sehen.
Wieso?

Die Szene die ich mir dazu damals in meinem Kopf ausgemalt hatte, war das Felix mich erniedrigen wollte und mir erzählen wollte wie scheiße ich doch war.
Ich gebe ihm sogar heute noch das recht dazu, soetwas zu tun. Ich meine, ich habe es mehr als verdient.
Manchmal wünsche ich mir sogar noch, die Tür damals geöffnet zu haben.
Wer weiß was passiert wäre.
Wer weiß ob ich jetzt hier, vor meinem Laptop und einer Schüssel Reis, mitten in einer psychiatrischen Klinik sitzen würde.
Das tue ich nämlich gerade.
Und ich hasse es.

Low battery.   || A Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt