vιerzeнn

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MARRYS SICHT:

Noch ganz in meinen Träumen von pinken Einhörnern und schwarzen Flamingos eingehüllt, lullte ich mich in meine flauschige Bettdecke ein.

Plötzlich ließ mich das laute Dröhnen meines Weckers hochfahren und brachte mich dazu, die Hände auf meine Ohren zu pressen und mich unruhig hin und her zu wälzen.

Ein komisches Gefühl durchfuhr mich.

"Aufwachen, du Schlafmütze!", klang die nervige Stimme meines Bruders in meinen Ohren.

Moment mal, wie war ich vom Wald nach Hause gekommen? Ich konnte es mir nur so erklären, dass mich Cyrius hergebracht hatte.

Aber, der lebte doch gar nicht mehr?

Wieder einmal zerriss es mir mein Herz, ich holte tief Luft, fächerte mir mit den Händen Luft zu und öffnete die Augen.

Schluss. Aus mit der Selbstbemitleidung.

Tief in mein Bett gedrückt lag ich da und erkannte meinen Bruder, der mit in die Hüfte gestemmten Armen im Türstock lehnte.

Er erinnerte mich an einen Superhelden, wie er so dastand. Sein mutiger, entschlossener Gesichtsausdruck faszinierte mich immer wieder. Die Prozedur des Aufstehens wiederholte sich schließlich jeden Tag. Und jedes Mal stellte es sich als schwierig dar, mich aus dem Bett zu bekommen. Ich war und blieb nun einmal ein typischer Langschläfer und auch ein Mensch, der gern in seinen Träumen weilte.

"Aufstehen, Fräulein. Deine Mum hat dir schon Frühstück gemacht. Heute hat sie einen außerordentlich guten Tag."

Ich raunzte, zog mir die Decke über den Kopf und schloss die Augen.

Doch mein Bruder riss sie mir weg und machte Lärm mit irgendeinem Topf, der sich in meinem Zimmer befand.

Es war so höllisch laut.

"Hör auf, Finn. Bitte!", nörgelte ich.

Mühsam stemmte ich mich vom Bett hoch, schwang die Füße nach rechts und stand langsam und mit brummendem Kopf auf.

Plötzlich durchfuhr mich ein Schwindelanfall und ich musste mich am Bettrand festhalten. Schmerzen am ganzen Körper durchfuhren mich und wollten nicht abebben.

Ermüdet fuhr ich mir mit der Hand an die Stirn.

Sie glühte.

Mein Bruder eilte zu mir und musterte mich beängstigt. Sofort stützte er mich.

Als er meinen Arm ergriff, zog er ihn schmerzerfüllt zurück.

"Du glühst ja richtig!", sprach er mit bebendem Ton.

Voller Misstrauen reckte er seine Hand in die Höhe und zeigte mir die rote Haut, die langsam Brandblasen bildete.

Schauder durchfuhren meine Knochen, Adern und Venen. Entsetzt von mir selbst weiteten sich meine Augen und fixierten meinen Bruder.

Ganz in seinen Bewegungen verharrt flüsterte er etwas vor sich her und ließ mich nicht aus den Augen. Aus seiner Mimik sprachen Furcht, Grauen und grenzenlose Panik.

Schlagartig spürte ich einen Ruck in meinem Hals. Es tat nicht weh, aber im nächsten Moment fühlte ich mich irgendwie anders. In meinen Gehirn herrschte Stille und ich konzentrierte mich auf einen Punkt im Gesicht meines Bruders.

Schwummrig und wie ein Gummimännchen wackelte ich durch das Haus und bemühte mich, nicht hinzuknallen.

In weiter Ferne brüllte mir mein Bruder etwas zu. Ich konnte es nicht verstehen, doch es hallte wie in einem Tunnel.

Fire and Ice - UntouchableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt