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MARRYS SICHT:

Ich fühlte Ben's Arm schwer auf meiner Schulter. Er lag zugedeckt neben mir im Bett, während ich ohne Decke schlief.

Das Fenster stand offen, und ich beobachtete, wie sich die weißen Vorhänge im kalten Novemberwind bauschten. Erst gestern hätte ich auf Wolke sieben geschwebt, so mit ihm im Bett zu liegen, aber jetzt empfand ich nichts mehr, fühlte mich völlig emotionslos und schlaff. Eigentlich bestand mein größter Wunsch darin, dass er verschwand, damit ich herausfinden konnte, wieso ich mich so leer fühlte.

Ich suchte einen Weg, mich unter seinem Arm herauszuwinden, doch davon wachte Ben auf.

"Marry?", nuschelte er schlaftrunken in seinen Polster und stützte sich auf den Ellenbogen.

"Ich bin wach", antworte ich leise.

"Geht's dir gut? Brauchst du was?"

"Nein, ich brauche nichts."

Ich spürte, dass er mich misstrauisch musterte, aber es war unmöglich, ihm in die Augen zu sehen. Wieder wünschte ich mir, dass er ging, damit ich in Ruhe nachdenken konnte.

"Es tut mir leid - ich weiß nicht, wie Richie dir das antun konnte", murmelte er leise.

Ich spürte die Wut, die von ihm ausging und sah, wie er die Fäuste ballte. "Dafür wird er büßen!"

"Wieso denn?", fragte ich neutral. "Er war es doch nicht, der mich für eine andere sitzen ließ."

Zwischen uns herrschte langes, peinliches Schweigen. Ich spürte, wie Ben's Anspannung mit jedem Moment größer wurde. Mit einem frustrierten Seufzer ließ er sich extra langsam ins Kissen fallen.

"Ich wollte doch nicht, dass du das zu Gesicht bekommst."

Noch mehr Schweigen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er griff nach meiner Schulter und berührte mein Gesicht, um es in seine Richtung zu drehen.

"Kannst du mich wenigstens ansehen?"

Ich tat, was er verlangte. Ich rechnete damit, dass ich bei seinem Anblick losschluchzen oder ihn anschreien würde. Aber ich empfand gar nichts für ihn, nur ein tiefes, immer größer werdendes Gefühl des Abscheus.

"Rede doch mit mir!", sagte er drängend, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete.

Ich hatte noch nie zu eisiger Wut geneigt. Ich war eher eine Person, die schrie, aufstampfte oder Kissen durch die Gegend warf.

Diese Leere, die ich jetzt für ihn empfand, passte gar nicht zu mir, doch ich konnte nichts dagegen tun.

Wenn ich Ben beobachtete, erkannte ich nur den Typen, der auf einer Party für einen Quickie auf der Toilette verschwunden war. Das erschien mir widerlich - hart an der Grenze zum totalen Ekel-, und ich wünschte, es nie gesehen zu haben.

"Was denn?", sagte ich, als seine Pupillen immer größer wurden. "Was willst du von mir hören?"

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Schön, du willst mich bestrafen," knurrte er. "Aber vergiss nicht, dass ich dir nie irgendwelche Versprechungen gemacht habe, Marry. Und ich habe dich nie angelogen!"

"Verstehe ich das richtig", sagte ich ganz ruhig, setzte mich auf, krallte meine Nägel in das Laken und sah ihn an : "Wenn du nicht wem was versprichst, kannst du Mädchen wie Abfall behandeln und machst alles richtig ? Die Absicht Verantwortung zu übernehmen hast du nicht ?"

Ben schlug die Augen nieder, er konnte mich nicht mehr ansehen. "Ich habe nie betont, dass wir zusammen sind oder so".

"Das soll deine Ausrede sein?" Ich hatte das Gefühl, verarscht worden zu sein. Als hätte mir ein Betrüger Pferdeäpfel als Nachmittagssnack verkauft und gemeint, dass es meine eigene Schuld wäre, wenn mir davon schlecht wurde, denn schließlich hätte ich ja das Kleingedruckte lesen können. "Ich dachte immer, ich würde dir mehr bedeuten als alle anderen, aber, tja, Pech gehabt, oder ?"

Fire and Ice - UntouchableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt