Atze

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Ab sofort ging ich alleine ins Sound. Kessi sah ich nur noch in der Schule. Aber nicht in der Raucherecke, sondern mit den anderen Mädchen, die viel Wert auf Schule legen. Sie schminkte sich nicht, zog keine hohen Schuhe an und verbesserte sich schlagartig in der Schule. Meine Mutter wurde von Kessis Mutter informiert, doch sie war selbst so verzweifelt, dass es außer einer Moralpredigt zu mehr nicht kam. Ich ging weiterhin jeden Tag ins Sound. Das Haus der Mitte wurde aufgrund des Drogenkonsums geschlossen, also gab es keinen anderen Club mehr für uns. Dort schmiß ich täglich Trips. Ich tanzte bis zum Morgengrauen und kümmerte mich nicht mehr um die Schule. Während einer Arbeit schrieb ich einfach 'Weiß ich nicht' auf und gab es ab, um den verpassten Schlaf nachholen zu können. Atze wurde mir immer sympathischer. Wir hingen im Sound immer nur zusammen rum und kamen uns oft sehr nah. Doch irgendwann sah ich ihn mit einer anderen Perle. Sie war hässlich. Wirklich hässlich. Ich konnte nicht verstehen was er von ihr wollte, doch plötzlich wurde es mir klar : Sie kann ihm etwas bieten, was ich nicht kann. Sex. Er will Sex. Ich will keinen Sex. Es ging nur darum. Ich hatte niemanden mehr. Ich war komplett alleine im Sound. Ich saß meisten in einer Ecke, schmiß mir Trips und ließ die anderen erzählen. Ich wollte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr. Schon nach dem dritten Tag mit seiner neuen war ich am Ende. Ich rannte raus und weinte. Stützte mich an einem Baum und weinte mir die Seele aus dem Leib. Der einzige, der zu mir kam war Detlef. Detlef reichte mir Tempos und hörte sich meine Sorgen an. Wir saßen dort 3 Stunden, in der Kälte und er lauschte mir. Reichte mir Tempos nach. Gab mir Kippen. Versuchte mich einfach zu unterstützen. Diesen Abend werde ich nie vergessen. Denn an diesem Abend änderte sich etwas in mir. Meine Gefühle.

Wir Kinder vom Bahnhof ZooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt