Kapitel 1

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 Stegi und Tim sind reale Personen und gehören deswegen nur sich selbst (und einander). Die Handlungen, die hier dargestellt werden, sind rein fiktiv und haben in der Realität so nicht stattgefunden (vielleicht doch... aber das geht uns nichts an...)
Ich wünsch euch viel Spaß mit dieser Fanfiction. :)
(Aussagen in Klammern sind zu ignorieren (denke ich))

1. Kapitel

Tim hatte es noch nie besonders gemocht zu warten. Vermutlich mochte es niemand, so bestellt und nicht abgeholt rumzustehen, aber trotzdem. Immer wenn Tim warten musste, fühlte er sich irgendwie genötigt, entweder das Handy rauszuholen oder Raucher zu werden.
Also holte er sein verdammtes Smartphone raus und starrte kurz drauf, als würde es ihn tatsächlich interessieren, dass er bei Twitter Benachrichtigungen hatte. Gott, wann hatte er keine?
Er stopfte das Ding wieder in seine Hosentasche und sah auf die Anzeigetafel, die das Erreichen des Zuges in zwei Minuten ankündigte.
Dann war Stegi da.
Stegi hatte ihn schon ein paar Mal besucht und Tim auch ihn. In Stegis vorlesungsfreien Zeit, wenn Tim Urlaub hatte und für Stegi keine Klausuren anstanden. Dann hatten sie einfach mal was abseits von Minecraft, TS, Skype und dem ganzen Gedöns unternommen und ihre Freundschaft vertieft.
Nicht, dass das wirklich nötig gewesen war. Tim hatte Stegi von Anfang an viel zu sehr gemocht. Sie waren irgendwie auf einer Wellenlänge, konnten gut miteinander reden und lachen.
Na, und die Zeit mit Stegi im „Reallife" hatte das Ganze nur noch verstärkt. Tim dachte viel zu viel an Stegi, verbrachte viel zu viel Zeit mit ihm im TS oder klickte sich durch irgendwelche Seiten, die mit ihm zu tun hatten. Er mochte ihn viel zu gern.
Es war leicht, sich in Stegi zu verlieben. Und herrlich aussichtlos.
Stegi war halt hetero und stand auf zierliche, hübsche Brünette. Wie das Mädchen, das gerade mit ihm aus dem Zug stieg.
Das ist also die Überraschung, schoss Tim durch den Kopf. Stegi hatte sowas angekündigt. „Bringe ne Überraschung mit. Aber nicht für dich! xD" hatte er geschrieben und Tim dachte sich nicht viel dabei.
Jetzt aber zog sich etwas in ihm zusammen und ein Gemisch aus Enttäuschung, Wut und Misstrauen machte sich in ihm breit, das er da gar nicht haben wollte.
Da war kein Grund für Eifersucht, versuchte er sich zu erinnern. Stegi war nicht sein fester Freund. Nicht mal ansatzweise.
Stegi sah sich auf dem Bahnsteig um und Tim ging ihm entgegen. Da entdeckte Stegi ihn und lief mit der Reisetasche über der Schulter auf ihn zu und warf sich ihm in die Arme. „Heeeey!", rief er begeistert und strahlte Tim an.
„Na, Kleiner?", fragte Tim lächelnd und sah zu dem Mädchen rüber, das ein wenig scheu lächelnd näherkam. „Du bist in Begleitung."
Stegi nickte. „Ja, das ist Franzi." Er sah zufrieden aus. „Sie wollte mitkommen und eine Freundin von sich besuchen. Na ja..." Er grinste viel sagend. „Wir gehen noch nicht lange aus."
Tim musterte diese Franzi. Sie war wirklich hübsch. Vielleicht 1,65m oder so groß, zierlich, rehbraune Augen, dunkles, glattes Haar – sie sah aus wie Chrissy Costanza, also wie Stegis Traumfrau. Tim konnte sie kein Stück leiden und musste das runterschlucken. „Hi", sagte er und hielt ihr die Hand hin. „Tim."
Sie lächelte und Tim wurde sich bewusst, dass er sie sympathisch und süß finden würde, wenn er sie nicht unter diesen Umständen kennenlernen würde. „Franzi. Stegi hat viel von dir erzählt."
„Achso?", fragte Tim und sah zu Stegi, der die Augen verdrehte. „Ich hab dich vielleicht mal erwähnt", stellte er klar.
Franzi lachte und bekam dabei hübsche Fältchen um die Nase und Grübchen beim Lächeln. „Tim hier, Tim da, wirklich." Sie zwinkerte Tim zu. Sie hatte auch einen ähnlichen Dialekt wie Stegi. Es war bitter.
„Er liebt mich ja auch", behauptete Tim ernst und Stegi boxte ihm gegen die Schulter. „Laber nicht!"
Jetzt kicherte Franzi und Tim musste grinsen. Stegi sah sie beide beleidigt an. „Ihr habt euch jetzt schon gegen mich verbündet, ne?"
„Niemals!", kicherte Franzi und küsste Stegi auf die Wange. „Würde ich nie tun."
Dieser Anblick beendete Tims Anfall von guter Laune sofort wieder. Weil er sie beneidete. Weil er sie beneidete, wenn Stegi sich von ihr küssen ließ und ihr einen Arm um die Schultern legte.
„Ich schon", sagte Tim flapsig. „Warte nur ab. Ich hab Franzi in zwei Stunden ganz auf meiner Seite."
Stegi lachte. „Oh Gott, das schafft der wirklich, der olle Charmeur."
„Wer ist hier oll?", fragte Tim gespielt beleidigt.
Franzi kam gar nicht mehr aus dem Lachen raus. „Hört auf! Meine Güte, kein Wunder, dass du den Typen so magst!", sagte sie zu Stegi und lächelte warm.
„Pah", machte Stegi. „Sag das nicht, der wird eingebildet."
Tim erklärte gleichzeitig. „Es gibt niemanden, der mich nicht mag."
Dann sahen Tim und Stegi sich kurz an und grinsten beide. „Ich hab dich vermisst", sagte Tim zu Stegi und wuschelte ihm durchs Haar.
„Ich bin nicht dein Plüschtier!", sträubte Stegi sich und duckte sich weg. Er richtete seine Haare, lächelte Tim dabei aber an. „Wollen wir?" Er deutete auf den Ausgang und sie setzten sich in Bewegung, um den Bahnsteig zu verlassen.
„Und du besuchst eine Freundin?", fragte Tim Franzi, die zwischen ihnen hin- und hersah und dabei so beschissen niedlich lächelte. (Tim musste dringend seine negativen Gefühle gegen sie in den Griff bekommen. Dringend.)
„Ja, Sina ist meine Sandkastenfreundin und vor vier Jahren mit ihren Eltern hergezogen. Ich besuch sie, wann immer ich kann", erzählte Franzi. „Ist ja doch 'ne ganz schöne Entfernung." Sie verzog den Mund.
„Wem sagst du das?", fragte Stegi. „Tim und ich sehen uns quasi nie."
„Ich glaub nicht, dass das eine groß andere Situation ist", erklärte Franzi ihm und lächelte dann wieder. „Sina ist wie meine Schwester."
Sie durchquerten die Eingangshalle des Bahnhofs. „Mein Auto steht da", sagte Tim und deutete auf einen der Ausgänge. „Soll ich dich bei deiner Freundin vorbeifahren?"
„Oh", machte Franzi. „Das ist doch nicht nötig. Ich nehm ein Taxi." Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und Tim unterdrückte den Impuls zu seufzen und die Augen zu verdrehen.
„Nein, wirklich. Das macht mir nichts aus." Er zog eine Augenbraue hoch. „Wo wohnt deine Freundin denn?"
Franzi kramte einen Zettel aus ihrer Handtasche und reichte ihn Tim. „Das ist irgendwo in der Innenstadt. Sina hat mich sonst abgeholt und wir sind S-Bahn gefahren. Aber sie muss arbeiten."
Tim nickte. „Das ist nicht allzu weit weg." Er lief vor zum Auto und nahm Franzis Koffer einfach mit, damit sie es sich nicht anders überlegen konnte. Er hatte keine Lust auf dieses Geziere, weil man keinen Gefallen annehmen wollte.
„Klar, als würde Tim es irgendwas ausmachen, dich zu fahren", erklärte Stegi Franzi hinter Tim. „Komm einfach mit. Der fährt gern Auto und für hübsche Mädchen sowieso." Da schloss Stegi aber gehörig von sich auf andere, dachte Tim kurz und schloss sein Auto auf.
Er lud den Koffer in den Kofferraum, als die anderen zu ihm traten und Stegi seine Tasche dazu warf.
Franzi sah ein bisschen verlegen aus. „Steig ein", forderte Tim sie auf. „Ich hau die Adresse kurz ins Navi, aber ich glaub nicht, dass wir länger als 'ne Viertelstunde fahren."
„Okay. Vielen Dank." Sie lächelte und schlug die Augen nieder. Alles an ihr schrie nach Niedlichkeit und Bambi. Wenn Tim sie sich so ansah – und dann Stegi – dann konnte er schon sehen, wie gut sie zusammen aussahen. Sie warf einen Blick zu Stegi und sah auch wirklich verknallt aus.
Stegi war ja auch leicht zu lieben. Viel zu leicht.
Tim ging an die Fahrertür und setzte sich, um dann die schnörkelige Mädchenschrift zu entziffern und die Adresse in sein Navi zu tippen. Vorauszusehende Fahrzeit zwanzig Minuten. Und von da waren es noch dreißig zu ihm nach Hause. Das ging doch.
Stegi ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und seufzte. „Ich bin echt froh, dass wir da sind. Die Zugfahrt war echt anstrengend."
„War's voll?", fragte Tim und drehte sich kurz um – Franzi saß und hatte sich angeschnallt. Dann parkte er aus und fädelte sich in den Verkehr ein.
„Ja, total", stöhnte Stegi. „Total viele und laute Leute, ne, Franzi?"
„Hmm", machte sie. „Und das Reservierungsdings war mal wieder kaputt." Tim sah im Rückspiegel, dass sie ihr Handy rausgeholt hatte, das in einer lila Katzenhülle steckte.
„Das funktioniert manchmal?", fragte Stegi sarkastisch und Franzi kicherte.
Tim konzentrierte sich nur halbherzig auf das Gespräch und behielt die Aufmerksamkeit lieber auf der Straße. Um den Bahnhof fuhren viele Taxen und Touris und es war ein bisschen unberechenbar, nach welcher Straßenverkehrsordnung sie das Fahren gelernt hatten.
„Arschloch", schimpfte Tim, als vor ihm einer so beschissen reinzog, dass er ziemlich scharf bremsen musste. „Hat der Augen im Kopf?"
Stegi neben ihm lachte. „Du fluchst ja gar nicht ordentlich. Du brummst nur."
„Bringt ja auch nichts, sich aufzuregen", meinte Tim nur. „Das hören sie ja nicht mal."
„Außer du machst das Fenster auf", mischte Franzi sich von hinten ein. „Mein Vater hat mal fast eins auf die Nase bekommen, weil der Typ, über den er geschimpft hatte, das gehört hat."
Stegi drehte sich zu ihr um. „Echt?"
Franzi lachte. „Mein Vater ist aber auch sehr kreativ mit Beschimpfungen. Ich glaub, er hat ihn bekloppte Saftnase genannt."
Tim musste grinsen und Stegi lachte. „Der's gut."
Stegi sagte Der'sch und Tim musste sich zusammenreißen, das nicht zu wiederholen. Er mochte Stegis Dialekt, aber vermutlich nur, weil es Stegis war.
Das Navi zeigte an, dass sie bald da waren. Stegi und Franzi tauschten interessante Beschimpfungen aus und irgendwie tat es Tim fast leid, wie sehr es ihn erleichterte, Franzi loszuwerden. Er sollte sie mögen, schon um Stegi Willen. Aber er konnte es nicht.
Sie war hübsch, niedlich und nett, aber sie kicherte, war mädchenhaft und Bambi und vor allem war sieStegis Freundin.
„Ist es hier?", fragte Tim sie, als er in die Straße einbog, in der laut Navi das Ziel lag.
„Ja", sagte sie und schnallte sich ab. „Vielen Dank."
Tim setzte den Blinker und Franzi wiegelte ab. „Musst nicht parken, ich spring schnell raus." Sie stieg aus, sobald das Auto stand und öffnete den Kofferraum, um ihr Gepäck raus zu heben, das sie dann auf den Bürgersteig stellte. Sie kam nochmal ans Beifahrerfenster, das Tim runterließ. „Wir schreiben", sagte sie zu Stegi und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann lächelte sie Tim an. „Vielen Dank fürs Fahren. Wir sehen uns bestimmt die Tage, ne?"
„Hm, ja, bestimmt", brummte Tim. „Bis dann."
Franzi hob nochmal die Hand und hüpfte auf den Gehweg, sammelte ihr Zeug ein und lief dann auf das eine Haus zu. Tim legte einen Gang ein und fuhr weiter.
Einen Moment schwiegen sie und Stegi fuhr das Fenster wieder hoch.
„Sie ist süß", sagte Tim und warf einen kurzen Blick zu Stegi, der lächelnd auf dem Beifahrersitz saß und nun zu Tim sah. „Nicht wahr? Und furchtbar schön."
„Sie sieht aus wie deine Chrissy Costanza", stellte Tim fest.
Stegi lachte. „Na ja, nicht ganz. Ich hab sie mehr aus Jux nach ihrer Nummer gefragt und das jetzt war total spontan, weil halt ihre Sina auch hier wohnt." Er zuckte mit den Schultern. „Aber sie ist wirklich süß."
„Hm", machte Tim und ärgerte sich, dass es ihn beruhigte, dass es nichts Ernstes war. Er musste sich das aus dem Kopf schlagen. Wenn Stegi sich nicht in Franzi verliebte, dann in irgendein anderes Mädchen mit großen rehbraunen Augen und dunklen Haaren und Stupsnase. „Sie mag dich jedenfalls wirklich."
„Meinst du?", fragte Stegi erstaunt und kratzte sich verlegen die Nase.
Tim seufzte. Stegi hatte keine Ahnung von seiner Anziehungskraft, zumindest wirkte es immer wieder so. „Ja, definitiv. Wie habt ihr euch kennengelernt?"
„In 'nem Café. Sie kellnert da neben dem Studium und dann hab ich sie nach ihrer Nummer gefragt, mehr weil Matze dabeisaß und gesagt hat, ich würde mich eh nicht trauen, und... Ja." Stegi machte eine unbestimmte Geste. „Und dann haben wir uns mal getroffen und ganz gut verstanden und ich hab erzählt, dass ich herfahre und irgendwie haben wir dann unsere Pläne zusammengelegt." Er machte eine Pause. „Sie ist heiß, oder?"
„Na ja", machte Tim. „Eher süß."
„Ach ja." Stegi grinste. „Du standest eher auf blond, ne? Aber ich sag dir: Die sind meistens gefärbt und bescheuert."
Tim musste lachen. „Sagt der bescheuerte Naturblonde."
„Deswegen kenn ich mich damit ja auch aus", konterte Stegi noch breiter grinsend. Er verschränkte die Arme hinter dem Nacken. „Es ist schön, hier zu sein."
Tim lächelte. „Es ist schön, dich hierzuhaben."  


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