Kapitel 2

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Stegi hatte sich wie immer in Tims Wohnzimmer ausgebreitet, als wäre er zu Hause und Tim machte ihm das Ausziehsofa fertig für die paar Nächte, die Stegi hier schlafen würde. Die Zeit würde mal wieder viel zu kurz sein, mal davon abgesehen, dass sie sie wohl zwangsweise auch mit Franzi verbringen würden.
„Ich bin superfertig", erklärte Stegi und legte sich auf das Sofa. „Bin um neun aufgestanden."
Tim grinste. „Oh nein. Wie hast du das nur überlebt?" Er setzte sich auf den Boden neben das Sofa, sodass Stegis Beine direkt neben ihm runterbaumelten.
„Keine Ahnung", gab Stegi ernsthaft zurück. „Und das nur, um zu dir Vollpfosten zu fahren."
„Hat sich nicht gelohnt? Mein wunderschönes Gesicht zu sehen?", fragte Tim halbernst und Stegi trat spielerisch nach ihm. „Ach, halt die Klappe."
Sie schwiegen einen Moment entspannt und Tim dachte bei sich, dass es komisch war, wie vertraut sie von den paar Besuchen schon waren. Wie sehr es sich anfühlte, als würde Stegi hier immer hingehören.
„Willst du heute noch irgendwas machen?", fragte Tim trotzdem, weil ja Stegi theoretisch ein Gast war.
„Hast du was Essbares im Haus?", fragte Stegi prophylaktisch zurück.
Tim ging im Geiste seine Vorräte durch. „Ich könnte Nudeln mit Fertigsoße zusammenwerfen. Oder 'ne Dose Ravioli öffnen."
„Also gehen wir nachher was futtern", entschied Stegi. „Und ansonsten werden wir vermutlich morgen was mit Franzi und Sina unternehmen, wenn du nichts dagegen hast."
Tim zuckte mit den Schultern. „Hab mein Wochenende für dich freigehalten. Bin für alles offen." Wenn auch nicht begeistert von der Aussicht, mit einem frischverliebten Pärchen und einem weiteren Anhang rumzurennen, ergänzte er gedanklich.
„Na, mal sehen", meinte Stegi nur. „Die wollen bestimmt auch was allein unternehmen. Sehen sich ja nicht so oft."
„Meinetwegen kannst du auch mit Franzi zu zweit losziehen", stellte Tim klar. „Ich mein..." Er wollte ja nicht stören bei... Pärchenzeug.
„Nee, ich bin wegen dir hier. Nicht wegen Franzi. Und überhaupt." Stegi seufzte. „Ist komisch."
Tim drehte sich ein bisschen zu ihm um, aber Stegi starrte an die Decke und schien in Gedanken weit weg zu sein. „Aber du bist doch... verknallt, oder?"
Stegi zuckte mit den Schultern. „Sie ist hübsch. Und nett. Und heiß. Wir können miteinander lachen. Ist doch super, oder?" Er klang nicht mal selbst, als würde er es super finden.
Tim runzelte die Stirn. „Nee", sagte er nur und nach einer kurzen Pause, „man sollte schon ein bisschen hin und weg sein, wenn man überlegt, eine Beziehung einzugehen."
„Hin und weg", wiederholte Stegi und setzte sich auf. Er lächelte Tim verschmitzt an. „Du Romantiker."
Tim zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab oft genug erlebt, dass Leute sich verlieben. Und auch oft genug, dass Menschen zusammen sind, die einander nicht lieben - oder Männer, die so tun, als wäre es uncool." Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass ich mit jemandem zusammen sein möchte, von dem ich hin und weg bin."
Stegi sah ihn nachdenklich an. „Hm", machte er und ließ sich wieder zurückfallen. „Ich ja auch. Aber ich weiß nicht. Vielleicht kommt das ja noch."
Tim bezweifelte das. Aber er wollte es nicht sagen, weil... Es ja auch sein konnte, dass es nur Wunschdenken von ihm war. Und weil er eigentlich wollte, dass Stegi merkte, ... Ach, es war dämlich zu hoffen, Stegi würde sich in ihn verlieben. Dämlich. Und wie Stegi sagen würde: Lächerlich.
„Auf jeden Fall haben Franzi und ich 'ne gute Zeit und verstehen uns", erklärte Stegi. „Wir reden ja nicht vom Heiraten."
Tim stand auf und sah auf Stegi hinab, der sich daraufhin halb aufsetzte. „Hoffentlich tust du ihr damit nicht weh, hm?"
Stegi verzog das Gesicht. „Ach Quatsch." Aber er sah nicht ganz überzeugt aus. Und unschlüssig. Irgendwie... unbequem.
Tim ging an ein Regal und zog ein Spiel raus. „Zocken?"
Sofort hellte Stegis Gesicht sich auf. „Auf jeden!"

Irgendwann beim Spielen hatten sie sich ohne große Diskussionen auf Tims Lieblingsitaliener um die Ecke fürs Abendessen geeinigt und irgendwann konnte Tim Stegis Magenknurren über die Spielsounds hören und warf den Controller weg. „Hunger", sagte er einfach und stand auf.
Stegi sah ihn verwirrt an. „Jetzt?"
„Schau mal auf die Uhr", meinte Tim nur und Stegi puhlte sein Handy aus der Hosentasche, um einen Blick drauf zu werden. „Oh."
„Siehste. Jetzt steh auf, du Lappen." Tim grinste und hielt Stegi die Hand hin, die dieser annahm und sich hochzog.
„Gibt's da noch diesen Kartoffel-Tomate-Käse-Yumyum-Auflauf?", fragte Stegi mit leicht gierigem Gesichtsausdruck.
„Denke schon." Tim musste lächeln. Als Stegi das erste Mal bei ihm gewesen war, hatten sie sich von dem Italiener etwas bestellt und Stegi hatte sich quasi in diesen Auflauf reinlegen wollen (und das auch mehrfach lautstark betont). Seitdem waren sie immer mindestens einmal da gewesen, wenn Stegi ihn besuchte.
„Ja!", sagte Stegi begeistert und schlüpfte in seine Schuhe und schnappte sich seine Jacke.
Tim tat es ihm nach und öffnete die Tür, die er hinter ihnen beiden abschloss. Er klopfte seine Jacke ab - Portemonnaie war drin.
Stegi hüpfte voran. Irgendwie war er immer voller Energie, konzentriert im Spiel oder über irgendeine Zeichnung gebeugt, lauthals lachend oder plappernd... Er war liebenswert und Tim fühlte sich immer ein bisschen wacher und lebendiger in seiner Gegenwart.
Jetzt redete er von dem Spiel, das sie gerade gezockt hatten und warum Tim besser gewesen war. „Ich mein, ich musst mich ja einspielen, ne? Und dann hast du auch den besseren Controller, bei mir hat das X ein-zweimal geklemmt, weißt?"
„Wir können nachher tauschen", sagte Tim grinsend. „Die Controller sind nämlich genau gleich schlecht."
Stegi sah ihn zweifelnd an. „Trotzdem."
„Und das Spiel hab ich erst einmal angespielt und gleich gemerkt, dass das nur als Multiplayer taugt", erklärte Tim weiterhin. „Ich hab einfach mehr Skill."
„Pah!", machte Stegi beleidigt. „Ich hab eine anstrengende Zugfahrt hinter mir."
Tim nickte gespielt ernsthaft und unterdrückte ein Grinsen. „Daran wird's liegen."
Sie waren schon fast am Restaurant. Es sah auch nicht supervoll aus. Überhaupt waren für einen Freitagabend gar nicht so viele Leute unterwegs. Wahrscheinlich stieg irgendwo in der Stadt eine große Party, von der Tim mal wieder nichts mitbekommen hatte.
Vor dem Restaurant waren auch Tische, an denen ein paar Leute saßen. Tim mochte es nur nicht, direkt an der Straße zu sitzen, selbst wenn es so ein warmer Abend wie dieser war.
„Wir gehen rein, oder?", fragte Stegi und Tim nickte sofort. Sie betraten das gemütliche Restaurant. Dunkle Holzverkleidung, weiße Tischdecken, Kerzen und Stühle mit roten Bezügen.
„Guten Abend", grüßte ein Kellner, der dunkle Locken hatte und sogar als Italiener durchgehen könnte. „Ein Tisch für zwei?" Er lächelte gewinnend.
„Ja", sagte Tim schlicht und sie ließen sich einen Tisch zeigen. Der Kellner übergab ihnen auch sofort die Karten.
„War das hier schon immer so edel?", fragte Stegi. „Hatte es ein bisschen familiärer in Erinnerung."
Tim klappte die Karte auf. „Die sprechen sich rum, glaub ich. Sie haben auch die Preise ein bisschen angezogen."
Stegi zog erstaunt beide Augenbrauen hoch. „Meine Güte. Müssen wir uns bald vernünftig anziehen, wenn wir herkommen?"
Tim grinste. „Bestimmt. Dann musst du immer Hemd und Hosen ohne Löcher einpacken, wenn du mich besuchst." Er blätterte nachdenklich zwischen den Gerichten vom Rind und den Pasta-Sachen hin und her.
Stegi hatte seine Karte nicht mal aufgeschlagen. „Quatsch. Ich kauf mir hier einen Anzug und lass den gleich hier." Er holte sein Handy hervor.
„Also bevor du einen Anzug bei mir lässt, sind wir bitteschön verlobt", forderte Tim flapsig.
Stegi sah kurz auf, um Tim verschmitzt anzugrinsen. „Sind wir das nicht schon?"
Tim mochte diese Schlagabtausche viel zu sehr, weil sie ihm eine Realität vorgaukelten, die es niemals geben würde. Er mochte das Gefühl, Stegi wenigstens ein bisschen für sich zu haben.
„Franzi hat geschrieben", machte Stegi den Moment natürlich prompt kaputt, indem er Tim in Erinnerung rief, wie unrealistisch seine Träume waren.
„Und?", fragte Tim und bemühte sich um ein Lächeln, das hoffentlich nicht allzu viel von der Bitterkeit preisgab, die er auf der Zunge schmeckte.
Stegi war eh mit seinem Handy beschäftigt und sah so auch nichts von Tims Vertuschungsversuchen. „Sie fragt, ob wir schon was vorhaben. Sina und sie würden bummeln gehen und wir könnten sie dann in einem Café oder so treffen..." Er sah kurz grinsend auf. „Sie schreibt, wir hätten ja vermutlich keine übersteigerte Lust auf Shopping."
„Da hat sie vermutlich auch Recht", meinte Tim nur. „Oder willst du den Anzug in weiblicher Begleitung kaufen?"
Stegi verdrehte die Augen und setzte wahrscheinlich zu einer albernen Antwort an, als eine Kellnerin an ihren Tisch trat. „Guten Abend. Haben Sie schon gewählt?" Sie zückte ihr modernes Gerät, mit dem sie vermutlich mit dem Chefkoch simsen und sämtliche Allergene des Meeresfrüchtesalats googeln konnte, wenn es nötig wäre.
Stegi nickte. „Ich hätte gern eine große Cola und die 37."
Die Kellnerin tippte auf ihrer Gerätschaft rum und sah dann Tim auffordernd an. „Ja?"
„Cola und 58", entschied Tim und klappte die Karte zu.
„Sehr gut", meinte sie und sammelte die Karten ein, um dann den nächsten Tisch abzukassieren.
Stegi legte gerade sein Handy wieder auf den Tisch. „Also morgen Kaffee mit den Mädels?", fragte er nochmal.
„Klar", meinte Tim leichthin und sah zu, wie Stegi das Handy wieder in die Hand nahm und Franzi offenbar eine Nachricht schrieb. Dabei lächelte er ein bisschen und Tim versuchte wirklich, nicht eifersüchtig zu sein. Stegi und Franzi kannten sich ja kaum. Es konnte gar keine besonders tiefe Beziehung sein - aber es war eine.
Es war so dämlich, eifersüchtig auf ein kleines, rehartiges Mädchen zu sein, wenn man selbst eigentlich zufrieden mit sich war. Aber er war halt nicht das, was Stegi wollte und das ließ ihn tief irgendwo unter dem Wissen wünschen, klein, braunhaarig und niedlich zu sein.
Okay, wies Tim sich zurecht. Deine Gedanken gehen in ganz seltsame Richtungen.
Stegi seufzte und steckte sein Handy nun in die Jackentasche. „Wir schauen morgen spontan, was wir machen, oder? Wir könnten so tun, als ob wir cool sind und dein Longboard endlich einweihen."
Tim verzog das Gesicht. Das Ding hatte er von Freunden geschenkt bekommen, die ihm daraufhin viel zu gut gelaunt erklärten, als „fancy Youtuber" hatte er Longboard zu fahren. Tim hatte mitgelacht (noch mehr, als seine angetrunkenen Freunde das Ding ausprobierten und sich dabei mehr oder weniger schlecht anstellten).
Stegi zog ihn gern damit auf. Vermutlich würde Stegi das sogar recht gut hinbekommen, er hatte Tim mal erzählt, dass er als Kind Skateboard gefahren war.
„Wie wäre es, wenn wir ins Kino gehen oder zocken oder gar nichts machen?", schlug er im Gegenzug vor.
„So wie immer?", fragte Stegi grinsend zurück. „Na, meinetwegen. Kommt irgendwas im Kino?"
„Irgendwas läuft doch immer", sagte Tim achselzuckend. „Irgendein Actionstreifen, oder so."
„Können wir ja mal schauen." Stegi lächelte zu einem Punkt hinter Tim und Tim drehte sich halb um. Da kam die Kellnerin mit ihren Getränken.
„Zweimal große Cola?", fragte sie höflich, stellte die Gläser aber bereits ab. Ihr super Bestellding konnte wahrscheinlich gar nicht irren, selbst wenn es ihr Gedächtnis könnte.
„Ja, genau", sagte Stegi trotzdem. „Danke."
„Bitteschön!" Damit eilte sie weiter.
„Wie gestresst sie wohl rumrennt, wenn es voll ist?", fragte Stegi amüsiert.
„Dann springt hier ein ganzer Zoo von denen rum. Mindestens vier oder fünf." Tim mied das Lokal, wenn es richtig voll war, aber ein oder zweimal hatte er gesehen, wie die vielen Kellnerinnen und Kellner sich fast auf die Füße traten, um Getränke, Essen und Speisekarten zu verteilen.
Stegi trank von seiner Cola. „Das wär so null mein Job." Er wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht. „Lächeln festtackern, und so."
Tim musste grinsen. „Du würdest vermutlich den Leuten erklären, dass sie sich nicht so haben sollen, wenn du ihnen das falsche Essen bringst."
Stegi grinste zurück. „Klar. Und dann schütte ich ihnen ihr Getränk ins Gesicht und mach 'nen divenhaften Abgang." Er machte einen hochnäsigen Gesichtsausdruck und Tim musste nun richtig lachen. „Der Schrecken aller Gäste."
„Das sowieso." Stegi seufzte. „Franzi macht das wirklich sympathisch. Keine Ahnung, wie sie das hinbekommt."
Tim dachte an das Mädel und daran, dass sie vermutlich einfach eine Frohnatur war. „Sie hat den Vorteil, dass sie gut aussieht", sagte er schließlich.
„Ach? Und ich bin hässlich?", fragte Stegi gespielt empört. „Spricht so mein Verlobter?"
Tim hob bedauernd die Hände. „Du bist niedlich, aber nicht halb so niedlich wie sie."
„Jetzt brennt am Ende doch noch mein Verlobter mit meiner Freundin durch", seufzte Stegi. „Dabei dachte ich, ihr steht beide auf blond und dadurch wäre ich sicher." Er zeigte auf seine Frisur.
„Pech", sagte Tim nur und nahm einen Schluck von seiner Cola. Er hatte eigentlich keine Lust, über Franzi zu reden, aber er wollte ja sowieso gern verdrängen, dass sie existierte.
Dabei würde es ja nichts bringen. Er musste irgendwann einfach mal schaffen, seine Hoffnungen zu begraben und die Gefühle für Stegi zu vergessen. Aber es fiel unglaublich schwer, wenn der so da saß und gedankenverloren lächelte.
Stegi war keine klassische Schönheit, oder irgendwas. Aber für Tim war er wunderschön. Groß, schlaksig, mehr hellbraunhaarig als blond und mit einem Lächeln, das ansteckte. Es war wie mit seinem Dialekt - alles, was mit Stegi zu tun hatte, wurde für Tim irgendwie wertvoll.
Es war nicht zu ertragen, wie sehr er um ihn kreiste, wie alle Gedanken und Gefühle sich spiralenförmig auf Stegi zuzubewegen schienen.
„Wie lief eigentlich deine Klausur?", fragte Tim, als er sich erinnerte, dass Stegi vor ein paar Tagen eine geschrieben hatte.
Stegi sah ihn an und überlegte kurz. „Ach..." Dann verdrehte er die Augen. „Superschwer! Weißt du..." Er begann von dem Modul zu erzählen und Tim hörte ihm zu und kommentierte höchstens kurz mitfühlend.
Sie redeten den ganzen Abend, auch als ihr Essen da war, wodurch sie mehrfach durch schlechte Tischmanieren glänzten und mit vollem Mund redeten, und Tim dachte zwischendrin mehrmals, dass er nie vergessen würde, was er für Stegi fühlte, wenn es so leicht mit ihm war. Wenn er sich in seiner Gegenwart komplett und angekommen fühlte.
Sie redeten nicht noch einmal über Franzi und Tim dachte auch nicht mehr an sie.

Sina war blond, einen halben Kopf kleiner als Tim (also für eine Frau recht groß) und sehr hübsch. Tim merkte, wie Stegi Tims Reaktion abschätzte, als sie durch das Café auf die beiden Mädchen zuliefen. Natürlich dachte Stegi Sina wäre sein Typ. Wahrscheinlich wäre sie es sogar, wenn Tim nicht so verloren wäre.
Franzi und sie strahlten ihnen entgegen und standen auf, um sie zu begrüßen. Franzi und Stegi küssten sich kurz und Sina und Tim gaben sich die Hand.
„Hi!", sagte sie, ihre schönen Zähne präsentierend. „Ich bin Sina. Tim, nicht?" Ihre Augen waren ebenmäßig hellblau und seltsam intensiv.
„Ja", sagte er. „Freut mich." Er wandte sich Franzi zu, die ihn zur Begrüßung wie einen alten Bekannten umarmte. Sie war winzig in Tims Wahrnehmung. Bambi.
„Hey", begrüßte sie ihn und setzte sich wieder neben Sina und klopfte mit aufforderndem Blick zu Stegi auf den Platz neben sich, wodurch Tim sich neben Sina setzen musste, weil ihr Tisch in so einer komischen Sofaecke war.
Franzi begann sofort eine Unterhaltung mit Stegi und Sina und Tim entspannte sich, weil die Stimmung dadurch recht ungezwungen war und er zuhören konnte, ohne sich groß zu beteiligen. Stattdessen beobachtete er lieber die drei.
Stegi schien gut gelaunt zu sein und Franzi sah ihn ziemlich verliebt an. Tim sah sich sehr bestärkt in seiner Vermutung, dass da großes Herzbruch-Potenzial vorhanden war.
Sina war nett und witzig, lachte offen und sympathisch. Franzi und sie waren offenbar wirklich gute Freundinnen, tauschten Informationen über Bekannte aus oder erzählten gemeinsame Erlebnisse.
Stegi erzählte ebenfalls, sogar über Youtube, was Tim bei anderen Leuten noch nicht so oft erlebt hatte, weil er damit nicht gerade hausieren ging. Die beiden Mädchen schienen aber auch keine Zuschauer zu sein (zum Glück).
Sie bestellten sich alle Kaffee und Kuchen. „Ein richtiges Kaffeekränzchen", stellte Franzi grinsend fest. „Wie Rentner."
Stegi antwortete mit seiner besten Rentnerstimme: „Wir sind höchstens ein bisschen in die Jahre gekommen."
Franzi lachte und Sina grinste breit. Die Stimmung war so gut, dass auch so halbgare Witze Heiterkeitsanfälle auslösen konnten. Tim grinste mit.
Sina entschuldigte sich aufs Klo und typischerweise schloss sich Franzi ihr an. „Mädels", stellte Stegi kopfschüttelnd fest.
Tim zuckte mit den Schultern. „Herdentrieb."
„Magst du sie?", fragte Stegi neugierig und sah Tim über den Rand seiner Kaffeetasse an.
„Sina?" Tim hatte keine Lust so zu tun, als hätte er nicht bemerkt, dass Sina ihn anflirtete, zumindest verhalten. „Sie ist nett."
Stegi lachte auf. „Das ist aber auch deine Standardantwort, oder?" Er schüttelte den Kopf. „Du bist schwer zufrieden zu stellen, oder?"
„Nö", gab Tim zurück. „Ganz einfach: Ich will immer das Beste." Das war ein Zitat von irgendwem... Oscar Wilde?
Stegi verdrehte die Augen. „Klar doch. Also nicht Sina."
„Hab ich das gesagt?", fragte Tim kryptisch, kurz bevor die Mädchen wieder an den Tisch kamen. Stegi sah ihn verwirrt an und lächelte ihn dann wissend an, als wüsste er genau, dass hinter Tims Finte nichts steckte.
Tim lächelte nur viel sagend zurück und sah mit einem Anflug von Bedauern, wie Franzi sich an Stegis Seite schmiegte. Sina lächelte Tim an. „Ist ein bisschen, als würde man stören, oder?", fragte sie, sah aber nicht wirklich peinlich berührt aus.
Tim zuckte mit den Schultern. „Selbst schuld. Sie haben uns mit hergeschleppt." Er sah mit Absicht nur zu Sina, die nun grinste. „Das stimmt. Eigentlich müssten sie sich zusammenreißen, oder?"
„Find ja auch", sagte er.
Franzi kicherte inzwischen recht ungehalten. „Ihr seid blöd!", sagte sie. „Ihr tut ja so, als würden wir hier vor euch rummachen!"
Stegi wackelte mit den Augenbrauen und Sina lachte lauthals. „Wie machst du das?", fragte sie begeistert und versuchte, es zu imitieren, was ihr nicht gelang, woraufhin sie wieder lachen musste.
Daraufhin wackelte Stegi natürlich weiter und Tim musste ebenfalls lachen. „Pass auf, du bekommst Muskelkater an sehr seltsamer Stelle."
„Meinst du?", fragte Stegi und zog die Grimassen nun in seine Richtung. Tim verdrehte die Augen.
Die Stimmung war wirklich gut, aber Tim fühlte sich nicht ganz zugehörig. Als würde er nur zufällig mit am Tisch sitzen. Wahrscheinlich versetzte er sich selbst in dieses Gefühl, aber abstellen konnte er es trotzdem nicht.
Er holte sein Handy raus und hoffte fast, jemand würde ihn aus dieser Situation entschuldigen.
„Alles okay?", fragte Sina ihn und lächelte wirklich süß.
„Klar", antwortete Tim und steckte das Handy zurück in seine Tasche. Er sah zu Stegi, der mit nachdenklichem Gesichtsausdruck zu Sina und Tim rüber sah. „Was machst du eigentlich? Studierst du?"
Sina lächelte und sah aus, als würde sie sich über das Interesse freuen. „Ich studiere auf Lehramt, Erdkunde und Sport."
Tim schoss der Gedanke durch den Kopf, dass das nicht passte, sagte aber lieber nichts. Er kannte sie ja kaum. „Oberstufe?"
Sina nickte. „Mit dem Abschluss kann ich ja schlussendlich trotzdem an die Grundschule gehen. Andersrum geht das nicht."
Tim verwickelte sie weiter in ein Gespräch über Schule und Studium und war ganz froh, Franzi und Stegi eine Weile ausblenden zu können und sich nicht wie das dritte Rad am Wagen zu fühlen.
Schließlich warfen Stegi und Franzi aber immer wieder Bemerkungen ein und das Gespräch wanderte wieder auf den ganzen Tisch. Tim hörte wieder mehr zu und konnte nicht übersehen, dass Franzis Hand auf Stegis Knie lag.
Vielleicht war es ja doch gut, dass Stegi nur ein paar Tage blieb.


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