14 - Sturm

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Kapitel 14 - Sturm

Balota

Gemeinsam mit Koslow, mit dem wir wegen seiner Verletzung nur langsam voran kamen, hatten wir die Böschung überwunden und blickten nun auf ein völlig zerstörtes Flugfeld. Ich brauchte nicht lange um zu begreifen, dass es sich um den Flughafen von Balota handelte. An diesem Ort war mein Vater gestorben. Ich ließ den Blick über die in Trümmern liegende Start- und Landebahn, die ausgebrannten Hangars, die Terminals und den eingestürzten Tower gleiten. Alex ging als erstes über die graue Asche hinweg über das Flugfeld in Richtung Terminals. Der mit seinen Schmerzen ringende Koslow, stütze sich weiterhin auf meine rechte Schulter. Zusammen folgten wir Alex in einigen Metern Entfernung. Bevor wir die Böschung erklommen hatten, hatte ich Koslow meine P99 Pistole in die Hand gedrückt, die er nun Schussbereit in seiner rechten Hand festhielt.

„Wohin gehen wir?", rief ich Alex zu.

„Ich weiß es nicht Ivan, ich weiß es nicht", sagte sie ohne sich umzudrehen oder anzuhalten.

„Was meint Sie damit?", fragte mich Koslow mit schmerzverzehrtem Gesicht.

Ich sagte nichts. Ich dachte in diesem Augenblick an die Ausbruchsnacht auf Khoiba. Kampfjets und U-Boote hatten mit Hilfe von Raketen die Infrastruktur von Khoiba zerstört. Und heute, knapp einen Monat später, wurden Einheiten der russischen Streitkräfte, Alex und ich erneut von Raketen einer unbekannten Macht angegriffen.

„Wer zur Hölle hat uns da angegriffen?", fragte ich Koslow leise.

„Keine Ahnung. Als Sie die Raketen sahen, waren sie bereits so nahe, dass ich nicht mehr erkennen konnte, wo sie gestartet waren. Das Raketenabwehrsystem hat auch gar nicht angeschlagen...", stöhnte der Leutnant, während wir am Terminal ankamen.

„Das ist sehr bedenklich", sagte ich.

Die Fensterscheiben des Terminals waren allesamt zersprungen. Staub und Asche gab es um uns herum zu genüge. Durch den Brand war die gesamte Inneneinrichtung der Halle weggebrannt.

Ich lehnte den blutenden Koslow an die Betonwand. Anschließend kniete ich mich neben ihn in den Dreck und Riss die Fliegerhose an der Stelle, wo das Blut heraus sickerte, auf. Ein schmerzhafter Anblick bot sich mir. Ein Daumengroßes Metallstück, welches nur von der Außenhaut eines Helikopters sein konnte, steckte mehrere Zentimeter im Oberschenkel des Offiziers.

„Machen Sie schon!", bat mich Koslow und kniff die Augen zusammen. Alex kniete sich ebenfalls neben unseren Piloten und drückte fest seine Hand.

„Bereit?", fragte ich behutsam.

Koslow nickte entschlossen.

Vorsichtig griff ich an das Metallstück.

„Eins, zwei..."

Noch bevor ich drei gesagt hatte, zog ich das Metallstück mit einem Ruck heraus. Koslow wollte vor Schmerz aufschreien, doch gerade noch rechtzeitig hielt Alex ihm ihre Hand vor den Mund. Der Schrei ging unter. Ich warf das blutige Stück Metall beiseite und reinigte die Wunde vorsichtig mit einem Tuch, bevor Alex sie mit einer Bandage umwickelte.

„Diese Operation geht ja toll los", schnaubte Alex, als sie mir half Koslow auf die Beine zu bekommen.

„Können Sie einigermäßen stehen und laufen Leutnant?", fragte ich.

„Ja es geht schon und lassen Sie das Leutnant weg, ich bin Vitali", erwiderte der Flieger.

„In Ordnung", sagte ich, „und was nun?"

DayZ Teil II - Tödliche AttackeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt