Kapitel 6 - My Last Dream

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Ein Gefühl der Menschlichkeit und der Kontrolle durchzuckte meinen Körper und erleichterte mein Verstand. Meine Augen suchten bekanntes, etwas woran sie würden sich klammern und orientieren können. Sekunden später hatten sie auch schon ihr Ziel gefunden. Der Mann der aus dem nichts aufgetaucht war und mich all meiner Kontrolle beraubt hatte.

Sein Blick, kühl, berechnend. Selbst seine zuvor so warm scheinenden grünen Augen hatten jetzt etwas kaltes, Ausdrucksloses. Meine Atmung fing an sich zu beschleunigen.

Mein Herz raste.

Ich keuchte.

Blut floss.

Die Schmerzen nahmen mir meine gerade eben erlangte Erleichterung und füllte die Lücke mit körperlichen Qualen.

Eine Bewegung ging von dem Unbekannten aus und ließ mich aufschrecken. Er hob Verteidigend die Arme und zeigte mir so das er mir keinen Schaden zufügen wollte. langsam näherte er sich mir wieder und blieb in sicherer Entfernung stehen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch kein laut kam über seine Lippen.

Ich schaute zu Boden und realisierte erst jetzt wie viel Blut ich verloren hatte. Hektisch presste ich meine Hand auf die Wunde um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Ich wusste was ich zu tun hatte und eilte in unsere kleine heruntergekommene Hütte um die frische Wunde zu reinigen und die Blutung zu stoppen.

In der Küche angekommen suchten meine blutigen Hände ungeschickt nach den Verbands Sachen und befleckten dabei das Holz mit tief rotem Blut was augenblicklich in die Fasern einzog und einen dunklen Fleck hinterließ. Endlich erfassten meine rutschigen Finger den Leinen Verband und zogen ihn aus dem Korb in dem er begraben lag.

Der Unbekannte war mir in der Zwischenzeit gefolgt und beobachtete mich jetzt während ich mir eine noch vorhandene Flasche Alkohol meines Vaters schnappte, damit meine Wunde reinigte und danach den Verband anlegte.

,, Ich denke ich kenne dich"

Erklang zum ersten mal seine dunkle monotone Stimme.

,, Du bist Nathans Zwillingstochter. Unsere Väter waren früher befreundet. Dein Vater hatte dich und deinen Bruder häufig bei uns abgesetzt als ihr knappe 5 wart. Ich musste mich immer um euch kümmern. "

Ich konnte mich finster an ihn erinnern, an sein zartes Gesicht, seine liebevolle Art und die beruhigende Stimme. Er war früher bestimmt nicht älter als 8 oder 9 gewesen und hat uns dennoch ein Gefühl von Annahme und Sicherheit geschenkt.

Da das ganze Dorf von unserer Situation und unserem Vater wusste, vermied so ziemlich jeder Kontakt zu uns zu haben, gar uns anzugucken. Sie hatten angst. Angst vor bösen Schwingungen. Sie gaben mir und meinem Bruder die Schuld für unsere Situation. Sie brauchten eine Erklärung, niemals konnte unser Vater so etwas tun ohne triftigen Grund, wir waren keine guten Kinder gewesen. Ich war der festen Überzeugung das sie so hinter unseren Rücken tuschelten.

Ich habe jeden Tag diese Blicke gesehen, wenn sie dachten das sie mich unbeobachtet anstarren konnten.

Ich habe jeden Tag mehr Abscheu gegen sie gehegt.

Ihnen jeden Tag mehr den tot gewünscht.

Außer ihm. Er war anders, anders als sein Vater, anders als die Masse die blind und dumm durch das Leben eierte, ohne jemals das zu hinterfragen was sie taten.

Doch er, war so voller Lebensfreude und Hoffnung, das es ansteckend auf mich abfärbte.
Seine Familie war so wie alle anderen, sein Vater war jeden abend betrunken und seine Mutter hatte ihn schon unzählige Male betrogen. Auch seine Geschwister wirkten auf mich immer abstoßend.

Mein Hoffnungsträger war er gewesen, doch Kinderträume kommen und gehen, letztendlich bleibt nur die Realität. Sein Vater starb und seine Mutter Verbot ihm den weitern Umgang mit uns. Seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen und seine Existenz verblasste im Schmerz.

,, Ich erinnere mich. Wie geht es deiner Mutter, Amar ? "

Two Broken Souls | PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt