Neben mir sitzen zwei Jungen und ein Mädchen mit einem einzigen Flügel. Die Umgebung habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen und die drei Personen kenne ich nicht, obwohl mir der Schwarzhaarige sehr bekannt vorkommt - ich weiß nur nicht woher. Wir sitzen an einem See, daneben ein großes Feld, auf dem ich runde braune Kreise erkenne, die aus dem Gras hervorstechen und ein dichter Wald steht daneben. Meine Arme sind voll mit...Tattoos? Der andere Junge mit blonden Haaren sieht mich mich an, während er von seiner Heimat erzählt. Er lebt in einer Stadt, mit Türmen aus Glas, mit mir. Mit mir? Bei genauerem betrachten fällt mir auf, dass er die gleichen Tattoos wie ich hat. Dann erklärt er was wir beide sind - Nephilim. Den Begriff kenne ich von irgendwoher, aber woher?
Ein Ball aus Feuer unterbricht den Nephilim und meine Gedanken. Der Ball landet zwischen uns vier, aber keiner wurde getroffen. Wir rennen alle in den Wald, weil der See schon von Feuer umgeben ist und keinen anderen Ausweg haben. Ich renne und renne bis ich einen Bach finde und stürze mich hinein. Das Wasser ist unfassbar kalt, aber denkbar als Feuer zu fangen. Nach einigen Minuten steige ich wieder aus den Wasser. Die Feuerbälle hörten auf aus dem Himmel zu fallen und eine beunruhigende Stille herrschte im Wald. Nicht mal die Vögel singen mehr, von denen ich vorhin haufenweise ihr Gesang wahrgenommen habe. Irgendetwas zieht mich in den Wald und eine Stimme befiehlt mir, die drei Unbekannten von vorhin zu suchen. Ich mache mich auf den Weg und es dauert nicht lang bis ich das Mädchen von vorhin finde. Es sieht so aus als wäre sie direkt von einem Feuerball getroffen worden. Sie besitzt keinen einzigen Flügel mehr und ihre Haut zeigt Wunden und Verbrennungsblasen. Vor meinen Augen sehe ich ein kunstvolles Zeichen. Sehr einfach, aber wunderschön und einzigartig. Auch Flügel erscheinen vor meinen Augen, elegant gezeichnete Engelsflügel. Ich schiebe die Gedanken zu Seite, denn sie sieht aus, als würde sie gleich sterben. Dennoch lächelt sie, greift nach meiner Hand und flüstert leise und schwach: „Wenigstens sehe ich Gabriel wieder. Sierra, danke. Danke für alles"" Sie schließt die Augen und sowas wie ein Kanonenschuss ertönt. Wer ist Gabriel? Was war das für ein Schuss? Wieso hat sie mich Sierra genannt? Aber die Fragen verfliegen wieder. Tränen rollen über meine Wangen, obwohl ich nicht weiß wieso, ich habe sie nicht einmal gekannt, oder? Außerdem ist das Verlangen, das Zeichen und die Flügel von vorhin zu zeichnen groß, nahezu unbewusst stehe ich auf. Mit einem Gegenstand, der aussieht wie ein dickerer, zu lang geratener Stift zeichne ich los. Kaum ziehe ich mit dem Stift eine Linien auf den Boden, färbt sich der Boden schwarz. Davon lasse ich mich nicht irritieren und male die Flügel und das Zeichen jeweils einmal neben einem Flügel. Mit dem letzten Zeichen fangen alle zwei Symbole und beide Flügel an aufzuleuchten. So stark das meine Augen schmerzen. Und so grell, dass ich davon überzeugt bin, dass nicht sie, sondern ich gestorben bin.
Lynn schlug schlagartig ihre Augen auf und atmete erleichtert auf, als sie merkte, dass das nur ein Traum gewesen ist. Gähnend richtete sie sich auf, rieb ihre Augen und griff nach der Uhr. Fünf Uhr morgens, dachte sie müde. Wenigstens komme ich heute nicht zu spät.
Heute ist Lynn's erster Schultag an ihrer neuen Schule und da wollte sie nicht zu spät kommen. Ihre alte Schule konnte sie nicht mehr ertragen, mit allen die dort zur Schule gehen. Sie waren laut, unerträglich laut, passten nicht im Unterricht auf und waren aufdringlich, bei Dingen, die sie nichts angingen. Wie die Sache mit ihrem Vater. Er ist Polizist gewesen und nach Dienstschluss vor einem Jahr ist er nicht mehr aufgetaucht, verschwunden. Sie weiß nicht, ob er tot ist oder lebt, ins Ausland oder kaltblütig ermordet. Lynn wusste nicht was besser wäre, zu wissen, dass er tot ist oder das er irgendwo da draußen ein Leben ohne seine Familie lebt, womöglich noch eine andere Familie aufgestellt hat.
Als Lynn versuchte, aufzustehen, überkam sie ein Gefühl von Schwindel, den sie versuchte zu ignorieren. Sie hatte noch ganze zwei Stunden sich fertig zu machen, aber nach diesem Traum traute sie sich nicht mehr, einzuschlafen.
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Epyria
FantasyEine Welt, wo Werwölfe, Vampire, Serpahim, Halbgötter, Nephilim und Götter in Frieden leben, Epyria. Ein Mädchen, das herausfindet, dass sie keineswegs normal ist und alle Traditionen über den Haufen wirft, die Gefahr. Ein Junge, der alles weiß, der...