Epyria

Kapitel 3

Ich stehe zwischen vielen Menschen, Mädchen um genauer zu sein. Als ich mich umsehe, erkenne ich, dass ich in Epyria bin. Ich überlege, ob ich hierhergereist bin oder schon wieder träume. Vielleicht befindet sich Nate ja auch hier. Suchend halte ich meine Augen offen, aber es sind einfach zu viele auf diesem Platz.

„Hört mich an!“, sagt eine Frau vorne auf der Bühne, die mir erst jetzt aufgefallen ist. „Die Auslosung der Wahl wird in Kürze beginnen!“

Auf einem Schlag sind alle still und die Frau lächelt. Sie kommt mir komisch vor. Sie scheint ungefähr so groß zu sein wie eine normale Frau, aber sie strahlte etwas besonderes, etwas autoritäres aus. Sie trägt einen Bogen, dazu einen Köcher und sie hat Jagdschuhe an, neben ihre stehen Fackeln. Plötzlich erinnere ich mich, was Nate gesagt hat. Die Götter wollten Rache ausüben, da vor 250 Jahren sich Nephilim, Seraphim, Halbgötter und Schattenwesen zusammen taten, um den Willen der Götter zu widersetzen und zu bekämpfen. Diese Götter sind genau dieselben griechischen Götter, die in unserer Welt als Sagen abgestempelt wurden. Und wenn sie dies als Wahl bezeichnet, dann muss das eine Göttin sein. Die Göttin der Jagd. Diana. „Die Auslosung dieses Jahres beginnen die Mädchen!“

Diana läuft zum linken Gefäß, in dem sich mehrere Zettel befinden. Sie geht zurück zum Mikrofon und öffnet den Zettel. Mit einem Lächeln kündigt sie die Auserwählte an. „Die Auserwählte dieses Jahres heißt Sierra Nightsword.“

Wieder höre ich die Stimme von Sierra. „Lynn...Beim Erzengel. Ich hab Angst. Ich...ich will nicht hoch.“

„Wir müssen hoch?“, frage ich sie ängstlich.

„Ja. Ja geh einfach, ich muss das erstmal verdauen.“, antwortet sie. Mehrere Fragen würde sie nicht aushalten. Langsam gehe ich auf die Bühne zu, die Mädchen vor mir, rücken zur Seite, damit ich besser an ihnen vorbeikomme.

„NEIN. Sierra! Nein, das darf nicht sein! Sierra...“, sagt eine Stimme, als ich mich umdrehe, erkenne ich, dass es Nate ist. Nein, dass muss Jamie sein. Er rennt auf mich zu und klammert sich an mich fest. „Sierra! Sierra, das kann ich nicht glauben...“

„Bitte entferne dich von deiner Schwester Jonathan Michael Nightsword.“, befiehlt Diana mit einer strengen Stimme. Das sie überhaupt weiß, dass er mein Bruder ist...

Wachen kommen, um Jamie von mir zu trennen. Die Wachen haben Hufe und Hörner, Satyrn. „Lynn...“, murmelt Jamie bevor er von den Satyrn weggezogen wird. Meine Augen weiteten sich, was hat er gesagt, Lynn? War das jetzt doch Nate? Mehr Gedanken konnte ich mir nicht machen, zwei andere Satyr-Wachen kommen und schieben mich hoch auf die Bühne. Skeptisch starrt mich Diana an. „Schön, dass du endlich auf dieser Bühne deinen Platz eingenommen hast.“

Ich überlege, ob sie vielleicht wütend ist, weil ich mich aufhalten ließ, aber sie dreht sich um und spricht wieder ins Mikrofon. „Nun sind die Jungen dran!“

Sie läuft zum nächsten Gefäß.

„Und der Auserwählte dieses Jahres heißt...“ Sie wühlt nachdenklich in den Zetteln herum und holt einen Zettel und lachte. Warum lacht sie? „Ah. Samiel Lightrail! Komme bitte herauf und gebe deiner Spiele-Partnerin die Hand.“

Man hört Entsetzen durch die Menge und ich frage mich wieso. Ich überlege auch, Sierra zu fragen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie das alles hierum überhaupt noch mitbekommt. Die Jungs auf dem Platz machen eine Bahn frei, um einen Jungen vorbeizulassen. Mit gesenktem Kopf kommt er auf die Bühne zu. Ein paar Jungs klopfen ihm aus Mitleid auf die Schulter, sie schauen abwechselnd mich und ihn an, so entsetzt, dass das nicht mehr normal sein kann. Plötzlich meldet sich Sierra doch noch. „Warte. Was hat sie gesagt? Samiel Lightrail? Hat sie das wirklich gesagt?“