Kapitel 3 - Gedanken, Begegnungen

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Lucindas Sicht;

Als ich bezahlt hatte, verließ ich das kleine Bistro genauso schnell wieder, wie ich es betreten hatte. Nachdem meine Gedanken doch zu ihm gehuscht waren, brauchte ich frische Luft - viel frische Luft. Ich war froh, dass ich mein Auto, einen kleinen Golf 3, daheim gelassen hatte.

Da ich nicht gerade das Mustermädchen bin, welches sich Schwiegereltern an der Seite ihres Sohnes wünschen, nahm ich mein Zigarettenpäckchen und steckte mir eine der Glimmstängel zwischen die Lippen. Als ich sie angezündet hab, nahm ich einen langen Zug und merkte wie der krebserregende Qualm meine Lungen füllte. Langsam pustete ich den Rauch aus und somit auch ein bisschen den Frust der mir wegen den Gedanken an ihn gekommen war.

~

'' Komm Luz, lass uns noch ein bisschen spazieren gehen. '', sagte er. Ich schaute in seine Augen, welche so kristallblau waren. Wiedermal hielt mich dieser Blick so gefangen und wieder konnte ich nur nicken, da ich keinen vernünftigen Ton raus gebracht hätte. Mit einem mal wurde ich bei der Hand genommen und den kleinen Pfad entlang der Bäume gezogen. '' Ich habe eine Frage Luz und auch wenn ich weiß, dass wir uns noch nicht lang kennen, habe ich das Gefühl, dass uns etwas verbindet. '', sprach er mit seiner dunklen Stimme, die mir jedes mal eine Gänsehaut verpasste. '' Empfindest du das Gleiche? '', er fragte und ich sah den Glanz und die Hoffnung in seinen Augen schimmern. Ich realisierte erst das Ganze was sich mir gerade bot, als er abruppt stehen blieb, auf den Klippen, an denen die Wellen laut gegen die Felsen im Wasser klatschten. Mein Lieblingsort . Er schaute mich fragend an und ich.. Ja , was tat ich? Ich sagte nichts, auch nach einer Minute schweigen konnte ich ihn einfach nur anschauen, ohne etwas vernünftiges zu sagen.

'' Keine Antwort, ist auch eine Antwort. '', sagte er leise und ich hörte wie verletzt er war. Er ließ meine Hand los und verschwand.

~

'' Autsch, kannst du nicht aufpassen? '', fauchte ich den Kerl an, in den ICH gerade hinein gelaufen war. Doch der hielt es nicht mal für nötig etwas zu sagen und hastete mit eiligen Schritten davon, ehe er sich kurz in der noch wenig belebten Straße zu mir umdrehte und sich entschuldigend und lächelnd durch die Haare wuschelte. Wie er es damals tat. Lucinda, jetzt hör auf dich durch deine Gedanken ablenken zu lassen und jeden Menschen die Schuld zu geben, bei denen DU einen Fehler machst, ermahnte ich mich im Kopf.

Schon wieder überkam mich die schlechte Laune. Ich brauchte jetzt jemanden, ich bräuchte ihn. Aber statt mir ein Herz zu fassen, rief ich meine Freundin Melodie an.

Tut tut

'' Hallo? '', hörte ich ihre warme Stimme und ich musste lächeln.

'' Hi, hier ist Luz.. Lucinda. Ich wollte fragen, ob du vielleicht noch ne Stunde Zeit hättest? Ich würde dich echt gerne mal wiedersehen. Außerdem ist heute Freitag und ich möchte nicht daheim sitzen.'', sprudelte es aus mir heraus. Ein kurzes Rascheln ertönte und ich dachte sie hätte schon aufgelegt, als sie mir in ihrem wie immer, freundlich, piepsigen Ton zusagte. Wir beschlossen uns in einer Stunde im Pub in der Nähe des See's zu treffen. Mit einem Klacken legte sie auf.

Tut tut tut..

Meine Zigarette hatte ich schon lang auf die Straße geschnipst und schweigend aber mit einem kleinen Grinsen beschloss ich noch eine Runde spazieren und anschließend zum Pub zu gehen.

~

Anonymes Sicht;

Fuck das ist gerade nochmal gut gegangen. In ihrem bissigen Ton, welchen ich nur zu gut von ihr kannte, herrschte Sie mich an. Es machte mir nichts aus. Auch wenn ihre Stimme nicht gerade begeistert geklungen hat, konnte ich mir beim Vorbeigehen ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Ihre Stimme, ihr Duft, den ich beim Zusammenstoß kurz in die Nase bekam, ihre Augen, die wütend aber auch traurig glitzerten, ihre Haltung - alles. Sofort befand ich mich in dem Zustand vom Sommer, in dem sich mein ganzer Körper nach ihr sehnte.

Es war ein Fluch. Sie war ein Fluch.

Bevor ich sie im Urlaub kennengelernt hatte war ich mehr der Kerl, der Mädchen nur zum Spaß hatte. Sie bedeuteten mir nichts. Ich dachte auch nicht, dass man sich innerhalb einer Woche so in eine Person verlieben kann, dass man sie Monate später, Ende November, immer noch nicht vergessen hat. Anfangs dachte ich auch, dass Sie nur eines dieser Weiber wäre, die sich einmal kurz in das Aussehen verguckten, mit einem schliefen und sich danach Hoffnungen machten, obwohl sie wie alle anderen waren. Aber so war sie nicht. Sie war anders. Sie ließ mich nie ganz in ihr Inneres schauen, auch wenn ich mir nicht lieber in diesem Urlaub gewünscht hätte.

Ob sie mir je vertrauen wird? Die Frage schwirrte mir damals jede Nacht im Kopf herum. Doch damals hatte ich doch nur 3 Wochen, 3 verdammte Wochen. Als ich ihr dann sagte, was ich fühlte und ich keine Antwort bekam, zerbrach etwas in mir. Als ich mich von ihr abwandte und sie stehen ließ, versetzte es mir einen Stich aber ich konnte es damals nicht, ich konnte ihr danach nicht mehr in die Augen sehen. Nicht, wenn sie das erste Mädchen war für dich ich wirklich etwas ohne Hintergedanken empfand.

Aber nachdem ich damals mehr durch Zufall mitbekommen hab, wo sie wohnte, war ich jetzt hier. Ja, ich habe tatsächlich Monate gebraucht, um mir ein Herz zu fassen und hier her zu kommen. Der ach so tolle .... ach, ist ja auch egal wer ich bin.

Jeder meiner Freunde, wollte mich aufhalten.


'' Wie willst du sie finden? '', fragten sie mich.

Ich zuckte nur die Schultern. Ich wusste bereits wo sie war.

'' Wo willst du hin, wie lange und verdammt was hat sie nur mit dir gemacht? '', herrschten sie mich jetzt an.

'' Ich habe dort Verwandte, welche mich aufnehmen. Ich bleibe 2 Wochen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich sie finden und was machen muss.'', antwortete ich und ging nach einer kleinen Verabschiedung an jeden. Ich hatte keine Lust mir eine Diskussion anzuhören.

Das war mittlerweile ne Woche her. Schon auf der Fahrt hier her, kam mir die Idee mit dem Brief. Falls sie wirklich nicht darauf kommen sollte, wer ich bin, würde ich mich wohl von dem Gedanken verabschieden müssen, sie je für mich zu haben. Denn wenn sie nicht wirklich einen Gedanken an mich verschwendet, würde sich das alles doch nicht lohnen, oder doch?

Stillschweigend ging ich Richtung ' nach Hause ' und rauchte eine.

Gleich heute Abend wollte ich noch einen Brief schreiben.


For her, from him.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt