Eine schöne Scheiße, in die du uns da gerade reinreitest!, schimpft mein Verstand. Dieser Vorschlag wird von ihr als Bullshit abgestempelt.
Ruhig Blut!, kommentiere ich gelassen. Hast du vergessen, mit welchen Mitteln wir sie das letzte Mal dazu gebracht haben, einzulenken?
Ihre Wangen erröten, was mir bestätigt, dass sie jene Gelegenheit, als ich diesen Satz an sie gerichtet habe, bei Weitem noch nicht aus ihrer Erinnerung gestrichen hat.
Ein schönes Mal ...
Ein heißes Mal ...
Kurzum ein tolles Andenken an unsere Zweisamkeit.
»Lass stecken, Blake! Ich weiß ganz genau, worauf du hinauswillst!«
»Das glaube ich nicht ...«, widerspreche ich entschieden. »Sieh es doch so: Ich arbeite ausschließlich mit Profis zusammen und bin auf der Suche nach einem Ghostwriter. Du sollst laut Aussage all deiner Kunden ein Vollblutprofi sein. Wenn du dich also verkaufst, zuweilen auch eindeutig unter Wert, und deinen Status verteidigen willst, beweise mir dein Können!«
Ha! Das hat gesessen!
Während sie dasteht, ihre Hand um den Tragegurt der Tasche zur Faust ballt und mir damit eine eingehende Musterung ihres tollen Körpers ermöglicht, besetze ich auch gleichzeitig die exklusiven Logenplätze in der Vorstellung des jilliantypischen »Ja-Nein-Vielleicht-Melodramas«. Seufzer, Atemzug, Stöhnen, Augenverdreher ...
Jillians Blick spricht erneut Bände, die Lippen zeigen eine Mischung zwischen einem Schmollen und Missmut, während die Augenbrauen sich zusammenziehen.
Ihre unverändert fehlende Fähigkeit mit Provokationen umzugehen, ist unleugbar. Selbst wenn einiges an ihr anders scheint, ist dies gleich geblieben: Will man eine »Sunder« reizen, darf man(n) keineswegs mit Frechheit geizen.
»Ich verlange auch kein Meisterwerk von dir ... lediglich einen Roman!«, setze ich noch eins drauf. Den »Dong« in ihrem Kopf, der den freien Ring ankündigt, meine sogar ich zu hören.
Die Tasche landet neben ihren Füßen, ihr süßer Hintern auf dem Stuhl und der vernichtende Augenaufschlag in meinem Gesicht. Nun fehlt nur noch ein Glas Bacardi-Cola in ihrer Hand, welches ihre vollkommene Resignation bestätigt und mir die Aussicht auf ein Gespräch sichert ...
»Dir ist klar, dass dies kein Freundschaftsdienst sein wird und dass ich auch nicht gerade billig bin, oder?«
»Natürlich!«, bestätige ich mit einem Nicken.
»Pro geschriebene Seite verlange ich fünfzehn Euro. Recherchetexte kosten extra. Ich arbeite in meinem Tempo, und sofern es lektoriert wird, erhöht sich der Preis auf fünfundzwanzig pro Normseite«, rattert sie lustlos herunter. Abermals nicke ich alles ab. Koste es, was es wolle!, hieß es, als ich hierher aufbrach. »Worum handelt es sich?«
»Was meinst du?«, frage ich, weil ich mich für einen Sekundenbruchteil von ihrem Gesicht habe ablenken lassen.
»Der Plot! Ich will wissen, worüber ich schreiben soll.«
Noch während sie spricht, zückt Jil jenen Füller, nach dem sie vorher so lange gesucht hat, nimmt mir das unbeschriebene Buch aus der Hand und schlägt mit einem Kopfschütteln die erste Seite auf. Dann werde ich erneut von einem Blick gelöchert, der nur bei dieser Frau so gefährlich und im gleichen Maß glutvoll ausfallen kann.
Mist! Dass sie eine Geschichte braucht, habe ich natürlich nicht bedacht ...
Solange die souveräne Visage meine eigentliche Ahnungslosigkeit verhüllt, krame ich in meinem Kopf nach einer passenden Story. Aber es ist gar nicht so leicht, etwas Anständiges aus dem Stegreif zu erfinden. Und weil mir per se nichts Besseres einfällt, greife ich auf das Banalste überhaupt zurück.
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Zeilen unserer Liebe
General FictionDiese Geschichte entstand auf Basis der wahren Begebenheiten. Lediglich die Namen von Protagonisten und Orte des Geschehens wurden verändert, um den Ärger mit der im Buch erwähnten Co-Autorin zu vermeiden. In diesem Buch geht es um meine Jugendfreun...