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"Lis, wach auf!" James Stimme weckt mich am nächsten Morgen. Blinzelnd setze ich mich auf und stoße mir erneut den Kopf. Ich hasse dieses Brett! "Ich wollte nur sagen, dass ich jetzt weg bin. Versprich mir, dass du hier bleibst und deinen Arm schonst!" Ich nicke brav und lächel gefälscht. Die ganze Arbeit, die wir sonst kaum zu zweit hin bekommen, bleibt jetzt an ihm hängen. Er lächelt und verschwindet aus dem Versteck. Ich bleibe allein zurück. Seufzend lege ich mich auf meinen Rücken und denke nach. Jedenfalls habe ich das vor, aber genau jetzt ist mein Kopf wie leer gefegt. Erneut seufze ich. In den unpassendsten Augenblicken fliegen mir die kompliziertesten Gedanken zu, aber genau jetzt wo ich nichts anderes habe....Nichts. Langsam lasse ich meine Finger auf meinen Bauch prasseln. Immer und immer wieder, bis ich das Gefühl nicht mehr haben kann. Es verstärkt den Hunger in mir. Gelangweilt sehe ich mich im Unterschlupf um. Es ist schon so lange her, dass ich ihn das aller erste Mal betrat. Ich hatte ein weißes Brötchen ergattert und war von den Jägern erwischt worden. Sie hätten mich gekriegt, wenn James nicht da gewesen wäre. Als ich an einer Seitengasse vorbei laufen wollte, die Jäger im Nacken, zog er mich blitzschnell in die Gasse rein. Die Jäger liefen an uns vorbei und ich war in Sicherheit. Er hatte mir früher zum allerersten Mal das Leben gerettet, danach kam das häufiger vor. Ich bin einfach unvorsichtig, was man heute auch wieder sehen konnte. Hätte ich darauf geachtet wo ich lang gegangen wäre, hätte ich jetzt keinen kaputten linken Arm. Apropos ... Ich hole ihn hervor und halte ihn mit dem anderen Arm vorsichtig vor mein Gesicht. Der Arm ist ziemlich blau, welches sich mit einem dunklen Lila abwechselt. Außerdem bewegt er sich in einem komischen Winkel vom Rest des Armes weg. Das wird nicht so schnell heilen. Wahrscheinlich ist der Knochen gebrochen und viel Blut ist ausgetreten und geronnen. Angewidert verziehe ich den Mund und lege den Arm schnell wieder weg. Gelangweilt sehe ich mich wieder um, als eine Stimme in der Ferne auftaucht. "Hallo?" Die Stimme kenne ich doch. "Hallo?" Fieberhaft versuche ich mich an ein Gesicht zu erinnern, aber es ist verschwommen. "Wie hießen sie nochmal? Jack...James....und....Lina?....Ne...", schlagartig fällt es mir ein. Die zwei Bettler! "Hier", rufe ich. "Ich sagte doch das ich sie wieder finde!"

"Ist ja gut", grummelt der andere und ich muss unwillkürlich grinsen. Schritte nähern sich dem Unterschlupf und bleiben davor stehen. "Und wo genau ist sie denn jetzt, Herr Schlaumeier?"

"Ja, hier irgendwo......keine Ahnung okay?" Kichernd klopfe ich von innen gegen die Holzbretter der Kisten. "Hier drin", rufe ich und jemand klopft von außen dagegen. "Hier?"

"Wo sonst?" Lachend mache ich den Unterschlupf auf und krabbel vorsichtig raus. "Ihr habt echt was tolles!" Staunend betrachten sie den Unterschlupf. "Ich schlaf auf nem Brett, dass ich mit alten Zeitungen ausgelegt habe...es ist immer kalt und oft auch noch nass..." Traurig fährt der Zweite mit seiner Hand über das Holz. In seinen Augen trieft es nur so vor Neid. "James hat ihn gebaut und ich hab den Teppich gestohlen. Kennt ihr Barney's Teppichladen? Am Marktplatz? Der hat die allerbesten Teppiche!" Anerkennend nickt der Erste. "Ich suche mir jeden Tag ein neues Bett...oder Brett...oder Stein.." Mitleid überkommt mich, obwohl ich es auch nicht so viel besser habe. "Und jeden Abend habe ich Angst am nächsten Morgen im Gefängnis oder gar nicht mehr auf zu wachen...." Seine braunen Augen starren ins Leere. Generell ist an ihm alles braun. Braune Haare, braune Augen, braune Kleidung und ja, selbst eine dunklere Haut als normal. Der andere, der Zweite, hat ebenfalls dunklere Haut, aber schwarze Haare und grüne Augen. Beide Gesichter sind markant und sehen schon alt aus, obwohl sie wahrscheinlich nicht über 30 Jahre alt sind. Bei uns wird kaum einer über 30 Jahre. Die meisten sterben schon früher. "Wo ist eigentlich dein Freund? Äh...James", fragt der Braunhaarige. "James ist Essen klauen. Wir beide hatten gestern nichts und der Hunger nimmt immer mehr zu.." Ohne es wirklich zu realisieren halte ich mir wie eine Schwangere den Bauch. Schon oft habe ich von Dächern oder aus Gassen zu gesehen, wie schwangere Frauen sich immer wieder den Bauch halten und dabei liebevoll zu ihm hinunter sehen. In diesen Momenten sind sie voller Ruhe und Frieden. Sie kennen in diesem Augenblick weder Leid, noch Schmerz oder Eile. Ich wünschte ich könnte meine Mutter fragen, ob sie das auch mal bei mir gemacht hat....ich wünschte ich könnte meine Mutter irgendetwas fragen...aber ich weiß ja nicht mal wie sie heißt oder ob sie noch lebt. "Hey, alles ok?" Zwinkernd sehe ich auf. Zwei Augenpaare sehen mich besorgt an. "Ja, ich hab nur nach gedacht. Alles ok." Ich nehme schnell meine Hand vom Bauch und zwinge mich ein Lächeln auf zu setzen. "Und wieso gehst du nicht mit?" Seufzend halte ich meinen Arm hoch. Augenblicklich verändert sich ihre Mimik von Besorgt in Angewidert und ich nehme ihn wieder runter. "Wie heißt ihr eigentlich?"

"Ich bin Bill und das ist Boris. Du warst Liska und dein Freund James, richtig?" Fragt der Erste und ich nicke. "Freut mich euch kennen zu lernen, Bill und Boris", sage ich höflich. "Wieso habt ihr mich eigentlich gesucht?" fällt es mir schlagartig wieder ein. "Wir wollten nach euch sehen, ihr saht gestern beide ziemlich fertig aus. Wir waren uns nicht sicher, ob ihr die kalte Nacht übersteht." Lächelnd nicke ich. "Es braucht schon mehr als ein paar gebrochene Knochen und eine harte Nacht um uns umzubringen!" Sie lächel beide schief, schweigen aber. "Wir müssen dann auch weiter, war nett", sagt Boris und winkt zum Abschied. "Ja, war nett." Seufzend begebe ich mich wieder in den Unterschlupf und setze mich hin.

Nach einer Weile beginne ich zu summen. Erst zaghaft und leise, dann immer lauter und befreiender. Am Anfang sind es noch wilde Töne in keiner bestimmten Reihenfolge, aber mit der Zeit formen sie sich zu einem Lied. Ich beginne mit einer klaren und lauten Stimme zu singen. Jedes Wort in meinem Herzen lasse ich frei, jede Emotion. "....... (An dem Song arbeite ich zurzeit leider noch, da ich will das er möglichst gut wird, habt also bitte Geduld )............................................... "


Zufrieden lächel ich. Früher habe ich oft gesungen, aber da war alles noch anders. Mehr Freude und Lachen und weniger Jäger. Mit der Zeit werden es immer mehr und es wird schwieriger ihnen zu entkommen. Alles wird schwieriger. Wie wird es in ein paar Tagen aussehen? In ein paar Wochen? Jahren? Ich weiß es nicht. Niemand weiß das. Niemand weiß was morgen kommt, niemand weiß ob ich morgen noch lebe, oder ob ich dann schon längst tot in irgendeiner Gasse liege. Ob James es schaffen oder erwischt wird. Ob wir es bis ganz nach oben schaffen, oder für immer der allseits bekannte Abschaum bleiben werden. Ich weiß es nicht. Ich kann nur hoffen, dass sich alles zum Guten ändern wird. Seufzend stelle ich fest, wie sich meine Laune schon wieder von gut zu schlecht geändert hat und das mal wieder nur mit einem einzigen Gedanken, der wie ein kleiner Stein, eine ganze Lawine ausgelöst hat. Erneut seufze ich und lehne mich an die kalte Mauer.




Hey ihr Lieben :) , ich hoffe doch ihr mögt die Story bisher ;-).
Ich wollte noch mal kurz den Song ansprechen. Ich bin echt dran, aber das kann natürlich noch dauern, also habt bitte bitte bitte Geduld. Der Song soll (wenn möglich ^^ ) der Hammer werden und daher wird das auch seine Zeit dauern. Wenn es klappt ist das dann ein richtiger Song zum anhören, aber da muss ich erst noch rumfragen, ob die das alle auch wirklich machen und so weiter und so fort.

Ich will euch jetzt aber auch nicht weiter langweilen, also bis dann :)


Liska - dark lightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt