Kapitel 6

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Wir kommen von Allah (swt) und zu Ihm kehren wir zurück.

Seit dem Tod meines Großvaters habe ich mich noch mehr in die Arbeit gestürzt.

"Herr Uka, was machen Sie denn noch hier?" fragte mich mein Chef. "Ich habe noch einiges zu erledigen." "Das hat sicherlich noch Zeit. Machen Sie Schluss für heute und genießen Sie das Wochenende!"

Momentan bin ich der Erste, der morgens kommt und der Letzte, der abends das Büro verlässt. Die Arbeit lenkt mich immerhin etwas vom Verlust ab.

Mein Handydisplay leuchtet auf. Alban, ein Kumpel von mir schreibt. "Hey Bro, wir gehen mit den anderen Jungs in die Shishabar. Komm auch vorbei."
"Sorry bro, bin im Büro. Ein anderes Mal." schrieb ich ihm zurück.
Daraufhin ruft er mich an. "Afrim du Vogel, hast du mal auf die Uhr geschaut? Kein Mensch sitzt am Freitagabend im Büro, also hajd komm vorbei."

Die Uhr zeigt 19:19 Uhr an. Tatsächlich schon so spät, habe die Zeit echt verplant. Sitze jetzt schon seit über 10 Stunden im Büro. Also willigte ich doch ein. "Okay Bro, gehe vorher nochmal duschen und komme nach." Ich schaltete den Rechner aus und ließ meinen Schreibtisch ungeordnet zurück.

Es war ein schöner Spätsommerabend, draußen war noch angenehmes Wetter und der Himmel wechselte langsam seine Farben - welch schöner Anblick. Ich holte Tief Luft und ging Richtung Auto. In der einen Hand drückte ich am Autoschlüssel herum, um die Türen zu entriegeln. Es knackste, und die Lichter des Wagens blendeten kurz auf. Nachdem ich losfuhr, legte ich eine gebrannte CD mit albanischen Liedern ein, die ich aus dem Sommerurlaub im Kosovo mitgebracht habe.
Titel 3 war mein aktuelles Lieblingslied "Big Boody Benzo" von Noizy. Mir gefällt der Beat total und der Text wirkt motivierend auf mich.

[..]
Big bodies big bodies Mercedes Benz
Nuk ma bleu Mami as Babi e bleva vet
Nuk qellova i pasur, por nuk u dorezova n'jet
Dikur ka qen nje enderr, tash e kam ne reallitet
[...]

Zuhause angekommen, hörte ich Frauenstimmen aus dem Wohnzimmer. Bestimmt waren das irgendwelche Bekannte, die uns ihren Beileid aussprechen wollten, was nett gemeint ist, aber schon nervig. Leise lief ich die Treppe hinauf, um unbemerkt zu bleiben. Nein, ich bin nicht unhöflich, ich habe es nur satt, immer wieder das gleiche zu hören.  Auf dem halben Weg, wurde ich aufgehalten. Ich fühlte mich ertappt.

"Hey Afrim, es tut mir echt leid.
Ich weiß, wie viel er dir bedeutet hat."
Es war meine  Jugendliebe Agnesa. Mit ihr habe ich echt am wenigstens gerechnet, vor allem nicht in meinem eigenen Haus. Was macht die eigentlich hier? Immer taucht sie  in den mir ungünstigsten Momenten auf.
"Danke." antwortete ich abweisend.
"Du schaust echt müde aus. Vertief dich nicht so in die Arbeit. Wenn du wen zum Reden brauchst, ich habe immer ein offenes Ohr für dich."

Boah, die hat mir noch gefehlt. Am liebsten würde ich ihr eine reinhauen, so aggressiv macht sie mich, aber ich lasse mich von ihr nicht provozieren. So ne falsche Schlange, spielt hier einen auf fürsorglich. Sie kennt mich zu gut und nutzt diese Chance, um sich wieder anzunähern. Ich frage mich was sie hier überhaupt macht. Meine Familie ist auch nicht besonders gut zusprechen, um so mehr Frage ich mich wer sie herein gebeten hat. Ich ignorierte sie durch und lief schnell die weiteren Stufen hoch.
Anschließend ging ich schnell unter die Dusche. Da ich es in meiner Freizeit gerne etwas bequemer mag, entschied ich mich für ein schlichtes graues Shirt, eine lässige Jeans und dazu weiße Nike Air Force. Ich lege großen Wert auf gute Kleidung und ein gepflegtes Aussehen. Übrigens damit ihr eine grobe Vorstellung von mir habt: Ich bin circa 1,85 m groß, habe rehbraune Augen und trage seit kurzem einen Bart. In der Frauenwelt habe ich es recht einfach, am meisten sind sie von meinen Grübchen angetan. Auch wenn mir eine gewisse Auswahl geboten wird, bin ich nicht der Typ, der von einer Beziehung in die nächste springt oder Frauen ausnutzt und verarscht. Ich sehe dies als Zeitverschwendung und Charakterlos.
Naja, die Frau fürs Leben ist mir noch immer nicht begegnet.

Beim verlassen des Hauses, begegnete ich meiner Mutter. Agnesa war immer noch nicht weg.
"Afrim, ku po shkon? (Wo willst du hin?)" fragte meine Mam.
"Etwas an die frische Luft. Wir reden, wenn ich wieder zurück bin!"


Hey Leute, in diesem Kapitel konntet ihr Afrim etwas näher kennenlernen, aber nur etwas. Ich hoffe es hat euch gefallen.

❤️

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