Kapitel 3

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Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, doch es fühlte sich an wie Stunden als ich durch das Dorf striff.
Ich fühlte mich des Öfteren beobachtet und bemerkte das ein Rabe immer wieder an meinem Pfad von Baum zu Baum flog. Anfangs hielt ich es für Zufall, doch nach einiger Zeit begonn ich mit ihm zu sprechen.
Ich hatte weder Angst, noch war ich beunruhigt. Eher war es aufregend für mich und interessant, denn ich wollte wissen was das Tier dazu anregte mir zu folgen.
"Hey Kleiner, was ist denn? Wieso folgst du mir?", ich kam mir etwas blöd dabei vor, doch als der anmutige Rabe plötzlich auf mich zuflog und einen halben Meter vor mir Platz nahm hatte es den Anschein als ob er mich verstehen würde.
Seine Pechschwarz-glänzenden Augen sahen direkt in meine.

"Warte kurz.", flüsterte ich als ich anfing in meinen Jackentaschen zu suchen. Ich war mir sicher irgendwo noch einen Teekeks zu haben. Ich liebe diese Dinger.
Als ich tatsächlich zwei fand setzte ich mich an die nächste Bank. Der Vogel nahm neben mir Platz und lugte auf den Keks als ich ihn öffnete.
"Einen für dich und einen für mich!", kicherte ich als ich das kleine Gebäck für den Vogel leicht zerbröselte.
Er fraß mir aus der Hand und nahm an meinem Handgelenk Platz, welches ich auf der Lehne der Bank abstütze.

Als ich mit meinen Keks fertig war und auch mein kleiner Freund die letzten Brösel aufpickte, kam ich seinem Kopf näher und sah ihm direkt in die Augen. Er war so anmutig und schön.
"Also. Wieso bist du mir gefolgt? Gibt es einen bestimmten Grund oder hast du nur den Keks erahnt?", fragte ich ihn neugierig ohne mir eine Antwort zu erhoffen.
Ich wusste nicht ob es nur Einbildung war doch er sah so zufrieden und ruhig aus.
Nach meiner Frage drehte er seinen Kopf wie ein kleiner Hund und kam mir immer näher.
Er rieb seinen Schnabel sanft an meiner Nase, zärtlich, als wolle er "kuscheln".

Er drückte seine Stirn sanft an meine.

Plötzlich hatte ich das Bild eines Schwarm Raben im Kopf das der Handbewegung eines Mädchens folgte. Ich sah sie nur von hinten doch sie schien leicht über dem Boden zu schweben. Sie hatte kurzes rotes Haar und ein wunderschönes schwarzes, langes Kleid an.
Das Bild verschwand in dem Moment als der Rabe mich nicht mehr berührte und mit einem Krächzen davon flog.

Wie von alleine stand ich auf und machte mich auf den Heimweg.
Was war das?
Bin ich vielleicht einfach nur auf dieser Bank eingeschlafen und habe das alles geträumt? Aber ich spürte noch die feinen, leicht klebrigen Brösel auf meiner Handfläche.
Es war eigenartig, doch trotzdem fühlte ich mich dem Vogel verbunden und hoffte ihn bald wieder zu sehen.

Cor Corvus - Das Herz der RabenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt