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Ich laufe, ohne, dass ich weiß wohin. Was ist das Ziel? Was wollen wir sein? Wer wollen wir sein?  Noch ist es nicht wichtig, denn noch sind wir niemand Besonderes. Wir werden noch geformt. Wir sind noch wie hässliche Lehmklumpen, die erst noch geformt werden müssen, ehe sie in die Galerie des Lebens gestellt werden. Ich sehe das anders. Ich sehe jeden noch so hässlichen Lehmklumpen als Individuum, der es wert ist, schon jetzt, ungeformt, in die Galerie des Lebens gestellt zu werden. Wir müssen nicht erst aufgehübscht werden, zu etwas geformt, was nicht in unserer Natur liegt. Wenn Erwachsene das nicht so sehen, sollen die sich nicht wundern, wenn immer mehr Kinder und Jugendliche schlecht von sich denken. So schlecht, dass diese bereit sind Dinge zu tun, die sie für einen Moment vergessen lassen. Die Erwachsenen sollen doch auf uns aufpassen und uns nicht kaputt machen. Wir sind doch deren Zukunft, oder nicht? Aber kein Erwachsener denkt so. Auch unsere Deutschlehrerin nicht. Frau Well steht vorne und erzählt uns was von Analysen. Wenn jemand Fragen hat, wird sie immer wütend. Wenn man ihre Fragen nicht beantworten kann, wird sie auch wütend. 

Ich sitze in der letzten Reihe, spiele mit meinem Kugelschreiber und warte auf den Moment, wo es klingelt und wir nach Hause können. "Fynn??" Frau Wells Stimme holt mich aus meinem inneren Countdown. Ich schaue sie an, sie weiß doch, dass ich nichts sagen werde. Warum also meine und ihre Nerven strapazieren? "Kannst du wiederholen, was ich gesagt habe?" In ihrer Stimme schwingt eine Arroganz mit, die in so hoher Dosis bei keinem Menschen erlaubt sein sollte. Ich schüttel meinen Kopf, obwohl ich mitgekriegt habe, was sie gesagt hat. Aber das interessiert sie nicht. Wieso sollte es auch? Ich bin die Macke, die sie nie in ihrem Unterricht haben wollte. Natürlich sind auch die Anderen nicht gerade ihre Lieblinge, aber auf mich scheint sie es abgesehen zu haben. Ich mag sie auch nicht sonderlich, also ist es okay, denke ich. Frau Well denkt allerdings, sie würde mich zum sprechen bringen, wenn sie nur lange genug starren würde. Ich allerdings habe meinen Blick wieder auf die Uhr gerichtet. 

9 Sekunden... Wieso starrt sie mich wie ein toter Fisch an? 8 Sekunden... Gleich hier raus... 7 Sekunden... Gleich hier raus... 6 Sekunden... Maya, ich komme zu dir, mein Engel!!... 5 Sekunden... Krieg ich jetzt Platz 1 für diese Darstellung von Herzschmerz?... 4.. 3... 2... 1... 

Ich springe auf und sprinte zur Tür. In genau diesem Moment klingelt es und ich bin befreit. Weit komme ich nicht. Es scheint jemand genauso eilig zu haben wie ich, denn diese Person stößt unglücklich mit mir zusammen, gerade wo ich das Hindernis Tür überwunden habe. Boah, das zweite Mal in zwei Tagen schon! Was ist denn hier los?? Ich sehe mir die Person genauer an und bemerke schnell, dass es der gleiche Junge ist, der mich auch schon gestern angerempelt hat. Dieses mal allerdings flüchtet er nicht allzu schnell. Er sieht mir kurz ins Gesicht, wo ich ihm ein Lächeln zuwerfe. Er guckt schnell wieder weg, nur um mich wieder erstaunt anzugucken. Was denn? Hat er kein Lächeln erwartet? Auch jetzt kommt ein leises "Entschuldigung" von ihm, woraufhin er schnellen Schrittes verschwindet.

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Ich ziehe die Tür hinter mir zu und werde sofort begrüßt. Maya springt umher als habe sie mich schon seit sieben Jahren nicht mehr gesehen. Ich kraule sie für eine Weile, bringe meinen Rucksack nach oben und schnappe mir auch sofort die Leine. Maya sitzt schon brav an der Treppe, sie weiß , wenn sie sich benimmt, darf sie frei laufen. Sie hat es nicht so mit der Leine. Meine Mum scheint auch nicht da zu sein. Kein Geschreie, von wegen, ich sage nicht mal Hallo und wie unhöflich das doch sei. Mich interessiert das recht wenig. Was mich interessiert ist Maya. Je größer die Runde, desto glücklicher sind wir beide. 

Ich laufe wieder Richtung Waldweg. Wir laufen schon eine Weile, als ich auf einmal lautes Gebrülle höre, sowie ein hohes Hundejaulen. 

"Hör auf!! Spinnst du? Lass Dust in Ruhe!" 

Ein dreckiges Lachen. Ein Knacken. Haut trifft auf Haut. Faust trifft auf Gesicht. Körper trifft Boden. Er geht weg. Der Andere bleibt liegen, der Hund schützend neben ihm. Blut. Blaue Augen. Tränen. Es ist der Junge, der ständig in mich reinrennt. 


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Sorry für das späte Update, dafür kommt jetzt noch eins am Sonntag um 9, so wie immer c: 

Habt einen schönen Tag noch! c: 

~ Sleepydemonchild xx 

RejectsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt