Kapitel 03

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Du bist umgeben von Unterlagen.

Mehrere Stapel Papier ragen in die Höhe, einige Zettel liegen lose über die gesamte Tischplatte verteilt. Verdutzt beäugst du das Chaos vor dir. Das Sortieren scheint schwieriger zu werden, als gedacht.

Du seufzt leise und legst die Ordner auf den vollen Schreibtisch ab. Shinohara hat dich beauftragt für etwas Ordnung zu sorgen. Er ist nicht besonders glücklich darüber, dir eine solch langweilige Arbeit zu geben, aber derzeit gibt es nichts anderes für dich zu tun.

Du hast ihm versichert, dass es dich nicht stört – immerhin hast du bereits damit gerechnet. Mit dem Versprechen, dass die nächsten Tage spannender werden, hat er dich schließlich alleine gelassen.

Du beginnst dir nach und nach die Unterlagen durchzusehen. Es handelt sich um Beschreibungen von älteren Fällen, jedoch ist nichts interessantes dabei.

Schnell machst du die Daten ausfindig und heftest die Dokumente der Reihe nach ein. Deine Gedanken schweifen nach kurzer Zeit ab.

Du hoffst inständig, dass du die zwei Wochen gut hinter dich bringen wirst. Kurz denkst du an Juuzou.

Es stimmt, er ist irgendwie merkwürdig. Während des Essens in der Kantine redete er äußerst viel, aber nicht mir dir. Er schien sehr fröhlich zu sein.

Und irgendwann verstummte er ganz plötzlich. Ohne Grund. Er lächelte nicht mehr, lange starrte er vor sich hin, als wäre er an einem anderen Ort.

Er wirkt schrecklich kalt und leer, wenn er nicht spricht und nicht lächelt. Du bist froh, dass er mit Shinohara gegangen ist.

Du weißt nicht wirklich, wie du mit ihm umgehen sollst. Zumal er dich offenbar langweilig findet...

Du schüttelst energisch den Kopf. Eigentlich ist das ja auch egal. Findet er dich eben langweilig. Na und?

Du findest ihn ebenfalls völlig uninteressant. Und du möchtest überhaupt nicht wissen, warum er diese roten Fäden auf der Haut hat. Oder weshalb Shinohara dich mehr oder minder vor ihm gewarnt hat.

Du schürzt die Lippen und verbannst Juuzou krampfhaft aus deinen Gedanken. Du weißt warum dir die Meinung von anderen Leuten wichtig ist, auch wenn du es gerade leugnest. Langweilig wurdest du schon öfter genannt. Es ist nicht so, dass du keine Freunde hast. Nein, dass nicht. Aber Fremde beachten dich selten und es fällt dir dadurch schwerer neue Kontakte zu knüpfen.

Du bist nicht sicher, woran es liegt. Möglich, dass du nicht so lustig bist, wie Ayumi, deine beste Freundin. Oder so auffällig, wie eine gewisse Person, an die du nicht mehr denken möchtest.

Doch langweilig bist du deswegen noch lange nicht, oder? Zweifelnd neigst du den Kopf.

Bevor dein Selbstbewusstsein jedoch komplett den Bach hinunter gehen kann, bemerkst du, dass das Dokument in deiner Hand nicht gelocht ist.

„Oh, verdammt", sagst du leise und siehst dich suchend nach einem Locher um. Auf dem Tisch kannst du keinen finden. Es dauert nicht lange und du beginnst auf dem Boden herumzurutschen, um einen Blick in die unteren Schubladen zu werfen.

„So ein Mist", fluchst du, als du aufstehen willst und mit dem Kopf gegen die Tischkante stößt. Genervt reibst du dir die schmerzende Stelle. Heute ist nicht dein Tag. Ganz eindeutig.

Eine Weile läufst du noch planlos im Zimmer umher, doch deine Suche ist nicht erfolgreich. Sieht aus, als müsstest du jemanden fragen. Am liebsten wäre es dir, du würdest Shinohara finden. Du kennst ihn am besten und traust dich nicht so recht, jemand anderen zu fragen.

Stigma [Tokyo Ghoul-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt