Kapitel 13

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Gestern Abend hattest du die Nummer auf der Visitenkarte von Shuu mit der des unbekannten Anrufers verglichen.

Wie erwartet – die Nummern sind identisch gewesen. Nervös knabberst du an deinen Fingernägeln. Neben den abgehefteten Akten liegt dein Handy.

Eigentlich solltest du alle entgangenen Anrufe aus deinem Protokoll löschen und gut ist. Wenn du Zeit dafür findest, wirst du deine Nummer ändern und du hast deine Ruhe. Trotzdem zögerst du.

Was, wenn etwas passiert ist? Wenn er deine Hilfe braucht oder er dich aus einem anderen Grund unbedingt erreichen muss? Könnte sein, dass er dir etwas wichtiges erzählen muss... Weshalb sollte er sonst so häufig versuchen dich zu erreichen?

Oder er ist ein wahnsinniger Stalker, flüstert die kleine, gemeine Stimme in deinem Hinterkopf, die sich vor diesem merkwürdigen Mann fürchtet. Du steckst energisch das Gerät in deine Hosentasche – immerhin solltest du mit deiner Arbeit weitermachen.

Dennoch kreisen deine Gedanken um Shuu und auch Juuzou beschäftigt dich noch. Er sagte etwas über seine Mutter... Wie war das? Sie hatte ihn vor Mädchen wie dir gewarnt? Und man sollte sie quälen, egal wie sehr sie um Gnade flehen? Hat sie Schuld an seinem Verhalten?

Bevor du weiter darüber nachdenken kannst, öffnet sich die Tür und Seido tritt ein. „Bist du fertig?", fragt er und du nickst. „Ja, nur noch diese Unterlagen, dann kannst du sie mitnehmen", antwortest du und heftest auch die letzten in den schweren Ordner.

Er durchquert den Raum und nimmt ihn sich vom Tisch. „Könntest du mir tragen helfen? Die dahinten müssen auch noch in Hojis Büro gebracht werden", bei diesen Worten zeigt er auf ein Regal hinter dir, in dem noch zwei solcher Ordner stehen.

„Aber natürlich", sagst du, stehst auf und wuchtest sie auf deine Arme. „Uff, sind die schwer", murmelst du leise. Seido scheint dich gehört zu haben. Er lacht.

„Gehts denn?"
„Klar, ich schaff das schon. Bin doch eine Ghoula, wie ihr alle wisst. Der Scann hat mich enttarnt, schon vergessen?", scherzt du und folgst ihm aus Shinoharas Büro.

„Der Feind macht ein Praktikum bei uns? Die Gelegenheit ihn zu erledigen, oder?", erwidert Seido. Du kicherst und pustest gespielt beleidigt deine Wangen auf.

„Dann kannst du deine Ordner alleine tragen." Daraufhin sagt er erst einmal nichts. Einen Augenblick geht ihr schweigend nebeneinander, dann beginnt Seido wieder zu sprechen.

„Freut mich, dass du dich langsam bei uns wohlfühlst." Verwundert siehst du ihn an, doch bevor du etwas sagen kannst, fährt er fort. „Ganz am Anfang bist du so still gewesen. Jetzt, wo du uns alle ein wenig kennst, wirst du offener. Haha, bist auch positiv aufgefallen. Ich glaube, die meisten hier mögen dich. Sogar Akira. Und Juuzou auch."

Du stutzt kurz, presst die Aktenordner etwas fester an dich. „Tatsächlich?", hakst du nach und Seido lächelt dich wohlwollend an, sagt jedoch nichts weiter. Du beschließt einen zweiten Versuch zu starten.

„Wie kommst du darauf?", willst du wissen und bist darum bemüht, es möglichst nebensächlich klingen zu lassen. Dabei kannst du deine Neugier kaum zügeln.

„Na ja, Juuzou zum Beispiel redet viel von dir. Das tut er bei anderen nicht. Ja und Akira schien sich Sorgen um dich zu machen. Das ist wirklich selten bei ihr."

Okay, das könnte wirklich interessant werden... Du bist überrascht – doch diese Information freut dich irgendwie. Wieso kannst du nicht genau sagen. Vielleicht, weil Juuzou sich offenbar auch über dich Gedanken macht...?

„Oh, wirklich? Das freut mich. Uh, was sagt Juuzou denn so?", fragst du nach und wartest gespannt auf eine Antwort. Seido überlegt einen Moment. Er öffnet gerade seinen Mund, doch dann streckt Hoji seinen Kopf aus einem der vielen Räume und winkt euch zu sich.

Stigma [Tokyo Ghoul-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt