Kapitel 07

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Du liegst auf deinem weichen Bett und siehst an die Decke, dein Handy liegt neben dir.

Deinem Vater hast du hoch und heilig versprochen, dich alle zwei Tage zu melden. Nun ja, melden sollst du dich eigentlich jeden Tag.

Gestern hast du eine kurze SMS geschickt. Aber heute rufst du an. Um etwas von deinem bisherigen Praktikum zu erzählen. Yeah...

Nachdenklich kaust du auf deiner Unterlippe. Du wirst Juuzou nicht erwähnen. Mit keinem Wort, das nimmst du dir fest vor. Schließlich ist er absolut unwichtig für dich. Aber so was von. Am besten, du lässt auch den ganzen Kram, der mit ihm zusammenhängt aus. Jepp, klingt gut.

Du könntest von Shinohara erzählen. Das er nett ist, dass alle nett sind. Alle, die du erwähnen möchtest zumindest. Von dem Vorfall mit dem RC-Scan kannst du auch berichten.

Du bist dir nur noch nicht so sicher, ob du das wirklich willst... Wie auch immer, klingt nach einem Plan. Wie in Zeitlupe wählst du die Nummer deines Vaters, lässt dir alles noch einmal im Schnelldurchlauf durch den Kopf gehen.

Das Freizeichen ertönt. Du wartest ungewöhnlich lange und willst gerade auflegen, als die Stimme deines Vaters ertönt. Er begrüßt dich überschwänglich, freut sich über deinen Anruf.

„Und wie läufts?", fragt er schließlich. „Gut", sagt du kurz angebunden, hörst deinen Vater tief Luft holen und beschließt daher, schnell weiterzureden.

„Es ist wirklich ziemlich interessant. Die Leute sind auch alle nett. Mein Betreuer, sein Name ist Shinohara, gibt sich Mühe mein Praktikum möglichst aufregend zu gestalten." Sollte reichen. Zu viel auf einmal zu erzählen könnte verdächtig wirken...

„Das freut mich zu hören", sagt er ehrlich und du kannst dir denken, dass er gerade lächelt. Du erzählst noch von dem Gespräch mit der Augenzeugin, welches sich als dreiste Lüge entpuppt hatte und berichtest, dass du eine echte Quinque gesehen und sogar in der Hand gehalten hast.

„Ich bin wirklich froh zu hören, dass du dein Praktikum nun doch von einer positiven Seite siehst", sagt er und du nickst automatisch zustimmend, obwohl er es nicht sehen kann.

„Und was ist bei dir so los?", fragst du, um das Thema zu wechseln und dich auf andere Gedanken zu bringen. Juuzou spukt bereits ungewollt wieder in deinem Kopf umher. So ein verdammter Mist, was findest du bloß an ihm? Was ist nur so schwer daran, ihn für einige Stunden zu vergessen? Du sprichst gerade mit deinem Vater. Wieso interessierte es dich dann, weshalb Juuzou deine Hilfe so radikal abgelehnt hatte?

„Nichts besonderes. Stress auf der Arbeit. Tja, ansonsten hat deine Mutter vorhin angerufen und sich nach dir erkundigt. Ich soll dir ausrichten, dass du sie jeder Zeit anrufen kannst, wenn es Probleme gibt. Aber das weißt du ja."

Du nickst abwesend. „Bist du noch dran?", fragt dein Vater nach einer Weile des Schweigens. Du schreckst auf.

„Ah, ja! Bin da, bin da", sagst du lachend. „Sorry, ich bin echt geschafft. Ich geh jetzt am besten ins Bett." Du hörst deinen Vater nun ebenfalls leise lachen.

„In Ordnung. Schlaf gut, ich hab dich lieb." Du lächelst zaghaft.
„Ich dich auch", sagst du noch, bevor du auflegst. Du seufzt leise und drehst dich auf die Seite. Das Handy legst du auf deinen Nachttisch. Du bist wirklich müde.

Vielleicht solltest du beim CCG anrufen und Bescheid sagen, dass du morgen nicht kommen wirst. Wie gern würdest du ausschlafen...
Und Juuzou müsstest du dann auch nicht sehen.
Eigentlich wolltest du dieses Praktikum überhaupt nicht.





Am nächsten Morgen hast du dich schließlich doch zur CCG geschleift. Deine Motivation ist im Keller.

Stigma [Tokyo Ghoul-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt