Kapitel 10

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Ich bin total verunsichert und verwirrt. Wie soll das jetzt weiter gehen? Okay das Referendariat geht nur ein paar Monate aber diese Monate werden verdammt lang sein. Ich möchte nicht zur Schule, ich kann meine Gefühle nicht unterdrücken. Was ist wenn uns irgendwann jemand mal sieht? Wir können ja nichtmal mehr zusammen in die Stadt oder geschweigedenn wahrscheinlich das Haus verlassen. Uns könnte jemand zusammen hier her gehen sehen oder sonst was.
"Schatz was ist los du bist so nachdenklich." sagt Nick der gerade vor dem Spiegel steht und sein Hemd zu knöpft.
"Soll ich das etwas super mega toll finden dass du auf meiner Schule unterrichtest für die nächsten Monate? Ich denke darüber nach dass wir total die miese Beziehung führen müssen."
Nick schüttelt den Kopf.
"Ich kann das Referendariat abbrechen."
"Nein. Vorallem musst du dafür einen Grund nennen und wenn du sagst da du mit einer Schülerin zusammen bist, wirst du nie das Lehramt ausüben können."
"Ich muss ja mein Studium nicht vorsetzen. Ich kann mir auch eben Job suchen."
"Genauso gut könnte ich die Schule wechseln."

Wirklich einig sind wir uns nicht geworden was er jetzt macht, aber ich will nicht dass er alles hinwirft was er erreicht hat. Vielleicht sollte ich wirklich sie Schule wechseln, aber es gibt keinen Grund dazu. Ich ziehe nicht um, bin nicht schlecht und gemobbt werde ich auch nicht. Es ist einfach mal ehrlich gesagt eine verdammt beschissene Situation.

Wie jeden Morgen auch holt Julian mich vor dem Haus ab. Mir ist der Weg zur Schule noch nie schwer gefallen aber seit Gestern könnte ich anfangen zu weinen.
In der Klasse setzte ich mich wie immer an meinen Platz und schaue gelangweilt nach vorne. Auch wenn Ich Mathe liebe habe so gsr keine Lust drauf weil ich weiß dass Nick ebenso wie in Französisch unsere Klasse begleiten wird.
Also tritt der Lehrer mir Nick ein und ich wende sofort meinen Blick ab.
Die ganzen beiden Stunden über konnte ich mich nicht auf die Formeln an der Tafel konzentrieren geschweige denn verstehen was meine Mitschüler gesagt haben.
Julian tippt an meinen Arm "Robin das kann jetzt aber nicht so die nächsten Monate weiter gehen." sagt er.
Ich könnte gerade weinen, meine Augen brennen und warten nur darauf mit meinen Tränen gelöscht zu werden.
"Reiß dich zusammen. Du bist ein starkes Mädchen."
"Man Julian ich dachte wenn ich von Zuhause weg bin gibt es keine Probleme mehr aber das stimmt nicht, sie kommen doppelt so groß zurück."
"Das ist dein erster richtiger Freund. Es werden noch mehr kommen."
Ich schüttel den Kopf. Bei Nick ist es anders als mit den ganzen anderen Kindern mit denen ich zusammen war. Er ist anders, er verhält sich anders.

Am Nachmittag Zuhause warte Ich wie immer auf Nick. In der Zwischenzeit habe ich Reis mit Sojasauce für uns gemacht und nebenbei noch nachgedacht, über uns.
Das Türschloss gibt Laute von sich und wenige Sekunden später tritt Nick ein der seine Sachen auf das kleine Regal legt und sich sofort zu mich an den Küchentisch setzt. Er beugt sich rüber und gibt mir einen Kuss. "Das sieht ja mal lecker aus." sagt er und schlägt sofort zu.
Irgendwie fühle ich mich wie eine Ehefrau die den ganzen Tag Zuhause sitzt und darauf wartet dass ihr Mann nachhause kommt und das vorbereitete Essen gegessen wird.
Aber ich denke das wird noch dauern bis es soweit ist, immerhin bin ich nicht den ganzen Tag Zuhause.
"Hat dich jemand gesehen als du ins Haus gekommen bist?" Fragt Nick.
"Ins Haus ist nicht schlimm. Nur wenn jemand sehen würde wie ich in die gleiche Wohnung gehe wie du oder wenn wir zusammen rein gehen. Das wäre glaube ich ein Problem. Aber warum fragst du?"
"Na ja, eben waren ein paar Mädchen aus deiner Klasse vor dem Haus und haben mich sofort begrüßt und total an gehimmelt."
"Tja. Gibt halt nicht viele Lehrer beziehungsweise Referdare die so gut aussehen wie du. Sollte ich jetzt auf die Eifersüchtig sein?"
Er schmunzelt.
"Die? Die sind doch alle hässlich, mit ihren Barbie Haaren und ihrer Magerfigur."
Wirklich. Wahrscheinlich der erste Junge der so etwas nicht schön findet. Dabei wollen doch alle gerade diese Mädchen.
"Ach Nick. Du denkst als einziger so."
Er schüttelt den Kopf und legt die Gabel bei Seite.
"Wenn man älter wird, wird man auch automatisch vernünftiger und denkt nicht mehr so oberflächlich. Mir ist es egal wie ich Mädchen aussieht, naja es sollte jetzt keine Tonne wiegen, aber der Charakter ist das entscheidende."
Ich lächel ihn an.
"Ich liebe dich." sage ich.
"Ich dich auch."

Nachdem wir aufgeräumt haben gehen wir unseren alltäglichen Dingen nach. Hausaufgaben, Aufräumen und alles das was man halt so tun muss.
Gerade als ich mit meinen Biologie Hausaufgaben fertig bin, klingelt mein Telefon. Es ist Julian.
"Hallo." Sage ich ausdruckslos.
"Yooooo Schwesteeeer." brüllt Julian mir ins Ohr.
"Geht's dir gut? Was hast du genommen?"
"Gar nichts. Kennst mich doch. Ich wollte dir sagen dass ich dich um halb Sieben am Kino erwarte. Wir gucken Fantastic 4. Bis dann."
Und schon hat er aufgelegt. Typisch Julian.
"Schatz? Wer war das?" Ruft Nick aus seinem Büro.
"Julian. Wir gehen nachher ins Kino." Rufe ich zurück.
Schon komisch dass Nick immer alles wissen muss, wie meine Mutter. Meine Mutter... Ich frage mich was sie Zuhause machen. Was sie denken, ob sie traurig sind oder froh sind dass sie mich von der Backe haben. Wie geht es Bonnie, Papa und Lissa? Wieso frage ich mich das alles obwohl sie mir eigentlich Jahre lang nicht interessiert haben? Was ist los mit mir?

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