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Ich kam erschöpft und müde Zuhause an. Quälend langsam streifte ich meine Schuhe ab und ließ meinen Rucksack auf die weißen Fliesen sinken. Ich konnte meinen Vater oben telefonieren hören, weshalb ich nicht wie sonst lautstark bekannt gab, dass ich mich wieder Zuhause befand. Stattdessen begab ich mich auf direktem Wege ins Wohnzimmer und ließ mich prompt auf die Couch sinken. Sie nahm beinahe die Hälfte des Raumes ein.
Ich ließ mich zurück sinken und öffnete langsam meinen viel zu eng sitzenden Zopf, sodass meine blond-braunen Haare mir auf Anhieb über die Schultern fielen. Was meine Haarfarbe anging, hatte ich mit Sicherheit die meines Vaters geerbt. Anders als meine Augenfarbe.
Mein Vater hatte strahlend blaue Augen, oder waren sie doch grün? Es kam immer darauf an, wie das Licht gerade auf sie schien. Jedenfalls waren sie beeindruckend! Meine Augenfarbe war dagegen ein dunkles braun, wie die meiner Mutter es gewesen war..
Ich fing schon wieder an über die grausame Sportstunde nachzudenken, als plötzlich mein Vater im Türrahmen stand und lächelnd auf mich hinab sah. Seine Haare waren ein wenig zerzaust, was bei ihm nicht selten vorkam, und trotzdem sah er gut aus. Ja, zugegeben mein Vater war nicht hässlich. Das musste ich mir auch schon von einigen meiner alten Freundinnen anhören.
Er kam langsam auf mich zu, ließ mich allerdings währenddessen nicht aus den Augen. Langsam ließ er sich neben mich auf die Couch sinken. Stille.
"Ich hab dich gar nicht kommen gehört." Murmelte er beiläufig, als er seinen Arm schützend um mich legte. Wie jedes mal, musste ich die Tränen unterdrücken wenn er das tat. Er wusste es. Er wusste, wie schwer ich es jeden Tag in der Schule hatte. Er wusste wie sehr ich zu kämpfen hatte, und das wollte ich nicht. Diese Gäste, dieser schützende Arm, bedeutete immer soviel wie " Alles wird gut ", und genau das war es, was mir die Tränen in die Augen trieb. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen um mich machte.
"Hast du Hunger?" Unterbrach er meine Gedanken und brachte mich somit zum Lächeln. Ich nickte sofort.
Die Frage, wie es in der Schule gewesen sei, ließ er wie immer aus. Bewusst, und ich war mehr als dankbar darüber. Jedes Mal, wenn er in der Vergangenheit gefragt hatte, flossen nur unzählige Tränen. Denn es war eben doch schwieriger, als man zugeben wollte.
"Na dann komm mit." Forderte er und sprang augenblicklich wieder auf die Beine. Er hielt mir seine Hand hin und zog mich mit Leichtigkeit auf die Beine. Gemeinsam verließen wir das Wohnzimmer und schlenderten in die Küche.
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Nachdem wir ausgiebig gegessen hatten, sammelte ich meinen Rucksack von den Fliesen auf und tappte die Treppe nach oben in mein geräumiges Zimmer. Jedes Mal wenn ich durch die Tür trat, fühlte ich mich augenblicklich wohl. Es lag direkt neben dem Badezimmer, zu meinem Glück. Außer dem befanden sich oben noch das Schlafzimmer meines Vaters und sein Büro. Ich ließ mich auf mein 1.40 breites Bett sinken und kramte in meinem schwarzen Rucksack nach dem Hausaufgabenheft.
Bevor ich mich an meinen überfüllten Schreibtisch nieder ließ und mich dem riesigen Berg Hausaufgaben widmete, öffnete ich meinen Kleiderschrank und zog eine gemütliche Schlafhose hervor.
Ich schlüpfte von der einen Hose in die andere und betrachtete mich anschließend im Spiegel. Ich war ziemlich klein. 1.60 höchstens, aber damit kam ich inzwischen klar. Ich wurde nur oft jünger eingeschätzt, als ich eigentlich war.
Gut sah ich aus. Wie eine richtige 'Home-Chillerin', so hatte es meine ehemalige beste Freundin immer genannt. Der Gedanke, dass sie unendlich weit weg war schmerzte.
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Der Abend kam schneller als gedacht. Mein Vater saß wie immer noch unten im Wohnzimmer, während ich schon in meinem kuschlig warmen Bett lag und die Decke bis zum Kinn hoch zog.
Ich starrte in die viel zu dunkle Dunkelheit. Mal wieder schwankten meine Gedanken zu der heutigen Sportstunde und somit auch zu Mr. Parker. Ich hatte sein himmlisches Lächeln direkt vor Augen.., fast, als würde er vor mir stehen. Verdammt wieso hatte ich ihn überhaupt vor Augen? Mein Vater würde diesen Mann umbringen, wenn er wüsste wie sehr ich für ihn schwärmte. Moment mal, ich schwärmte doch gar nicht für ihn! Oder doch? Ich war verzweifelt. Fakt ist, dass ich noch nie so bei einem Mann gefühlt hatte. Erst recht nicht bei einem, der sieben Jahre älter und dazu noch mein Lehrer war! Das war einfach nicht richtig!..
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Der nächste Morgen verlief Ereignislos. Ich stand pünktlich um fünf vor Acht auf dem Schulhof und wartete, bis es endlich Klingeln würde. Ja, ich wartete draußen, um nicht in die unbeaufsichtigte Klasse zu müssen. Sie würde mich sowieso wieder nur hänseln.
Während ich hier so wartete, blickte ich mich ein wenig um. Ungewollt blieb mein Blick auf einem schwarzen Auto haften, was gerade neben dem Schultor hielt. Das war doch nicht etwa..
Meine Vermutung bestätigte sich, noch bevor ich sie zuende gedacht hatte. Doch, es war Mr. Parker.Er stieg langsam aus dem Wagen aus und kramte irgendwas aus seiner Hosentasche. 'Jessy verdammt!' Guck ihn nicht an! Guck ihn nicht an! Ich zwang mich weg zu sehen, als er den Schulhof betrat und mir immer näher kam. Doch es war sowieso schon zu spät. Er hatte mich bereits gesehen. "Guten Morgen Jessy." Ertönte seine raue Stimme. Sie ließ mich prompt zusammenzucken. Wieso blieb er stehen? Wieso ging er nicht einfach an mir vorbei? Widerwillig sah ich zu ihm auf. Er warf gerade einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr, die erst zum Vorschein kam, als er sein weißes Hemd hochkrempelte. Es stand ihm ausgesprochen.. gut! "Was machst du noch hier draußen? Es ist fünf nach Acht." Redete er weiter und hatte somit wieder meine volle Aufmerksamkeit. Wie bitte?! Zehn geschlagene Minuten stand ich hier schon?! Und jetzt war ich auch noch zu spät?!
"Du solltest dich beeilen." Fügte er noch hinzu, da er warscheinlich wusste, dass ich auf die vorige Frage nicht antworten würde und wandte sich schließlich von mir ab.
Ich sah ihm nach wie er die Stufen zum Eingang hinauf sprintete und nach wenigen Sekunden im Gebäude verschwand. Weg war er.. Und ich stand noch immer reglos auf dem Schulhof.
Mein Herz raste. Wie konnte dieser Mann mich bloß so die Zeit vergessen lassen?!
Langsam stieg ich nun ebenfalls die Stufen hinab und begab mich ins Schulgebäude. Ich war noch nie zu spät gekommen.. Und jetzt? Ich wusste nicht einmal was ich sagen sollte.. Aber das war sowieso egal. Es würde keinen interessieren..
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× Unerlaubtes Verlangen × #ByMe
RomanceSeine kalte Hand streichte zitternd meine Wange entlang. Ich schloss unwillkürlich die Augen. Sein intensiver Geruch hatte sich tief in meine Atemwege gesetzt. Verdammt, nie hatte jemand so gut gerochen wie er. Sein warmer Atem hauchte mir gegen die...