3. Kapitel

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Und so ging ein weiterer Scheißtag in der Schule zuende. Ich bog langsam  in unseren Hauseingang  ein und kramte währenddessen meinen Schlüssel aus meiner Jackentasche.

Das mein Vater nicht Zuhause war, erkannte ich schon daran, dass die Haustür doppelt verschlossen war.
Ich hatte fast vergessen, dass er erst heute Abend wieder hier sein wollte.

Routinemäßig streifte ich wie immer meine Schuhe ab, ließ meinen Rucksack auf die Fliesen prallen und hing meine Jacke an die Garderobe.

Eilig lief ich die Stufen rauf in mein Zimmer. Hunger hatte ich noch keinen.

In meinem Zimmer angekommen drehte ich auf Anhieb meine Anlage auf. Wenn ich schon allein' Zuhause war, musste ich es doch wenigstens genießen!

Mein Vater hasste es nämlich, wenn ich so laut Musik hörte.

Ich zeppte durch sämtliche Kanäle, bis ich schließlich bei Radio-HH halt machte. Gerade lief eines meiner Lieblingslieder. Photograph von Ed Sheeran.

Als wäre die Anlage nicht schon laut genug, drehte ich sie noch um einiges lauter.

Ich lief zu meinem Schrank und holte wie am Tag zu vor eine gemütliche Hose hervor, wobei ich leise den Song mitsang.:

"We keep this love in a photograph

We make these memories for ourselves

Where our eyes are never closing

Hearts are never broken

And time's forever frozen still."

Mit der neuen Hose an den Beinen ließ ich mich mit samt meinem Notebook auf mein Bett fallen.

Ungeduldig lag ich auf dem Bauch und sah dabei zu, wie mein Notebook quälend langsam hochfuhr. Im Hintergrund lief inzwischen schon der nächste Song, den ich allerdings wenig mitsingen konnte.

Nach einer  gefühlten Stunde hatte der Rechner fertig gestartet und ich konnte endlich das Internet öffnen.

Sofort loggte ich mich bei Facebook ein. Ich hatte dort noch einige Freunde von früher, mit denen ich täglich schrieb.

Mit einem Lächeln auf den Lippen beantwortete ich meine Nachrichten und scrollte anschließend meine Startseite entlang.

Wie immer erschien eine Anzeige mit vorgeschlagenen Freunden, die ich jedoch meistens ignorierte. Meistens.

Ich hatte die Anzeige schon beinahe überlesen als ich plötzlich einen innerlichen Schock erlitt.

John Parker. Ich las den Namen mindestens 10 mal laut vor, bis ich langsam wieder ruhig wurde.

Wieso wurde Mr. Parker bei meinen vorgeschlagenen Freunden angezeigt?!

Zögernd klickte ich auf sein Profil. Mein Herz raste. Tatsächlich, er war es. John.
Ich ließ mir den Namen immer wieder auf der Zunge zergehen. Der Name ließ ihn noch attraktiver wirken, als er eh schon war!

Sein Profilbild war leider das einzige, welches er online hatte, doch selbst das reichte mir, um noch schwerer Atmen zu müssen.

Er stand vor der offenen Motorhaube eines schwarzen Impalas. Es war derselbe mit dem ich ihn heute Morgen gesehen hatte.

Er trug ein blaues Shirt, was seine Muskeln deutlich betonte. Wie konnte man nur so perfekt aussehen?

Ich wollte gerade seine Seite durchforsten, als ich ungewollt auf ' Freundschaftsanfrage versenden' klickte. Herzstillstand. O h  m e i n  g o t t!

Wie konnte mir nur so etwas dämliches passieren!?

Gerade als ich mit dem Gedanken spielte die Anfrage einfach schnell zurück zu ziehen, erhielt ich eine neue Meldung.

Langsam klickte ich sie an.

John Parker hat deine Freundschaftsanfrage bestätigt. Schreibe in John's Chronik.

Mir wurde übel. Als hätte er nur auf meine Anfrage gewartet, um sie direkt annehmen zu können.

Ich hasste mich. Ich hasste mich in diesem Augenblick so sehr, dass mir die Tränen kamen. Was sollte er jetzt von mir denken?! Jessy, die seltsame Stalkerin? Die gestörte, die in der Schule keine Freunde hat?

Ich musste erstmal tief durchatmen, eher ich mich wieder rühren konnte.' Alles halb so schlimm Jessy!' Redete ich mir immer wieder ein. Ich war sicher nicht die einzige Schülerin, die ihm eine anfrage gesendet hatte, sonst wäre er doch gar nicht erst als Freund für mich vorgeschlagen worden.

Außerdem hatte er die Anfrage sofort bestätigt. Er konnte also nicht allzu schlecht von mir denken. Oder doch?

Verdammt wie sollte ich ihm Morgen unter die Augen treten? Am besten gar nicht! Ich würde einfach zu Hause bleiben. Nie wieder dort hin gehen.. Dieser Gedanke war total absurd.

Ich musste an diesen Ort zurück, und ich musste ihm wieder unter die Augen treten. Wenn nicht morgen, dann wann anders.

Als wäre mein Schock nicht schon groß genug, setzte Mr. Parker noch die Krönung drauf.

Er schrieb mir! Ja, verdammt er schrieb mir!

Was, wusste ich noch nicht. Ich sah nur, dass oben eine Nachricht erschien, die definitiv von ihm stammte.

Eigentlich hatte ich vor die Nachricht zu ignorieren. Was würde er denn bitte geschrieben haben? "Na, hast du mich gestalkt?"

Außerdem käme es doch komisch, wenn ich die Nachricht sofort lesen würde!

Und trotzdem.. Meine Neugierde war zu groß.. Ich konnte nicht anders, als die Nachricht zu öffnen. :

"Hallo Jessy,

Deine Anfrage kommt mir ziemlich gelegen. Ich habe nämlich eine Info für dich, die deine Klassenkameraden vorhin schon von mir bekommen haben. Und zwar wird am Freitag die erste Sportstunde ausfallen, da ich bei einem Termin bin. Du musst also erst zur zweiten Stunde an der Schule sein.

Schönen Nachmittag dir noch, Parker."

Ich schluckte. Wie in Trance las ich den Text ein zweites Mal. 'Deine Anfrage kommt mir ziemlich gelegen.' Wie peinlich war das denn!!

Abgesehen davon, war es mal wieder typisch, dass ich als einzige noch nicht informiert wurde.

Ich beschloss ihm nicht zurück zu schreiben.

Es musste so aussehen, als hätte ich besseres zu tun. Das ganze war ohnehin schon peinlich genug!

Ich klappte mein Notebook zu und legte es zur Seite.

Warum musste mein Vater ausgerechnet jetzt bei der Arbeit sein? Jetzt wo ich ihn am meisten zur Ablenkung gebraucht hätte..

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Die Stunden vergingen quälend langsam. Gegessen hatte ich noch immer nichts. Ich hatte überhaupt nichts getan die letzten Stunden. Ich hatte einfach nur auf meinem Bett gelegen, und versucht dieses Ereignis zu vergessen. Erfolglos.

Es wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. ER wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen! John.. John Parker, mein Sportlehrer. Dämlicher konnte es doch gar nicht mehr kommen!

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Mein Vater kam erst um 23:00 Uhr nach Hause. Ich war noch immer hellwach und brütete an meinen Hausaufgaben. Ohne zu wissen, dass mein Vater heil Zuhause angekommen war, konnte ich ohnehin nicht einschlafen..

× Unerlaubtes Verlangen × #ByMeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt