Kapitel 3 - "Nachhilfe"

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Wie geplant trafen Lilian und ich uns nach der Schule am Tor um zusammen zu ihr zu laufen. Da ich noch nicht sonderlich lange in der Stadt weilte, kannte ich mich kein bisschen aus.

Schon von weitem konnte ich das große rote Backsteinhaus erkennen, wo ich mich drin eingenistet hatte und nur ein Haus weiter standen Stegi und seine Clique vor der großen hölzernen Eingangstür.

Während Lilian sich geschmeidig an den Vieren vorbeiquetschte, machte ich mir keine Mühe und rammte Stegi mit der linken Schulter Schulter, sodass er kurz nach hinten taumelte.
Erbost sah er mich an, was mich leise zum Lachen brachte. Mit einer Hand, die ich schützend vor den Mund hielt, versuchte ich es zu verstecken.

"Lilian?", hörte ich Stegis Stimme in einem warnendem Ton hinter mir rufen. Das hübsche Mädchen vor mir drehte sich um und sah ihren Bruder fragend an. "Seit wann lassen wir nervige Spasten in unsere Wohnung?", fragte er und grinste mich dabei maliziös an. "Seit du hier wohnst, du Erbsenhirn", erwiderte Lilian trocken und ich verzog nur mein Gesicht und streckte dabei meine Zunge nach draußen, was er nicht weiter quittierte und sich wieder zu seinen Freunden drehte.

68 Stufen weiter blieben wir vor einer schweren Tür stehen und Lilian fing an ihre Schlüssel hervorzukramen. Als sie es dann endlich geschafft hatte, die Tür zu öffnen, begrüßte mich ein lichtdurchfluteter Raum mit hellen Wänden und dunklen Möbeln, die alles in allem aber sehr bequem aussahen.
Meine Freundin, wenn ich sie so nennen durfte, stellte ihre Tasche in die Ecke und lief einen relativ langen Gang entlang zu einem Zimmer, wo ich schon von weitem die lilanen Wände sehen konnte. Ich tat es ihr schließlich gleich und folgte.

Hier und dort lagen auf dem struppligem Teppich einige Klamotten und Schulsachen, die sie schnell zur Seite räumte, um sich an deren Stelle auf den Boden zu positionieren.
Während sie mit der rechten Hand neben sich auf den Boden klopfte, schlug sie mit einem anderem das Mathelehrbuch auf. "Analysis und Stochastik für die 10. bis 12. Klasse?", laß ich misstrauisch und durchaus demotiviert vor. Zahlen waren eigentlich schon immer das einzige, was ich auf einer Sterblichen-Schule verstand und auch gut konnte, aber es gleich in meiner Freizeit zu praktizieren hatte ich eigentlich nicht vorgehabt.
"Ja, ich zeige dir, was genau wir in Mathe auf bekommen haben und wie du das lösen musst. Infinitesimalrechnungen ist eigentlich total einfach", freute sich Lilian und legte einen karierten Block und einen Bleistift daneben.
Das erste, was sie tat, war die Textaufgabe erneut abzuschreiben, wieso auch immer sie das machte. In ihrer äußerst schönen Schrift fielen sofort die Kringel über den 'i's auf und jedes Wort, was sie falsch schrieb strich sie mit einer sauberen Linie durch.
Mir waren meine Rechtschreibfehler persönlich immer so peinlich, das ich das Papier solange vergewaltigte, bis man das Wort nicht mehr lesen konnte.

Als sie schließlich anfing, zu erklären, schaltete ich ab, lehnte mich zurück und lauschte lediglich den Klang ihrer Stimme. Ich wusste sowieso, wie es funktionierte, also sah ich mich weiter um, bis mein äußerst sensibles Ohr eine weitere Wunderschöne Stimme zu hören bekam.
Es war die von Stegi, allerdings flüsterte er zu seinem Gegenüber mehr, als dass man es wirklich sprechen nennen konnte.
"Ja, ist gut. Aber sag das nicht Lilian. Sie würde ausrasten, wenn sie wüsste, dass ich schwul bin."
Bei diesen Worten hörte ich noch gespannter hin als zuvor, um sicher zu sein, mich nicht verhört zu haben.
"Ach ja? Und wie willst du ihr dann begründen, dass du mit Kira Schluss gemacht hast? Ich meine, sie sind beste Freunde!", gab jetzt ein weiterer Junge seinen Senf dazu. Ich kannte diese Stimme, sein Name war Tobi, und er war so ziemlich der größte Trottel der Welt.
Meine Gedanken bestätigten sich, als ich hörte, wie Porzellan zerbroch und Stegi zu fluchen begann. "Man, Tobi! Das war die Lieblingsvase meiner Mutter! Das kostet mich zwei Wochen Laptopverbot!", rief er und brachte mich leise zum kichern.

"Sag mal hörst du mir überhaupt zu?", riss mich Lilian zurück in die Realität, in der wir uns in ihrem Zimmer befanden, und ich ausgesprochen nah neben ihr saß. War das schon die ganze Zeit so? Unsere Gesichter waren gerade einmal zehn Zentimeter auseinander.

"Ja natürlich! Aber ich habe einen Bärenhunger, ich kann mich kaum noch konzentrieren", versuchte ich verzweifelt mich rauszureden, nachdem ich mir durch meine braunen Haare fuhr.
Noch im gleichen Moment fing sie auf einmal an, über beide Backen zu strahlen und sprang mit einem "ja warum hast du das denn nicht gleich gesagt?" auf und lief vorraus in die Küche.
Kaum wurde von ihr die Zimmer Tür geöffnet, konnte ich Stegis schlagendes Herz über zehn Meter Entfernung hören. Es pochte wirklich ungewöhnlich stark für so einen zierlichen Jungen wie ihn.
Es war natürlich absoluter Zufall, dass auch er gerade in die Küche wollte, um für sich und Tobi Spaghetti zu kochen.
Als sich unsere Blicke trafen, schenkte ich ihm ein freundliches Lächeln, welches er sogar höflicherweise erwiderte, aber wahrscheinlich nur, weil seine Schwester in der Nähe war.

"Soll ich dir helfen, Lilian?", fragte ich, als sie einen Topf Nudeln auf den Herd stellte.
"Du könntest die Soße vorbereiten, wenn du das kannst."

Augenblicklich begann ich damit die Salami zu schneiden und anzubraten.

Die zwei anderen Herren standen tatenlos in der Ecke und analysierten fleißig unser beider Arbeit.
Als Lilian sich schließlich an ein Brett stellte um die Tomate zu schneiden, konnte ich gar nicht hinsehen. Ohne meine Hilfe hätte sie sich jeden Moment in den Finger geschnitten, ich wäre meinem Jagdtrieb verfallen und wir hätten drei Leichen mehr gehabt - und das Schlimmste: Einen Stegi weniger!

Also rief ich Tobi schnell, weil ich wusste, dass Stegi sich geweigert hätte, an die Pfanne zu gehen und die Salami weiter umzurühren, während ich mich hinter Lilli stellte, meine Hände auf ihre legte und ihr die richtige Methode, Tomaten zu schneiden langsam unterrichtete.
Bei meiner Berührung spürte ich sofort ihren steigenden Puls, und das Herz, was ihr Blut in halben Sekunden Takt durch die Adern schoss.

"Mach dich gefälligst nicht so an meine Schwester ran, ist ja widerlich", nuschelte der Typ auf den billigen Plätzen, so dass ich es als normaler Mensch gar nicht hätte verstehen können.
Nur war ich eben kein normaler Mensch.

"Das hätte ich auch bei dir gemacht. Sei nicht gleich eifersüchtig", meinte ich provozierend. Sichtlich überrascht schaute Blondie auf und lief leicht rot an.

"Wieso sollte ich auf so etwas eifersüchtig sein?"

Ich ließ die Frage unbeantwortet dennoch spielte ich weiter auf seine so eben herausgestellte Sexualität an. Er sollte wissen, dass ich es wusste, dass ich die Macht besaß, ihn damit zu zerstören.

"Und auf welchen Typ Frau stehst du so, Stegi?"
Gleichzeitig drehte ich mich wieder herum und nahm Tobi die Arbeit ab, da ich sah, wie überfordert er war.

"Es wäre diskriminierend zu sagen, dass ich nur auf einen bestimmten Typ stehe.", versuchte er sich herauszureden.

Zum wiederholtem Mal heute lachte ich.

"Ihr seid ja richtig Freunde geworden", bemerkte Lilian auf einmal, nahm das Brett hoch und führte es zu mir zur Pfanne.

"Ja, man könnte sagen, wir wissen einfach alles übereinander! Wo wir wohnen, was wir für Kurse haben... unsere Sexualität."

Bei den letzten Worten sah mich Stegi so erschrocken und blass an, dass ich gedacht hätte er falle gleich in Ohnmacht, was mir wahrhaft Sorgen bereitete.

Im nächsten Moment drehte er sich um, verließ den Raum und bedeutete mir, ihm zu folgen.



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