Kapitel 16 - Ein Tag zu Zweit und seine Folgen

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Nachdem Stegi alles schön angerichtet hatte, setzten wir uns gegenüber an den Tisch und begannen zu essen, als plötzlich mein Bein vibrierte.

Unauffällig fasste ich mit meiner Hand in meine Hosentasche, wo Jays Handy eine Nachricht anzeigte.

"Da sitzt gerade Perfektion gegenüber von mir, und ich weiß nicht worüber ich reden soll", schrieb Stegi, wobei ich gar nicht bemerkt hatte, dass er sein Handy bedient hatte. Unwillkürlich musste ich grinsen. Er hatte mich Perfektion genannt.

"Wer schreibt denn?", fragte mein Gegenüber schließlich, während er sich Zitronensaft über eines der Fischstäbchen goss.

Du.

"Ach niemand... "

Skeptisch musterte er mich, aß dann aber weiter, ohne groß nachzufragen.

Nach weiteren zwei Minuten des Schweigens legte ich schließlich mein Besteck hin und stützte meinen Kopf auf meine verschränkten Finger.
"Wollen wir heute vielleicht Basketball spielen gehen? Ich hab gesehen das nicht mal 100 Meter weiter ein Platz ist!"

Total in sein Handy versunken schaute er plötzlich auf. In einer Zeitspanne von etwa 10 Sekunden konnte man ein sich andeutendes Lächeln sehen, was sich schließlich zu einem Grinsen formte. "Ja klar! Ich bin zwar echt grottig, aber du kannst mich für die Dunkins ja einfach hoch heben."

Ich fing an zu lachen, willigte aber ein.

Keine Stunde später, allerdings war es sicher schon 17 Uhr, standen wir vor dem Basketballkorb und versuchten abwechselnd den Ball im Korb zu versenken. Zumindest versuchte Stegi es, und immer, wenn er nicht traf -also immer- versenkte ich den Ball. Natürlich hatte ich durch meine Sprungkraft deutlich einen Vorteil, aber davon wusste Stegi ja nichts.

Sie spielten noch eine ganze Weile, bis es schließlich Zeit wurde, wieder zurück zu gehen.
Wir beschlossen kurz in einem einstimmigen Gespräch, das aus nicht mehr als vier Sätzen bestand, dass ich bei Stegi übernachten würde und zusammen lagen wir nun in seinem ziemlich breitem Bett, wo zwei Menschen locker reingepasst hätten, ohne sich zu berühren.
Aber diesen Platz brauchten wir gar nicht, da ich Stegi, so sehr, wie möglich an meinen Oberkörper presste.
Da ich seit dem Vorfall in der Schule immer einen Flachmann mit einem Schluck Blut dabei hatte, brauchte ich mir auch um meine Gesundheit keine Sorgen zu machen.

"Was war eigentlich Donnerstag mit dir los? Wo warst du? Ich hab dich gesucht, aber auf der Jungentoilette warst du nicht", fing Stegi ein Gespräch an, und allein vom Klang seiner Stimme hätte ich schmelzen können.
In diesem Moment konnte ich doch einfach nur von Glück reden, dass ich mich in der Tür geirrt hatte.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihn nach Camila zu fragen, aber das würde wohl nur den schönen Moment zerstören.

"Ja, ich hab mich wohl in der Tür geirrt, und bin ausversehen in die Mädchentoilette spaziert."

Ein kurzes, aber herzhaftes Lachen kam von Stegi, was allerdings wieder verstummte, als er den Blick zu mir wandte und in meine Augen sah. Kurz verloren wir uns wohl gegenseitig im Blick des anderen, bevor ich wieder zu sprechen begann.

"Stegi?"

"Hm?", brachte er nur leise heraus und sah mich erwartungsvoll an.

"Ich habe mich verliebt."

Ein Glänzen durchzuckte seine Augen, jedoch wandte er nun seinen Blick ab und starrte an die dunkelblau bemalte Decke.
"Ist sie schön?"

Entweder hatte er doch gedacht, ich hab nur einen Spaß gemacht,als ich gesagt hatte, dass ich schwul sei oder er hat es nicht ganz realisiert.

"Das Schönste, was ich je in meinem Leben gesehen hab."
Ich lächelte.

Im Zimmer war es dunkel, bis auf eine kleine Lampe am Ende des Raumes, die ich noch nie außer Betrieb gesehen hatte. Es war mittlerweile mitten in der Nacht, weshalb jeder im Haus schlief und es bis auf uns beide totenstill war.
Die Tatsache, dass ich nicht gegen seine Geschlechtsvorgabe 'Sie' protestiert hatte, ließ ihn eine ganze Weile schweigen.

"Aber das ist doch toll!", antwortete er ein wenig halbherzig, und entfernte sich ein kleines Stück von meinem Oberkörper, der ihn bis jetzt immer noch fest umschlossen hatte.

"Naja, ich weiß nicht so ganz, wie ich es klarmachen soll, verstehst du?" Wieder suchte ich nach seinen Augen, jedoch schien er sämtlichen Blickkontakt mit mir zu vermeiden.

"Am Besten", fing er an, Tipps zu verteilen, "du bringst sie mit irgendetwas, was du gut kannst zum staunen - Ihr könnt doch zum Beispiel Basketball spielen gehen...", nun erbarmte er sich doch, seinen Kopf in meine Richtung zu drehen und mich anzusehen. In seinen grün-blauen Augen glaubte ich jeden Stern der Welt einfangen zu können.

"Und Abends nimmst du sie mit zu dir, und dann legt ihr euch in dein Bett. Ihr redet eine Weile über belanglose Themen und dann ziehst du sie auf dich drauf, so dass sie über dir liegt.", erklärte er und demonstrativ rollte er sich auf mich drauf. "So in etwa."

Ich lächelte wieder und drohte mich zum unzähligen Male in seinen Augen zu verlieren.
"Du siehst sie an und streichelst ihr vorsichtig über die Wange. Ganz sanft."

Ich tat, wie mir geheißen und legte meine große Handfläche an seine zarte Wange. Mit dem Daumen streichelte ich sachte, wie er es beschrieben hatte, darüber.

Er schloss die Augen und kuschelte sich ein wenig in meine Hand hinein, bevor er die Augen wieder öffnete und fortfuhr. "Und dann ziehst du sie vorsichtig zu dir, sagst, dass du sie liebst und küsst sie einfach."
Seine Stimme war ein einziges Flüstern, aber trotzdem immer noch laut genug, dass ich es deutlich verstehen konnte.
Ich lächelte ihn herzhaft an, setzte alle meine Gefühle in dieses Lächeln und flüsterte schließlich ganz leise, kaum hörbar: "Ich liebe dich, Stegi.", bevor ich ihn zu mir zog und meine Lippen vorsichtig auf seine aufsetzte.

You're a Vampire? (Stexpert Ff)  Yaoi Drama Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt