Abend

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Warme Luft wehte über die weißen Strand und wirbelte den Sand auf. Die Abendsonne schien mir aus den Kopf und ich lehnte mich in die Hollywood Schaukel zurück. Ich drehte meinen Kopf leicht nach links und schaute in die Augen meiner Schwester. Die Sonne ließ ihr blondes Haar noch heller wirken, als es sowieso schon war und ihre Augen leuchteten hell blau. Sie schaute auch mich an und lächelte. Ich konnte nicht anders, als auch zu lächeln. Dann schaute ich wieder aufs Wasser zurück. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und ich hörte die Vögel zwitschen. Ich beobachtete wie die Sonne immer tiefer sank, bist sie ganz hinter dem entlosen Meer verschwand.

Der ganze Strand war menschenleer. Egal ob ich nach rechts oder links schaute, denn dieser Teil des Strandes gehörte uns. Er gehörte zu unserem Strandhaus, in dem wir die Sommertage immer verbrachten. Hinter mir hörte ich leise Schritte und ich drehte mich ruckartig um. Es war meine Mutter, die winkend zu uns lief. Sie lehnte sich gegen dem Zaun neben der Schaukel und atmete tief durch, bis die dann endlich Worte fand: ,,Wie lange wollt ihr hier noch sitzen bleiben? Es wird schon kalt und das Abendessen ist auch gleich fertig. Kommt jetzt rein.'' Dann drehte sie sich wieder um und ging zurück zum Haus, meine Schwester gleich hinterher, doch dann blieb sie noch kurz an der Treppe stehen und drehte sich um: ,,Willst du nicht mit rein kommen?'' Ich schüttelte den Kopf: ,,Nein, ich bleib noch draußen.'' Wieder lächelte sie und verschwand dann hinter der Terassentür.

Eine Zeit lang saß ich noch auf der Schaukel, doch es wurde kühler und ich beschloss, mich auch ins Haus zurück zu ziehen. Ich zog meine Sandalen aus und ließ sie vor der Haustür stehen, damit ich keinen Sand mit mach Hause bringen würde. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss und es machte ,,Knall". Ich zuckte kurz zusammen, doch fangte mich dann wieder und schlich in die Küche. Meine Mutter stand noch am Herd und kochte was. Der Geruch von Hähnchen und Gemüse kroch mir die Nase hoch - mein lieblings Gericht. Ich hörte wie meine Schwester die Treppe runter lief und sich an den großen Küchentisch setze: ,,Ich hab Hunger, wie lange dauert es denn noch?'', fragte sie mit einem leichten Seufzen. ,,Es ist gleich fertig.'', antwortete meine Mutter lachend, ,,Amanda, deck doch schon mal den Tisch und du Jolie kannst ja deinen Vater holen. Er arbeitet schon den ganzen Tag und braucht auch mal eine Pause.'' Ich nickte und lief den Flur entlang zum hinterstem Zimmer. Mein Vater wollte das Zimmer, weil es weit weg von den anderen Räumen lag. Hier konnte er arbeiten und ihn würde niemand stören. Selbst wenn er Urlaub hatte, arbeitete er. Jeden Tag war er mit seinen riesigen Stapel voller Zettel beschäftigt. Obwohl er ohne Pause arbeitete, kam es mir so vor, als würde der Stapel immer größer werden. Doch davon verstand ich eh nichts. Er hatte seine eigene Firma und produzierte irgendwas, doch was es war, wusste ich nicht genau. Noch nie hab ich ihn von seiner Arbeit reden hören. Er trennte immer sein Berufs- und sein Privatleben. Was meiner Meinung nach auch besser war.

Vor der großen Holztür blieb ich stehen und klopfte zwei mal. Dann streckte ich meinen Kopf in das Zimmer. Er drehte sich in meine Richtung und machte eine Handbewegung, damit ich rein kam. Ich schlich rein und schloss die Tür leise hinter mir. Er blickte mir in die Augen und ich schaute ihn mir genau an. Er hatte tiefe Augenringe und seine Haut hatte einen leichten grau Ton angenommen. Das kam wahrscheinlich vom Rauchen und davon, dass er seid fast einer Woche nicht draußen war. ,,Mama hat das Essen fertig. Sie meinte, ich soll dich holen.'', sagte ich leise. ,,Sag deiner Mutter, das ich später esse, ich hab gerade zu tun.'', als er sich wieder umdrehen wollte rief ich dazwischen: ,,Nein! Ehm, nein... meine ich. Wir wollen doch alle zusammen Essen und...'' ,,Na gut, na gut.'', unterbrach er mich, ,,Ich komm ja schon.'' Er legte sein kleines Notizbuch auf den Schreibtisch und folgte mir in die Küche.

,,Na guck mal wer aus seiner Höhle rausgekommen ist.'', sagte meine Mutter lachend, während sie im Kochtopf rührte. ,,Ja ja.'', sagte mein Vater mit seinem grimmigem Lächel im Gesicht, dann setzte er sich an den Tisch. Schnell stellte meine Mutter das Essen hin und setze sich dann neben meinen Vater. ,,Puh, du bringst ja den ganzen Gestank mit rein. Wie oft hab ich dir gesagt, dass im Haus nicht geraucht wird? Das ist schlecht für die Kinder, geh vor die Haustür wenn du rauchen willst!'', verärgert schnitt sie ihr Hähnchen. ,,Ja, ich merke es mir fürs Nächste mal.'', antwortete er leise und meine Mutter nickte nur. Aber ich wusste, dass er weiter im Haus rauchen würde. Oft hat er es meiner Mutter versprochen, doch er tat es nie.

Nach dem Essen lief ich mit Amanda hoch ins Zimmer und verschlossen die Tür hinter uns.

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