Die Zeit verging und ich entfernte mich immer weiter von Allen. Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Seitdem Amanda weg war spürte ich eine Lehre in mir. Eine Lehre, die mich von innen kaputt machte. Ich brachte es nicht mehr übers Herz ihr Zimmer zu betreten, ebenso wie meine Mutter. Seit bereits 2 Wochen war Amanda verschwunden und hatte uns ohne ein Lebenszeichen zurück gelassen.
Eines Morgens stand ich schon früh auf, geweckt vom Bellen von Charlie. Er sprang zu mir ins Bett und versteckte sich unter meiner Bettdecke. Ich streichelte im sampft über den Kopf und lehnte mich dann wieder zurück. An diesem Tag fühlte ich mich so einsam, wie noch nie zuvor. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch, ein schlechtes Gefühl.
Ich stand von meinem Bett auf und ging langsam ins Badezimmer. Charlie sprang gleich hinterher und rutschte auf meinem Teppich aus. Ich musste lachen, denn er schaute verwirrt in die Luft und wusste nicht genau, was passiert war. Langsam schloss ich die Tür zum Badezimmer und hörte plötzlich Charlie draußen jaueln, doch wenige Sekunden später lief er auf seinen Pfoten aus dem Zimmer.
Ich schaute in den Spiegel und knotete meine braunen Haare zu einem unordentlichen Zopf zusammen. Schnell putze ich meine Zähne, zog mir ein paar Klamotten über und lief hinunter in die Küche. Unsere Küche war modern und ziemlich groß für nur vier, oder besser gesagt drei Leute. So war der Rest des Hauses aber auch. Viel größer als eigentlich nötig.
Ich öffnete den Kühlschrank und bemerkte, dass wir gar nichts zum Essen da hatten. Kein Wunder, wenn seit Amandas verschwinden niemand wirklich einkaufen gewesen war. Ich schnappte mir schnell ein paar Euros aus der Dose im Wohnzimmer, die für ,,Notfälle’’ dienen sollte und beschloss kurz einkaufen zu gehen.
Als ich aus der Tür unseres Hauses trat, kam mir direkt die warme Luft entgegen. Ich atmete tief durch und lief dann zu meinem Fahrrad, das an den Zaun gelehnt war. Erstmal musste ich es über den Sand führen, bis ich auf die asphaltierte Straße kam. Mit dem Fahrrad braucht man ungefähr 15 Minuten in das daneben liegende Dorf. Unser Haus lag nämlich sechs Kilometer von den anderen Häusern entfernt und somit auch von der gesamten Zivilisation.
Ich fuhr durch eine kleine Gasse die mich zum großen Marktplatz führte. Man nannte dieses Dorf oft ,,Die Insel’’, wahrscheinlich lag es daran, das dieses Dorf so fern von den anderen Dörfern oder Städten lag, dass sich hier nicht oft Jemand verlaufen hat. In dem Dorf kannte jeder Jeden, fast jeder blieb auch sein Leben lang hier und so auch die Kinder und Enkel. Obwohl meine Familie und ich nur einige Wochen im Sommer hier lebten, kannte man uns, doch fast niemand sprach uns auch nur an. Denn diese Leute waren misstrauisch Fremden gegenüber. Die Dorfbewohner hatten ein einfaches Leben, nicht viel Geld und ein bescheidenes Auftreten. Bei uns war das aber ganz anderes, der Vater der Chef von einem großen Unternehmen und die Mutter die perfekt Hausfrau, Ehefrau und gleichzeitig eine der bekanntesten Immobilienmaklerinnen unseres Landes. Doch ich machte mir nicht so viel aus dem Vermögen meiner Eltern. Später würde ich mein eigenes Geld verdienen und sein wie jeder andere auf diesem Planeten.
Ich stellte mein Fahrrad in der Gasse ab und ging die letzten Meter zum Marktplatz zu Fuß, denn es würde um diese Uhrzeit eh alles überfüllt sein und ein Fahrrad hätte nur gestört. Ich drängte mich durch die Leute und musste lächeln. Ich sah das Erste mal seid so vielen Wochen wieder Leben um mich herum. Alle redeten miteinander, lachten, kauften ein und verschwanden dann wieder in der Menschenmenge.
Ich zwengte mich bis an die andere Seite des Marktes und bis ich vor einer etwas ältern Frau mit einem langen Kleid stand, neben ihr befanden sich viele Milchflaschen Genau das, wonach ich jetzt gesucht hatte. Mit einem misstrauischem Blick schaute sie zu mir runter und wartete darauf das ich etwas sage. ,,Kind, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!’’, sagte sie mürrisch und zupfte ihre Schürze zurecht. ,,Ja natürlich, tut mir Leid. Ich hätte gerne zwei Flaschen Milch.’’, antwortete ich schnell und lächelte ihr ins Gesicht, obwohl ich wusste, dass sie sich eh nicht für mich interessierte. Sie drückte mir zwei Flaschen in die Hand und ich gab ihr das Geld, ich verabschiedete mich schnell und drehte mich wieder um. Gleich danach holte ich noch einige Brötchen und bekam die gleiche Kühle zu spüren, wie von der Frau davor. Doch es störte mich nicht.
Ich ging zurück zu meinem Fahrrad und verstaute alles im Korb meines Gepäckträgers. Gerade als ich aufsteigen und los fahren wollte, bemerkte ich, dass bei meinem ganzen Reifen die Luft draußen war. Ich stieg wieder ab und schaute mir den Reifen an. Ein langer Schlitzt ging den halben Reifen entlang. Ich drehte mich nach rechts und links und schaute nach jemanden Ausschau, der das gewesen könnte, doch es war niemand in der kleinen Gasse zu sehen. Mit einem Seufzen nahm ich den Korb von meinem Fahrrad und machte mich auf den Heimweg.
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Forever
HorrorAmanda und Jolie sind Geschwister, die jede freie Minute miteinander verbringen. Nie waren sie länger voneinander getrennt. Nie waren sie alleine oder einsam, doch das sollte sich bald ändern.