Kapitel 2

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~Allisons POV~

"Miststück,komm mal her!" ruft mein betrunker Erzeuger aus dem Wohnzimmer. Wie auch schon am gestrigen Morgen, sitzt er auf dem Sofa und trinkt, was anderes kann er wahrscheinlich auch nicht. "Schau nach deiner Mutter, sie hat wohl etwas zu viel erwischt." sagt er als ich vor ihm stehe, ich nicke und mache mich auf den Weg zu ihr.

Meine Hand umgreift die Türklinke, leicht drücke ich sie hinunter und öffne leise die Tür. Ein widerwertiger Geruch steigt mir in die Nase, ich muss einen Brechreiz unterdrücken. "Mom?" frage ich flüsternd und gehe zu ihr. Sie liegt leblos in dem verdreckten Bett.

Ich stupse sie an und sie grunzt kurz; also lebt sie noch. Wie ich sehe hat sie sich übergeben, also muss ich es wegwischen gehen, sonst flippt Dad aus. Also hole ich mir einen Kübel mit Wasser und etwas zum Aufputzen. Damit gehe ich zurück in das Zimmer meiner Eltern und wische das Erbrochene weg. Angeekelt entsorge ich den dreckigen Lappen zusammen mit dem Wasser.

Jetzt muss ich mich wirklich beeilen, sonst verpasse ich den Bus. In windeseile laufe ich die Treppe hinunter, schnappe mir meine Schultasche und verlasse das Haus. Dad ist schon zur Arbeit gefahren... zum Glück. Doch leider verlässt mich das 'Glück' auch schnell wieder, denn mein Bus fährt vor meiner Nase davon.

Das heißt ich muss zu Fuß zur Schule gehen. Seufzend gehe ich los und versuche so wenige Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen wie nur möglich.
Bei der Schule angekommen, steht meine übliche Prügel an und von allen Seiten werde ich wieder beschimpft.

Die Schule dauerte heute länger als sonst, dazu muss ich jetzt gerade auch noch einkaufen. Mit einer Tüte voller Lebensmittel, die uns in den nächsten Wochen ernähren sollen, mache ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Dort angekommen verräume ich alles und mache dann meine Hausaufgaben.

Aufeinmal höre ich einen schrillen Schrei, erschrocken lasse ich meinen Stift fallen. Auch wenn mein gesunder Menschenverstand mir sagt das ich nicht nachschauen sollte, mache ich es trotzdem. Wahrscheinlich hat meine Mutter wieder einen ihrer kleinen Anfälle, da beginnt sie um sich zu treten und zu schreien. Nun höre ich auch meinen Vater meine Mutter anbrüllen.

Vorsichtig schaue ich um die Ecke und sehe meine 2 streitenden Eltern. Jedesmal wenn sie sich streiten, lässt mein Vater seine Wut an mir aus. Leider kommt das ganze eigentlich jeden Tag vor. Meistens schlägt mein Vater mich, bedroht mich mit einem Messer oder prügelt mit irgendetwas auf mich ein. Aufeinmal wird mein Vater auf mich aufmerksam, mit zusammen gekniffenen Augen kommt er auf mich zu.

Scheiße.

Bei mir angekommen greift er mit seiner Hand nach meinen Haaren und zieht daran, vor schmerz wimmere ich auf. "Ich muss mich abreagieren". stammelt er und zieht mich an meinen Haaren im die Richtung meines winzigen Zimmer.

Tränen schießen mir in die Augen, ich weiß ganz genau was jetzt kommt. In meinem Zimmer angekommen schmeißt er mich auf mein Bett, bückt sich über mich und beginnt mich zu entkleiden. Ich wehre mich, nur ohne Erfolg.

Sobald ich mich auch nur ansatzweise wehre, bekomme ich eine Ohrfeige, mittlerweile muss meine Wange schon blau sein.
Ich schließe meine Augen und hoffe das es schnell vorbei geht oder er mich endlich umbringt, ich kann einfach nicht mehr. Ich bin gebrochen.

Nachdem mein Vater seine Frustraktion an mir ausgelassen hat, beginne ich heftig zu weinen. Es hört gar nicht mehr auf, ich kann es nicht stoppen. Ich fühle mich dreckig und benutzt, was ich ja auch bin. So gut es geht versuche ich mich wieder anzuziehen und gehe ins Badezimmer.

Hinter mir schließe ich die Tür ab und entkleide mich wieder. Dann mache ich die Dusche an und setze mich hinein, wieder weine ich Wasserfälle. Hier kommt nun mein einziger und wahrer Freund zum Einsatz. Die Rasierklinge.

Fasziniert schaue ich mir das kleine Metallstück an und lege dabei den Kopf schief. Das soetwas Kleines mir so viel helfen kann. Ich setze die Klange an meinem rechten Handgelenk an und mache einen neuen Strich.

Normalerweise ritze ich mich an meinen Hüftknochen, da ich mich schäme, aber die auf meinem inneren Handgelenk haben eine besondere Bedeutung. Sie stehen nähmlich für jede Vergewaltigung meines Vaters, inzwischen sind es schon 13.

Wenn man bedenkt was das bedeutet. Ich wurde 13 mal von meinen Vater sexuell missbraucht. Beim ersten Mal war ich 10, das ist auch schon wieder 6 Jahre her. Ich will und kann nicht mehr, das beste für mich wäre einfach zu gehen. Es würden auch keinen geben der mich vermissen würde. Ich bin ungeliebt und werde von allen Seiten verachtet.

Warum bin ich überhaupt noch auf dieser Welt? Überall wäre es besser als hier. Vielleicht ist dieses 'überall' auch einfach das Paradis, das Paradis für aufgefahrene Seelen? Ich bin religiös und glaube an ein Leben nach dem Tod. An ein friedliches Leben ohne Schmerzen, denn diese Schmerzen kann ich nicht mehr in Kauf nehmen.

Doch meine religiöse Einstellung brökelt langsam. Warum lässt Gott zu das ich geschlagen, getreten und verbrügelt werde? Warum lässt Gott zu das meine Eltern mich wie eine Sklavin behandeln und mich misshandeln? Warum lässt Gott zu, dass ich jeden Tag gemobbt werde? Warum lässt Gott zu das mein Vater,um sich abzureagieren, mich vergewaltigt?

Tausende solcher Fragen schwirren mir durch den Kopf. Ich dreh noch durch. Das winzige das mich hier durchhalten lässt, ist der Gedanke an ihm. Aber wieso überhaupt? Er hat mich verlassen und kommt wahrscheinlich nicht wieder zurück um mich von hier raus zu holen. Auch er kümmert sich nicht um mich, auch er liebt mich nicht, auch ihm wäre es egal wenn ich nicht mehr hier bin.

The Broken Girl (Magcon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt