"Kein Grund zu celebrieren"

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tuut-tuut-klack

"Sherlock?".

"Mycroft! Ich muss dri-"

knack - tuuuu - tuuuu

Verwirrt starrte Sherlock auf sein Handy. Warum hatte Mycroft jetzt aufgelegt?!

Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte nicht nur einen jüngeren Körper sondern auch eine deutlich höhere Stimme.
Verzweifelt starrte er in den Badezimmerspiegel. Es wurde immer schlimmer....
Erst Anne, jetzt Mycroft... Was würden nur Mrs Hudson und Lestrat sagen!

Seufzend wählte er die Nummer nochmal und wartete geduldigt.

"..."

"ANGORA - SILBER - NEBEL!" schrie Sherlock in sein Handy.
Ein Code um Mycroft zu beweisen dass es wirklich Er war.
Jedesmal wenn nicht sicher war wer anrief musste der Andere 3 Lieblingssachen bzw Hasssachen des anderen nennen. Aber immer andere.
So konnte niemand den Code kopieren oder ein Muster erkennen.

Erleichtert seufzte Mycroft am anderen Ende der Leitung.
"John - 86 - Marmor. Und was zum Teufel, Sherlock! Was ist mit deiner Stimme?!".

Seufzend stütze sich Sherlock am Türrahmen ab. Es war unumgänglich.
"Bitte mach dich unverzüglich auf den Weg...".

Mycroft schwieg. Wenn Sherlock schon Bitte sagte war es ihm ernst.

"Bin schon auf dem Weg.".

Erleichtert legte Sherlock auf. Also. Nicht direkt erleichtert. Er wollte nur nicht alleine sein.

Gerade wollte er sich in seinen Sessel fallen lassen um ein bisschen zu entspannen als unten eine Tür klappte.

"Huhu ist noch jemand da?" tönte Mrs Hudsons Stimme durch die Wohnung.

Genervt ging Sherlock im Kopf die Pros und Kontras durch. Naja. Egal. Sie würde es eh mitbekommen.

"HIER OBEN!" rief er laut um auf sich aufmerksam zu machen.
"ABER ERSCHRECKEN SIE SICH NICHT!". Dieser Satz war eigentlich unnötig. Immerhin lebten sie schon Jahrzehnte als Nachbarn und sie konnte einfach nichts mehr abschrecken.

Und so war es auch.
Als sie ihn so sah, schüttelte sie seufzend den Kopf.
"Was haben sie denn nun schon wieder gemacht?!".

Sherlock zuckte mit den Schultern.
"Moriarty hat irgendwas gemacht... Aber sehen sie mich an! Ich bin ein Kind! Ein Kind!".

Mrs Hudson kicherte vergnügt. "Irgendwie niedlich! Was hat denn John dazu gesagt?".

"Er hat gelacht. Genau wie sie. DABEI IST DAS EINE ERNSTE SITUATION!".

"Entspannen sie sich erstmal! Ich kann sie später zu Molly fahren! Vielleicht findet die Gute ja was!".

Sherlock schreckte erschrocken auf.
Molly. Lestrade. Mist... Noch mehr Leute...

"A-aber... Wie soll ich ihr das den sagen? Ich kann da doch nicht reinspazieren?".

Summend bereitete sie in der Küche ein kleines Frühstück vor.

"Natürlich! Oder wollen sie sich verkriechen? Hoffen dass alles gut wird?".

Er schüttelte den Kopf. Natürlich nicht... Aber... Wer sollte ihm schon glauben. Was mit ihm passiert ist, war ja unmöglich...

Die Türklingel ließ beide aufschauen.

"Erwarten sie Besuch?".

Sherlock nickte und lief schnell zur Tür.
Zum ersten Mal in seinem Leben sah Mycroft wirklich überrascht aus! Mit offenem Mund starrte er Sherlock an, schaute aufs Klingelschild, wieder zu Sherlock, zu Mrs Hudson hinter ihm und wieder zu Sherlock.

Er brachte kein Wort raus.

Lachend nahm ihn Mrs Hudson beim Arm und zog ihn schnell ins Haus.
"Nun starren sie nicht so!".

Seufzend schloß Sherlock die Tür und lief hinterher.

"Mycroft... Ich glaube ich muss dir was erklären... Auch wenn ich es selbst nicht verstehe...".

Mycroft sagte immernich nichts und setzte sich, eher fiel, auf das Sofa.

"Wie du siehst hab ich ... Bin ich wieder im Körper meines... jugendlichen Ichs...".

Mycroft nickte leicht und fing langsam an wieder zu sich zu finden.

"A-Also... Du... Eh... Was zum Teufel hast du gemacht?!".

Eineinhalb Stunden später saßen Mycroft und Sherlock im Auto auf dem Weg zu Molly und Lestrade.

John bekam eine kleine SMS damit er sich keine Sorgen machen würde. Ja. In manchen Dingen hatte sich Sherlock wirklich gebessert.
Zu dem hatte Watson Jahre gebraucht ihn dazu zu bringen ab und an per Nachricht, Small Talk zu halten. Das verlief sich dann aber irgendwann da Beide eh fast immer zusammen waren und Sherlock zu faul war zu tippen.

Aber wenn es um wichtige Angelegenheiten ging wurde John informiert!
Darauf bestand der Consulting Detective.

"Wir müssen unbedingt Mom und Dad besuchen." meinte Mycroft ohne eine Miene zu verziehen.

"Was? Wieso? Mit diesem Aussehen würden wir sie nur unnötig verschrecken.".

"Genau deshalb!" Mycroft zog einen Mundwinkel leicht nach oben, fast so als ob er lächeln würde.

Sherlock starrte wütend aus dem Fenster. Richtig wütend.
Er verstand nicht wie jeder lachen konnte.
Für ihn war das eine unerträgliche Situation. Wenigstens würde Anderson ihn nicht so zu Gesicht bekommen. Dieser war inzwischen weggezogen. London machte ihn nur noch verrückter.

Das war Sherlock nur Recht.
Am Tag des Umzugs kam er sogar zum Helfen und Anstoßen. Also... Zum Zusehen. Er weigerte sich anzustoßen bevor Anderson nicht aus der Stadt raus war.

Es war für ihn "kein Grund zu celebrieren". Nach dieser Aussage kam er dann relativ schnell zu seinem Alkohol.

Das machte Sherlock die Sache zumindest ein bisschen leichter.

Mit einem lauten Quietschen hielt der Wagen vor der Gerichtsmedizin.
Tief einatmend zupfte Sherlock noch die zu großen Sachen zurecht und stieg aus dem Auto.

Er hasste diesen Tag. Und er hatte keine Ahnung wie schlimm es noch werden würde.

Mama & Papa II (Johnlock)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt