8. Fehler

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Zwei Tage später geht es mir schon viel besser.
Also zumindestens rede ich mir das ein.
Naja eigentlich ist alles noch ziemlich beschissen. David in der Schule zu sehen, zum Beispiel, versetzt mir jedes Mal einen Stich ins Herz. Er sieht mich immernur mit dieser schwarzen Klälte in den Augen an. Nur manchmal, ganz selten, spiegelt sich die Wärme und Hoffnung in seiner Pupille wieder. Aber dann sieht er ganz schnell weg und mir wird wieder kalt.
Zum Glück ist heute Samstag, sodass ich ihn nicht sehen muss.
Also kämpfe ich mich aus dem Bett, dusche, mache mich fertig und gehe nach unten um zu frühstücken. Meine Eltern sind schon weg, ich drehe das Radio laut und tanze singend durch die Küche, während ich warte, dass mein Kaffee fertig ist.
"I wanny fly, la la la la, like a cloud up in the sky..."
Ich schrecke zusammen, als es an der Tür klingelt. Mist was wenn man mich gehört hat? Schnell ordne ich meine Haare und öffne die Tür. Und wer steht vor mir? David! Mit verwuschelten Haaren und roten Wangen. Allgemein sieht er aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. "Ich bin gerade erst aufgestanden. Aber ich muss mit dir reden. Also eigentlich weiß ich garnicht, was ich sagen soll. Ich möchte einfach nur bei dir sein, denn ohne dich will ich nicht leben. Jedes Mal wenn ich dich anseh, merke ich, wie sehr ich dich liebe und brauche. Du bist so wundervoll, so hübsch, so schlau und so...fantastisch. Das ist garnicht in Worte zu fassen." Wow, ich bin absolut überwältigt. Allerdings lässt David mir keine Zeit um mich wieder zu sammeln, denn im nächsten Augenblick...küsst er mich. Und zwar so wie mich noch niemand geküsst hat. Der Kuss ist so voller Leidenschaft, voller Liebe und Zärtlichkeit, dass ich wackelige Knie habe. In meinem Bauch fliegen mindestens zwei Millionen rosarote Schmetterlinge und ich bekomme fast Gänsehaut. Ok, fast ist untertrieben,

Man, du laberst echt nur noch Müll.

Nicht besonderst freundlich, aber es stimmt. Obwohl ich es eigentlich nicht will, löse ich mich von David. Der lächelt mich nur an und schiebt sich an mir vorbei in die Wohnung. Perplex schließe ich die Tür und gehe ihm hinterher. Er dreht gerade am Radio herum, als ich ins Wohnzimmer komme. "Du singst übrigens echt schön." grinst er mich an. Ich werde rot. "D du hast mich gehört?" stammel ich. Er nickt nur mit seinem verdammten Playboy-Grinsen. "Ach du Scheiße wie peinlich." Ich werde wenn möglich noch röter. "Ne ernsthaft, du singst echt klasse." Als er das sagt, sieht er mir ganz tief in die Augen und ich schmelze mal wieder fast dahin. "Danke..." Ich senke meinen Kopf.

Das ist jetzt nicht dein Ernst n?! Du stehst hier nicht ernsthaft in JOGGINGHOSE, vor DAVID?!?!

Oh mein Gott, nein, nein, nein, nein, nein. Das darf nicht war sein in dieser Hose sehe ich schrecklich aus. Ich muss mich sofort umziehen. "Ich find zwar das dir Jogginghosen atemberaubend gut stehen, aber wenn du meinst." "I Ich hab das aber grad nicht laut gesagt oder?" Mist, ich bin schon wieder am stottern, was ist nur mit mir los?! Bevor ich nochmal unabsichtlich etwas sage, laufe ich schnell die Treppen hoch. Hektisch greife ich mir das erste Top das ich finde und die Jeans, die über meinem Schreibtischstuhl hängt. Auf dem Weg zurück nach unten, stelle ich fest, dass ich Marissas Top trage. Es ist mintgrün mit Spitze.
Im Wohnzimmer sitzt David und trinkt meinen (!) Kaffee. Er mustert mich von oben bis unten. "Wow du kannst ja Farbe tragen." Und schon wieder dieses typische Grinsen. Gott wie ich das hasse.

Gib es zu, du liebst es.

Ist doch jetzt egal! "Das ist übrigens mein Kaffee den du da trinkst." erwieder ich ohne auf seinen Kommentar einzugehen. David stellt die Tasse weg und zieht mich schwungvoll
auf seinen Schoß. Seine Augen funkeln. Und dann küsst er mich wieder.

Mmmmmmh. Meeeeeehr.

Meine innere Stimme hat wirklich zu oft Recht in letzter Zeit. Nein! Nicht aufhören! Doch leider, leider hört David auf mich zu küssen. Er grinst, als er mich ansieht. Wieso grinst er schon wieder?!

Tja Schätzchen, du bist ein offenes Buch...

Ich stehe schnell auf und mache mich in der Küche zu schaffen, damit er nicht sieht, wie mir die Röte ins Gesicht steigt.
"Du spielst Basketball?" fragt David intressiert, als er den großen Ball, der im Wohnzimmer liegt entdeckt. "Als ich klein war, hat mich meine Mum gezwungen mit meiner Cousine zu spielen." antworte ich und verziehe das Gesicht. "Meine kleine Schwester hat Basketball geliebt." Er lächelt, doch in seinen Augen sehe ich die Trauer. "Was ist mit ihr passiert?" frage ich vorsichtig. Er schüttelt nur den Kopf. "Du musst es nicht sagen..." schiebe ich schnell hinterher. Ich gehe zu ihm hin und lege meinen Arm um ihn. "Es ist ein Jahr her, da haben unsere Eltern sich getrennt und meine Mutter hat das Sorgerecht für Malina bekommen. Sie war mein ein und alles, mein größter Schatz. Dad und ich sind dann weg gezogen ich habe sie nie wieder gesehen..." Ich sehe eine Träne aus seinem Auge tropfen. "Vor etwa drei Monaten hat mein Vater dann einen Anruf bekommen. Meine Mutter ist tot, Hausbrand. Niemand weiß, was mit Malina passiert ist. Bei der Beerdigung ist mein Dad zusammen gebrochen. Er ist seitdem im Krankenhaus, bekommt Medikamente und so. Ich wohne bei meiner Tante, aber sie ist nie zu Hause. Ich habe versucht herauszufinden, wo Malina ist, aber das einzige, was man mir sagen konnte war, dass sie wahrscheinlich bei meiner Mutter war...als..." Er wischt sich mit einer Hand über die Augen und sieht mich an. Ich drücke ihn fest an mich und flüster in sein Hemd. "Das tut mir so unendlich leid, wirklich David. Er nickt, doch dann lacht er. Wieso lacht er dauernd?! "Wieso lachst du dauernd?!" frage ich verwirrt. Er grinst nur weiter und geht mit dem Ball nach draußen. "Ey! Was machst du da?" rufe ich ihm hinterher. Als ich draußen bin, steht er am Basketballkorb und wirft. Wow er ist verdammt gut. "Bist du im Verein?"
"In Berlin war ich das ja, hier aber nicht mehr. Fang!" Aus Reflex schaff ich es tatsächlich den Ball zu fangen. Ich trippel auf ihn zu, trickse ihn aus und werfe einen Korb. "Yeayyy!" jubel ich. Er schnappt mir den Basketball aus der Hand, wirft und trifft. "Eins zu eins" lacht er. So geht das eine ganze Weile, wir sind gleich gut. Bis ich den absoluten mega Korb werfe und jubelnd über den Platz springe. Ich hüpfe freuend um David herum, bis ich umknicke und falle. Ich stelle mich schon drauf ein, auf dem harten Beton zu landen und schließe die Augen...doch ich lande erstaunlich bequem. Als ich die Augen öffne sehe ich, mal wieder, Davids unglaublich wunderschöne strahlend grüne Augen. Ich liege, wie ich feststellen muss, in seinen Armen, wie in diesen kitschigen Liebesfilmen. Ich fühle mich total geborgen und wünsche mir, er würde mich nie wieder loslassen. Das tut er allerdings genau in diesem Moment. Danke Schicksal! -.-

Das heißt Karma, Schätzchen :*

Dann halt Karma ist doch egal! Ich beiße die Zähne zusammen, weil es abartig wehtut, wenn ich auf den verletzten Fuß trete. "Alles gut." versuche ich David möglichst überzeugend anzulächeln. Leider kippe ich genau jetzt wieder um. Schon wieder Danke Schicksal!-.-

Karma! Mädchen, es heißt Karma!

Mir doch egal wie es heißt, es nervt auf jeden fall! David hält mich fest, als ich schwanke. Er schlingt von hinten seine Arme um mich, legt seinen Kopf an meine Schulter. Ich entspanne mich und atme seinen Geruch ein. "Du bist soo...besonderst. Soo anderst als die anderen.." Und schon spanne ich mich wieder an. Ich weiß das er es nicht so meint, aber es ist einfach meine größte Schwachstelle. Er merkt das etwas nicht stimmt und löst sich von mir. "Hab ich was falsches gesagt?" fragt David ein bisschen verwirrt. "Ne, alles gut...es ist nur so...du musst jetzt gehen!" antworte ich und schiebe ihn durch die Wohnung zur Tür. "Hä? Wie? Was? Wieso???" stammelt er. "David ich liebe dich,...aber das geht nicht mit uns, das ist ein Fehler. Wenn auch der schönste meines Lebens." sage ich traurig. "Cassy! Cassy, das kannst du mir nicht antun. Ich liebe dich verdammt nochmal! Bitte!" fleht er mich an. "Es tut mir leid David" Ich sehe auf den Boden, da ich seinen Blick nicht mehr ertragen kann. Er macht einen Schritt auf mich zu, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich. Doch diesmal ist es ein bittersüßer Abschiedskuss. Es ist wunderschön und trotzdem irgendwie traurig. Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt er von mir ab. Eine Millisekunde sieht er mir in die Augen, dann dreht er sich ohne ein Wort zu sagen um und geht. Am Gartentor bleibt er stehen, dreht sich um und sieht mich an. Wie ich da stehe, niedergeschlagen und mit Tränen die meine Wangen runter rollen. Er öffnet den Mund, als ob er was sagen wollte, schließt ihn aber wieder und geht. Immer mehr Tränen rollen über mein Gesicht, während ich mich auf die Treppen vor dem Haus fallen lasse. Als es beginnt zu regnen, schleppe ich mich nach drinnen. Ich schaffe es nicht bis nach oben auf mein Zimmer, sodass ich mit Wimperntusche verschmierten Augen einschlafe.

David & CassyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt