Kapitel 7

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POV Ardy

Langsam lief mir eine Träne über die Wange. Ich wusste selbst nicht, warum ich weinte. Ich hatte unglaubliche Angst. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so gefürchtet.

Es war die Unfähigkeit, die mir Angst machte. Die Unfähigkeit, etwas zu tun, Rewi zu helfen. Ich weinte, weil mir das so unglaublich Angst machte.

Noch nie hatte ich mich so einsam gefühlt.

Ich saß einfach nur da und konnte mich nicht bewegen, nichts tun.

Auf meinem Bildschirm war immer noch Skype geöffnet. Ich wusste, dass ich es eigentlich schließen und somit aus der Unterhaltung raus sollte, doch ich war unfähig mich zu bewegen.

Ich hörte wie Taddl mich rief. Ich wollte ihm antworten, konnte jedoch meinen Mund nicht öffnen. Taddl rief erneut. Dann hörte ich, wie sich die Tür zu meinem Aufnahmezimmer öffnete und Taddl herein kam. Er blieb kurz hinter mir stehen, trat dann einen Schritt auf mich zu und griff an mir vorbei nach der Maus. Mit einigen Klicks hatte er Skype geschlossen. Innerlich dankte ich ihm dafür.

Dann drehte er meinen Schreibtischstuhl um, zog mich hoch und in eine feste Umarmung.

Dankbar legte ich die Arme um ihn und fühlte mich gleich etwas besser. Taddl war da. Mein Brudi war da. Er würde mich nie im Stich lassen. Mit ihm gemeinsam würde ich das irgendwie überstehen. Wir alle würden das überstehen.

Ich löste mich sanft von Taddl, wischte meine Träne ab und sah ihm ins Gesicht.

„Wir müssen zu Palle."

Er nickte nur und zog mich in den Flur. Schnell griff er nach unserem Haustürschlüssel und schon standen wir vor Palutens und Rewis Wohnung.

Taddl klingelte.

Während wir darauf warteten, dass Palle uns die Tür öffnete, sah ich Taddl an.

„Danke."

Er sah zu mir herunter und die Andeutung eines Lächelns war auf seinem Gesicht zu sehen. Er wusste, wofür das war. Für vorher. Dafür, dass er mich aus meiner Starre geholt hatte. Und noch für viel mehr. Dafür, dass er zu mir hielt, dafür, dass er mein Brudi war, dafür, dass er mich nie im Stich ließ, dafür, dass er einfach nur da war.

Doch im nächsten Moment war sein Lächeln schon wieder verschwunden. Die Situation war nicht zum Lächeln und schon gar nicht zum Lachen.

Paluten öffnete die Tür.

Ohne etwas zu sagen ging ich auf ihn zu und umarmte ihn. Taddl tat es mir gleich und so wurde es eine dieser Gruppenumarmungen, die in anderen Situationen vielleicht süß oder sogar schwul gewesen wäre. Von Fans hätten wir dafür mindestens ein kreischendes, lang gezogenes „Ohhhh!" erhalten.

Doch in dieser Situation war sie einfach nur notwendig und hatten nichts der Gleichen an sich.

Hinter mir im Flur hörte ich eine Tür aufgehen und keine Minute später befand sich das YouTube-Haus versammelt in Palutens Wohnung.

Früher war alles besserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt