Die Nacht ist schon einige Stunden alt als Aang und ich uns ins Bett begeben.
Vorher haben wir unsere Freunde, die gleichzeitig noch unsere Gäste sind, in die verschiedenen Quartiere für die Nacht verfrachtet.
Erschöpft lasse ich mich aufs Bett sinken, während Aang sich seiner Luftbändigerrobe entledigt.
Es ist ziemlich warm in unserem Zimmer, denn den ganzen Tag über schien die Sonne und hat so die gesamte Hütte aufgewärmt.Auch ich richte mich nun, zum hoffentlich letzten Mal heute, auf, um mir meine Kleidung abzustreifen.
"Ich bin so müde, ich könnte ohne Probleme zwei Tage schlafen, aber Sokka will schon zum Sonnenaufgang aufbrechen", bricht Aang die Stille.
"Das sind, wenn du schnell einschläfst, noch etwa 4 Stunden", stelle ich fest.
"Ausschlafen wäre schön. Da hast du es schon besser", sagt er und gähnt dabei.
Ich verkneife es mir seinen Worten noch etwas hinzuzufügen, denn das würde mich nur wieder wütend machen.
Stattdessen antworte ich: "Ich werde mit euch aufstehen, denn wenn ihr alle weg seid, werde ich mich auch kurz danach auf den Weg machen."
"Tut mir leid, dass du dir Appa nicht ausleihen kannst. Aber wenn ich alles erledigt habe, komme ich schnell mit ihm nach", versucht er mich zu besänftigen.
Manchmal vergesse ich, dass er mehr spürt als er sieht als Avatar, aber auch diese Aussage ändert nichts daran, dass ich weiterhin traurig über den abgeblasenen Ausflug bin.
"Ist nicht schlimm, ich werde bis ins nächste Dorf laufen und sehen, wie ich von da am besten weiter komme", erkläre ich und lege mich dabei aufs Bett.
Aang steht noch und streckt sich, bevor auch er sich mit Leichtigkeit aufs Bett wirft und dabei ein angenehmen Luftstoß durch den Raum schickt.
"Na gut, dann schlaf gut", nuschelt er nur noch und dann ist er auch schon eingeschlafen.
Auch ich schließe daraufhin die Augen und versuche jegliche Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, was erstaunlicher Weise besser funktioniert als ich erwartet habe.
Der Übergang von der Realität in die Traumwelt ist so verschwommen, dass ich ihn kaum merke.Doch schneller als erhofft wache ich schweißgebadet aus einem kurzen Schlaf auf.
Ich fühle mich völlig ausgetrocknet und beschließe aus dem heißen Raum an die frische Luft zu gehen und einen Schluck Wasser zu trinken.
Während ich so leise wie möglich aufstehe, schnarcht Aang friedlich neben mir weiter.
Er scheint von der Hitze in diesem Zimmer nichts zu spüren.
Sein Körper scheint sich perfekt an jedes Klima anzupassen.
Schon bei unserer ersten Begegnung vor all den Jahren am Südpol habe ich mich gefragt, warum er nicht friert in seiner dünnen Robe mitten im Eis.
Entweder liegt es daran, dass er der Avatar ist, oder das ganze mit seinem Dasein als Luftbändiger zusammenhängt.Auf noch mehr Kleidung als ich sowieso schon trage, verzichte ich.
Meine dünne Robe, die ich normalerweise unter meiner normalen Kleidung trage, reicht vollkommen für mein Vorhaben, da ich beabsichtige ins Wasser zu gehen.
Ich schleiche aus dem Zimmer, gehe geradewegs zur Tür und greife im Vorbeigehen nach meinem Gürtel, an dem der Behälter für mein Wasser befestigt ist.
Draußen ist es auch ziemlich warm, aber lange nicht so unerträglich wie in der Hütte.
Ich gehe geradewegs den Weg zum Strand, den man von hier schon sehen kann.
Die Nacht ist klar und so scheint direkt über dem Meer der Mond.
Da fast Vollmond ist, kann ich die Stärke, die von ihm ausgeht, überall auf meiner Haut spüren und dies ist sicher auch ein Grund dafür, dass ich nicht gut schlafen kann.Auch am Strand ist alles ruhig.
Nur das rauschen der Wellen und meine Schritte durch den Sand sind zu hören.
Sofort führt mein Weg mich ins Wasser.
In dem Moment, in dem eine Haut mit dem Wasser in Berührung kommt, ist mein Kopf seit langer Zeit frei von allen Gedanken.
Es gibt nur mich und mein Element und wir sind eins.Ich weiß nicht wie lang ich schon im Wasser bin, als ein Geräusch vom Strand mich erreicht.
Verwirrt sehe ich in den Himmel.
Am Horizont macht sich der Sonnenaufgang in den schönsten Rosatönen bemerkbar.
Beim Umdrehen merke ich, wie erschöpft ich vom bändigen bin, nehme jedoch trotzdem eine Abwehrhaltung ein."Lass dein blödes Wasser fallen, Katara", ertönt die Stimme von Toph.
Auch wenn sie es hätte schöner ausdrücken können, gebe ich meine Haltung auf und laufe aus dem Wasser, um mich zu ihr in den Sand zu setzen."Warum bist du schon wach?", frage ich Toph.
"Weil die Sonne gleich aufgehen wird und dein Bruder so früh los möchte", antwortet sie mir gereizt.
"Und ich vermute, dass er noch im Bett liegt und tief schläft", sage ich.
Tophs Blick liegt auf dem Wasser, aber das einzige Bild das sie sieht sind ihre Gedanken.
Schon bei ihrer Ankunft schien sie nicht all zu gut gelaunt, aber auch daran habe ich keinen Gedanken verschwendet, was mir im Nachhinein schrecklich leid tut.
Vorsichtig lege ich meine Hand auf ihre Schulter.
Schon immer war es eine riskante Sache Körperkontakt zu ihr zu suchen, aber jetzt gerade scheint sie das zu brauchen.
Unter meiner Berührung sackt sie etwas ein und als sie mich ansieht, erkenne ich in ihren milchigen Augen Tränen."Toph, was ist los?", frage ich ernsthaft besorgt.
Selten habe ich die junge Erdbändigerin so aufgelöst gesehen und das ist der Grund, warum mich dieser Anblick fast selbst zum Weinen bringt."Es ist so lächerlich", beginnt sie und wischt sich dabei die erste Träne von der Wange.
"So lächerlich kann das nicht sein, wenn du deswegen weinst", ermutige ich sie zum Sprechen.
Man kann ihr ansehen wie schwer ihr die nächsten Worte fallen müssen.
"Es geht um Sokka", sagt sie leise.Tatsächlich habe ich mir sowas schon gedacht.
Seit Toph damals zu uns gestoßen war, konnte sie die kleine Schwärmerei für meinen Bruder nicht so gut verbergen, wie sie es am liebsten getan hätte.
Ich sage nichts und warte bis sie von allein weiter spricht."Die letzten Monate haben wir uns oft allein getroffen und da war etwas zwischen uns. Das kann ich mir nicht eingebildet haben, aber gestern hat er sich so komisch benommen. Als er dann allein mit Aang geredet hat, ich wollte wirklich nicht lauschen, hat er ihm erzählt, dass er und Suki es noch einmal miteinander probieren wollen", endet sie schluchzend und zu meiner Überraschung lehnt sie sich an mich und lässt sich umarmen.
Anstatt etwas zu sagen, umarme ich sie nur noch fester und merke, wie auch ich anfange zu weinen.
Und so sitzen Toph und ich Arm in Arm am Strand und weinen. Sie weint für sich und auch meine Tränen gehören erst zu ihrem Problem, aber auch ich lasse irgendwann meiner eigenen kleinen Verzweiflung freien Lauf.Erstaunt muss ich feststellen, dass es bei meinen Freunden in Sache Liebe nicht gerade besser aussieht als bei mir und irgendwie gibt mir das Hoffnung.
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Sol et Luna
FanfictionDer Krieg ist zu Ende und eine vielversprechende Zukunft liegt vor Team Avatar. Aber etwas Unausgesprochenes ist noch lange nicht vergessen und nicht jeder ist zufrieden mit den Plänen der neuen Welt.