In der Nacht

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Das Gefühl beobachtet zu werden kennt wahrscheinlich jeder, aber ich vermute, dass ihr mir zustimmt, dass diese bestimmte Empfindung weitaus stärker ist, wenn man sich Nachts bei kompletter Dunkelheit im Bett umher rollt und nicht einschlafen kann. Dieses unangenehme Gefühl, als würde jemand irgendwo im Raum stehen, gut von den Schatten umhüllt, und stets bereit hervor zu springen und unbeschreibliches Unheil über einen selbst zu bringen. Jeder, der ohnehin schon Angst davor hat, schlafen zu gehen, sollte jetzt am Besten wegschalten, denn dieses Gefühl, ... es täuscht euch nicht. 

Eigentlich ist es nicht jemand der euch beobachtet, es ist mehr ein etwas. Es ist ein aus purer Dunkelheit bestehendes bösartiges Wesen, das euch Nachts beim Schlafen beobachtet. Ihr kennt das ungute Gefühl, wenn man direkt in die Dunkelheit hineinsieht. Man beginnt meist eine vage humanoide Gestallten zu erkennen, die bewegungslos im Raum steht, doch meist tut man diese als reine Halluzination ab. Aber das ist falsch, es ist wirklich da und starrt aus unsichtbaren Augen in seinem dunklen gesichtslosen Kopf auf einen herab. Instinktiv tut man das richtige, man schließt die Augen oder wendet sich ab und zieht bestenfalls auch gleich die Decke so hoch, wie es der Bedarf an Luft noch zulässt. Meist kann man dann für eine gewisse Zeit nicht einschlafen, zumindest solange nicht, bis man den kalten Schauer vergisst, den sein kalter Blick verursacht. 

Bis hier hin ist noch alles in Ordnung, erst ab jetzt wird es bedrückend, denn wenn man schläft, bewegt es sich. Nicht ziellos im Raum umher oder durch das Haus, nein, es nähert sich dem Bett. Schritt für Schritt, lautlos über den Boden, bis seine schlaksige dunkle Gestalt direkt an der Bettkante steht und man seine kalte dunkle Präsens wahrnimmt. Die Zehenspitzen frieren, ein kühler Windhauch fährt über die Haut und es scheint plötzlich so still zu sein, wenn es seinen Kopf langsam senkt, während sich sein Oberkörper über das Bett beugt. Es nähert sich stets dem Gesicht, deswegen ist es ratsam, nicht auf dem Rücken zu schlafen und das Gesicht zur Wand auszurichten. 

Ganz langsam lehnt es sich nach vorne und verkrümmt und dehnt seinen Körper dabei auf unmenschliche Weise, bis es sich nicht mehr als zehn Zentimeter vor dem Gesicht befindet. Dort verharrt es, beobachtet einen die ganze Nacht lang und man kann es nicht einmal hören, wenn es vollkommen ruhig ist. Wenn man erwacht und es spürt, wie es herzlos auf einen herab blickt, sollte man sich die nächste Lichtquelle die man hat, in Erinnerung rufen und mit geschlossenen Augen nach dieser suchen. Egal wie lange man dafür braucht, egal wie viel Lärm man dabei produziert, all das ist irrelevant, einzig und allein die Augen müssen verschlossen bleiben. Erst wenn das Licht den Raum erhellt, darf man sie wieder öffnen und sich umsehen. 

Man wird feststellen, dass man vollkommen alleine ist und auch das Gefühl des Unbehagens wird verschwunden sein, denn das Licht verdrängt die Schatten aus denen es besteht. Ab dann sollte man den Rest der Nacht mit einer angelassenen Taschenlampe oder einem Nachtlicht schlafen, denn wenn es wieder kommt, wird es verärgert sein.



Das abgrundtief BöseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt